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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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Schauer den Rücken hinunterjagten angesichts dieses weiteren Beweises,
dass wir in höchster Gefahr schwebten. Als ob es dessen noch bedurft hätte!
    »Wir müssen hier weg«, flüsterte ich Alison zu.
»Warum?«
    »Weil einer von ihnen möglicherweise der Killer ist.«
    »Daniel ist ertrunken. Alle haben gesagt, er sei
ertrunken. Wer von ihnen?«
    »Ich weiß nicht. Brendan Coyle.«
    »Glaubst du?«
    »Keine Ahnung. Ja.«
    » Bist du sicher?«
    »Nein. Aber wir müssen sofort
von hier verschwinden.«
    Es war ein einfaches
Rechenexempel. In dem Zusammenhang natürlich ein furchtbarer Ausdruck, aber zutreffend.
Daniel Trevor war ermordet worden, während wir uns geliebt hatten. Wir hätten
auf diese Möglichkeit vorbereitet sein müssen. Schließlich wusste ich, dass Sex
und Tod und das Böse Hand in Hand gingen. Mein Vater hatte mir das schon als
Kleinkind eingetrichtert. Es war alles auf Eva zurückzuführen. Mein Vater hatte
seine eigene Schwäche verachtet, weil er sich von meiner Mutter hatte
verführen lassen. Ich denke, sie haben nur ein einziges Mal Sex gehabt. Und
ich war das Resultat. So läuft das. Und jetzt war ich dabei, einen Nachfolger
zu produzieren, empfangen im düsteren Schatten eines Mordes. Da konnte das
Resultat, zumindest in den Augen eines Pessimisten, nur 666 lauten.
    Türen schlugen, Motoren wurden
angelassen. Die Dichter und die Bildhauerin und der Drehbuchautor fuhren ab.
Vom Fenster unseres Zimmers aus wirkte der See ganz friedlich. Wasser war ein
großer Lebensspender, verschlang es aber auch mit überraschender Leichtigkeit,
ohne dass eine Spur davon zurückblieb.
    Keine Kreideumrisse auf einem
See.
    Kein Tatort-Absperrband.
    Und es schnüffelte auch kein
Detective Robinson herum, zumindest bisher nicht. Vermutlich war für die Gegend
ein anderes Revier zuständig. Allerdings war ich mir ziemlich sicher, dass die
Nachricht bald zu ihm durchdringen und er sich der Sache annehmen würde, wo
auch immer er gerade steckte. Wir mussten uns also sofort aus dem Staub machen.
    »Alison, bitte.«
    »Ich kann nicht fassen, dass
er tot ist.« Sie lag auf dem Bett, wo wir Damien gezeugt hatten. »Bevor ich
dich kannte, habe ich noch nie eine Leiche gesehen. Und jetzt schon zwei. Du
hast echt Ahnung, wie man ein Mädchen bei Laune hält.«
    »Tut mir leid.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du
wirkst so traurig. Es ist nicht deine Schuld. Komm, leg dich neben mich.«
    »Wir müssen gehen.«
    »Nur für eine Minute. Ich muss
mal geknuddelt werden.«
    Ich legte mich neben sie aufs
Bett. Sie schlang ihre Arme um mich. Dann begann sie mich zu küssen.
    Manche Menschen haben schon
eine komische Art, mit dem Tod umzugehen.
     
    Auf der Rückfahrt bekam ich
einen steifen Nacken, weil ich mich ständig umdrehte, um die Straße hinter uns
zu beobachten.
    Daheim. Glück allein. Kein Alibi.
    »Musst du nicht nach deiner
Mutter schauen?«, fragte Alison.
    »Sie kann sich ganz gut um sich selbst kümmern.«
    »Willst du sie von meinem Handy aus anrufen?«
    »Sie geht nicht dran, wenn sie die Nummer nicht
kennt.«
    Alison nickte. »Schade, dass
ich zurück an die Arbeit muss. Aber wenn ich nicht auftauche, feuern sie mich.«
    »Kein Problem«, erwiderte ich.
»Ich komm schon zurecht.«
    Sie erklärte mir, der
Juwelierladen sei so sicher wie Fort Knox. Vielleicht war er das. Aber er war
nichts im Vergleich zum Kein Alibi. Wenn ich meinen Laden verrammle, ist er
ein Hochsicherheitsbunker. Ich
wusste, innerhalb seiner Wände war ich absolut geschützt - solange ich alle
Schleusen dicht machte. Was vor allem bedeutete, den Laden nicht für den
Publikumsverkehr zu öffnen. Darunter würden zwar meine Einnahmen empfindlich
leiden, aber dieses Opfer war ich bereit zu bringen. Vor allem brauchte ich
jetzt meine Medikamente, von denen ich doppelte und dreifache Rationen im Laden
aufbewahrte, ebenso wie in zahlreichen weiteren über die ganze Stadt verteilten
Notfall-Depots, und ich brauchte Zeit, bis ihre Wirkung einsetzte.
    Vor allem aber brauchte ich Ruhe zum Nachdenken.
     
    Ich nahm meine Pillen. Ich
trug meine Cremes auf. Ich trank Kaffee. Ich hockte hinter der Kasse, bei
ausgeschaltetem Licht, nur mein Computer schimmerte bläulich. Es war an der
Zeit, Ordnung in diese Ermittlungen zu bringen. Zu einer nüchternen
Einschätzung der Fakten zu gelangen. Aber jedes Mal, wenn ich mich den
diversen Aspekten des Falls zuwandte, um sie in Beziehung zu setzen und Muster
darin zu erkennen, schweiften meine Gedanken ab.
    Alles,

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