Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
Vom Netzwerk:
ihre Richtung. Ich bewegte mich unbeholfen zwischen
den ganzen schwarzen Anzügen. Es stank nach einer Mischung aus Rasierwasser und
Einbalsamierungsöl. Ich fragte mich, ob einer der Trauergäste, die sich um mich
drängten, der Killer war.
    Ich fragte mich, ob er hinter
mir war, neben mir, vor mir, ob er mich bemerkte, ob er geschockt oder verdutzt
war, oder ob er ohnehin schon wusste, das ich noch lebte, und gelassen auf
seine Gelegenheit wartete, mich auszuknipsen.
    Während die Trauergäste sich
zerstreuten, einige wieder an ihre Arbeit zurückkehrten und andere dem Zug zum
zweiten kurzen Gottesdienst im Krematorium folgten, ergriff Alison meine Hand
und sagte: »Das war traurig.«
    »Eine völlig unsinnige
Aktion.«
    »Wir haben ihm unseren Respekt
erwiesen.«
    »Wir haben uns größter Gefahr
ausgesetzt. Hier ist es nicht sicher, wir sollten ...«
    Wie um meine schlimmsten
Befürchtungen zu bestätigen, bremste genau in dem Moment ein Wagen neben uns,
kaum ein paar Schritte vom Kirchenportal entfernt. Es war ein blauer Jaguar mit
schwarz getönten Scheiben. Das Fenster im Fond glitt herab. Alison hatte
ängstlich einen Schritt auf mich zu gemacht, woraufhin ich seitlich nach hinten
ausgewichen war, so dass ich jetzt genau hinter ihr stand. Fielen Schüsse, so
war ich zumindest vor den ersten Einschlägen abgeschirmt.
    »Mr. Radek«, sagte Alison.
»Ich war mir erst nicht sicher, wer es ist, wegen der getönten Scheiben und
so.«
    Ich stellte mich neben sie,
rot im Gesicht vor Erleichterung.
    »Ein hartes Geschäft«, sagte
er. »Ein so junger Mann wie er.«
    »Mr. Radek«, begrüßte ich ihn.
»Ich habe gar nicht bemerkt, dass Sie beim Gottesdienst waren.«
    Er schenkte mir ein knappes
Lächeln. Seine Vorderzähne waren überkront, aber das Zahnfleisch hatte sich
zurückgezogen, so dass man die gelben Stummel der Originale sah. »Alter und
zunehmende Gebrechen haben ihre Vorteile. Man hat mich ganz nach vorne geführt.
Näher mein Gott zu dir, nicht wahr?«
    Ich nickte. Er nickte.
Plötzlich wurde der Motor des Jaguars im Leerlauf auf Touren gebracht. Ich
blickte zum Fahrer: militärisch kurzer Haarschnitt und ein spitzes Profil.
    »Geduld, Karl, Geduld«, sagte
Mr. Radek und langte nach vorn, um sanft die Schulter des Mannes zu tätscheln.
Karl drehte sich nicht um und zeigte auch sonst keine Reaktion. »Es tut mir
leid. Mein Sohn ist immer in Eile. Selbst bei einer Beerdigung.«
    Karls Augen musterten mich im
Rückspiegel.
    Und mein Blut gefror.
    »Ich habe gestern im Kein
Alibi angerufen«, erklärte der alte Mann, »aber es war geschlossen.«
    »Ja«, sagte ich, und aus
meiner Kehle drang auf einmal nur noch ein heiseres Krächzen. »Ein
Krankheitsfall in der Familie.«
    Erneut suchte Alisons Hand die
meine. Sie drückte sie fest, und es war, als bildeten wir einen Hochspannungsstromkreis.
    »Tut mir leid, das zu hören.
Nun ja, es war auch nicht weiter wichtig. Wie ich gehört habe, findet die
Vorstellung des Buchs meiner Frau trotzdem in Ihren Räumlichkeiten statt?«
    Ich nickte.
    »Ich war mir nicht sicher
wegen der ... Angemessenheit? Meiner Frau geht es nicht gut, und nach dem Tod
von Daniel Trevor ...«Er winkte ab. »Tja, wie dem auch sei. Wir werden
jedenfalls anwesend sein.«
    Er nickte mir zu, er nickte
Alison zu, dann streckte er den Arm aus, um seinem Sohn erneut auf die Schulter
zu klopfen. Das Fenster surrte hoch, der Motor wurde erneut auf Touren
gebracht, dann glitt der Wagen sanft hinaus in den Verkehr.
    Ich stand da und starrte auf
das persönliche Wunschkennzeichen.
    Alison zerrte an meiner Hand.
»Hast du es auch gesehen?«, fragte sie. Ich nickte.
    »Das kann kein Zufall sein«, erklärte sie. Ich nickte
erneut.
    »Er sieht seiner Mutter viel ähnlicher als seinem
Vater.« Ich drehte mich ein Stück in ihre Richtung. »Tut mir leid, was ist?«
    »Wie hat er ihn genannt, Karl?
Er ist seiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten, ich hätte es eigentlich
gleich beim ersten Mal erkennen müssen.«
    Ich runzelte die Stirn. »Von
was redest du da?«
    »Von was redest du denn? Es ist Karl. Ist dir nicht aufgefallen,
dass er es vermieden hat, in meine Richtung zu schauen? Trotzdem hab ich ihn
auf Anhieb erkannt, Irrtum ausgeschlossen. Karl ist der Kerl, von dem ich dir
erzählt hab. Der höfliche, attraktive Kunde, der mit mir ausgehen wollte. Er
ist zu mir in den Laden gekommen und hat mich zum Abendessen eingeladen.« Ihre
Augen waren weit aufgerissen und starrten immer noch dem Jaguar

Weitere Kostenlose Bücher