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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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unfreundlich zu ihr, weil ich einen aufreibenden Tag im Landhaus
gehabt hatte. Als sie am nächsten Abend nichts von sich hören ließ, dachte ich,
sie wäre mir vielleicht noch böse deswegen. Am Tag darauf hätte sie dann
eigentlich schon wieder in Belfast eintreffen müssen, aber zunächst war ich
nicht weiter beunruhigt. Sie wissen ja, wie Ryanair ist, die sagen, sie fliegen
nach Frankfurt, stattdessen landen sie in der Schweiz, und anschließend sitzt
man achtzehn Stunden im Bus ... Doch als sie am darauffolgenden Morgen immer
noch nicht da war, begann ich mir ernsthafte Sorgen zu machen. Ich kontaktierte
die Fluggesellschaft, aber die teilten mir mit, sie sei nicht an Bord ihres
Fluges gewesen. Ich rief im Hotel an, und die erklärten, sie hätte ausgecheckt.
Verständlicherweise wurde ich an diesem Punkt ausgesprochen unruhig. Ich sprach
mit der Frankfurter Polizei, aber da gab es dieses Sprachproblem, und ich bin
mir nicht sicher, ob sie mein Anliegen richtig verstanden oder es überhaupt
ernst genommen haben, doch Rosemary ist wirklich kein Mensch,, der sich einfach
mal eben einer Laune hingibt. Also verständigte ich die hiesige
Kriminalpolizei, und die nahmen sich des Falls an. Ich habe zwar keinen Grund
zu der Annahme, dass die hiesige oder die dortige Polizei nachlässig bei ihren
Ermittlungen waren, aber Tatsache ist, sie haben sie nicht gefunden.«
    »Also haben Sie sich an
Malcolm Carlyle gewandt, den Privatdetektiv.«
    »Richtig. Das war vor etwa
vier Monaten. Er hat mir das Blaue vom Himmel herunter versprochen. Ich sollte
ihm einen Flug nach Frankfurt bezahlen, und zwar nicht mit Ryanair, außerdem
wollte er im selben Hotel wie Rosemary untergebracht werden, was nicht ganz
billig war. Am Ende war er dann eine ganze Woche dort, obwohl alle, die mit der
Buchmesse zu tun gehabt hatten, schon längst abgereist waren. Irgendwann
informierte er mich, er hätte eine Spur. Zudem verlangte er ständig mehr Geld.
Und jetzt ist er verschwunden. Ich habe eine verschwundene Person engagiert,
um eine verschwundene Person zu finden. Ich komme mir wie ein absoluter Trottel
vor.«
    Zum ersten Mal hörte ich von
irgendwelchen Unregelmäßigkeiten seitens meines früheren Nachbarn. Kleine
Geschäfte gehen häufig in Konkurs, und der Himmel weiß, ich bewege mich schon
lange auf diesem schmalen Grat, aber glücklicherweise gibt es nur wenige schwarze
Schafe, die angesichts eines drohenden Bankrotts kaltblütig ihre Kunden
abzocken.
    Daniel Trevor starrte in
seinen Kaffee. Ich starrte in den meinen. Und Jeff starrte quer über die
Straße. Dann starrte Daniel noch etwas vor sich hin. Und ich starrte etwas vor
mich hin. Und Jeff behielt den Juwelierladen gegenüber im Auge.
    Schließlich sagte Daniel
Trevor: »Ich brauche Ihre Hilfe.«
    Bei diesen Worten entspannte
ich mich. Es gehört nämlich zu meinem Credo, niemals jemandem meine Dienste
aufzudrängen. Man muss mich immer darum bitten. Damit lege ich von Anfang an
die Dynamik einer Beziehung fest.
    »Ich nehme an, Sie untersuchen
...«
    »Daniel, ich bin ein
vielbeschäftigter Mann«, erwiderte ich, obwohl das eindeutig den Tatsachen
widersprach.
    »Das ist mir klar.«
    »Aber der Fall interessiert
mich. Leute verschwinden nicht einfach so. Weder hier noch in Deutschland.«
    Hinter der Theke räusperte
sich Jeff. »Sechs Millionen Menschen verschw...«, begann er. Hielt aber sofort
inne, als ihn mein vernichtender Blick traf.
     
    Seit ich mich als Detektiv
betätigte, hatte ich noch keinen Fall ungelöst gelassen, dementsprechend war
mein Selbstvertrauen gewachsen. Also erklärte ich ohne mit der Wimper zu
zucken: »Daniel - ich werde Ihre Frau finden. Aber ich warne Sie - wenn Sie
Fragen stellen, müssen Sie sich auf Antworten gefasst machen.«
    Er runzelte die Stirn. »Ich
bin mir nicht ganz sicher, was Sie meinen.«
    »Das soll heißen, wenn Sie
eine Frage stellen, entspricht die Antwort möglicherweise nicht Ihren Erwartungen.«
    »Ich weiß immer noch nicht
genau, auf was Sie hinauswollen. Wenn ich eine Frage stelle, dann geht es doch
überhaupt nicht darum, was ich erwarte. Die Antwort ist einfach die Antwort.«
    »Sie nehmen das zu wörtlich.
Ich meine, wenn Sie eine Frage stellen, dann gibt es darauf möglicherweise
verschiedene Antworten. Sie gehen im Moment davon aus, dass zwei und zwei vier
ergibt. Aber das ist nicht immer der Fall.«
    »Doch, ich denke schon.«
    »Okay, schlechtes Beispiel.
Nehmen wir an, Sie fragen mich, wie die Hauptstadt von

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