Bateman, Colin
Assistentin in einer Spielshow.
Gerade waltete ich wieder einmal vor fünfzehn eifrigen Studenten meines Amtes,
als die Tür aufging und eine elfengleiche Gestalt hereintrat. Zuerst erkannte
ich sie gar nicht, denn sie trug die wollene Entsprechung einer ledernen
Fliegerkappe tief auf die Brauen herabgezogen, und die Entsprechungen der
ledernen Ohrenklappen verdeckten einen Großteil ihres Gesichts. Aber als sie
die Mütze abnahm und Brendan entschuldigend anlächelte, bemerkte ich unter
plötzlichem Erröten meiner Wangen, meiner Brust, meiner Arme und Beine, dass
sie es war, meine Angebetete aus dem Juwelierladen.
»Tut mir leid«, erklärte sie.
»Meine Uhr ist stehen geblieben.«
Keine wirklich gute Reklame
für den Juwelierladen, aber die perfekte Chance für mich, denn Brendan schüttelte
den Kopf und erklärte, es täte ihm ebenfalls leid, aber der Kurs sei bereits
voll, und sie könne ihren Namen höchstens auf die Warteliste setzen lassen;
aber noch bevor sich eine Spur von Enttäuschung auf ihr Gesicht malen konnte,
saß ich bereits im Sattel und galoppierte den Hügel hinab zu ihrer Rettung.
»Nein, nein, nein, ganz und
gar nicht«, rief ich. »So wie es aussieht, haben wir noch einen Platz frei.«
»Nein, haben wir nicht«,
widersprach Brendan.
»Doch, haben wir«, beharrte
ich.
»Sie haben doch selbst gesagt,
der Kurs sei überbucht«, wandte Brendan ein. »Ich habe gelogen.«
Er warf mir einen fragenden
Blick zu. »Nun, das ist mal eine erfrischend aufrichtige Antwort.« Ich blickte
zu der jungen Frau. Sie lächelte mich an. Brendan sah zu mir, sah, wie ich die
Frau anlächelte, die mich anlächelte. Dann nickte er. Seine fragende Miene
verwandelte sich in eine verstehende. Ohne etwas über die Hintergründe zu
wissen - die zahllosen Stunden, die ich damit verbracht hatte, den
Juwelierladen zu observieren und sie zu verfolgen - erfasste Brendan die
Situation intuitiv. Und im gleichen Moment wurde mir klar, dass er alles in
seiner Macht Stehende tun würde, um mir jede Chance bei ihr zu vermasseln. Er
würde sie selbst umgarnen. Und wenn er sie nicht haben konnte, würde er sie
zerstören. Das war nämlich genau seine Masche.
Er bat sie sofort auf den
Autorenstuhl.
Und ich musste ohnmächtig
zusehen.
Brendans Lehrmeinung ist, dass
zwar nicht jeder das Zeug zum großen Schriftsteller hat, dass man aber immerhin
trainieren kann, wie einer zu denken. Oder besser gesagt, er kann einem diese Fähigkeit
beibringen. Zu diesem Zweck ermutigt er seine Studenten, sich auf dem
»Autorenstuhl« niederzulassen - in unserer gewöhnlichen Welt ein simpler
Barhocker -, der im Schaufenster des Ladens aufgestellt ist. Dann fragt er den
Kandidaten kurz aus, normalerweise, um ihn in irgendeiner Weise zu verunsichern
oder bloßzustellen, bevor er den Stuhl umdreht, so dass der Betreffende auf
die Straße blickt, um dort der »Herausforderung des Autors« zu begegnen, wie
Brendan es ausdrückt. In der Vergangenheit hatte ich ihm das immer durchgehen
lassen, denn weder seine Kurse noch seine Studenten bedeuteten mir etwas, sie
waren nur Mittel zum Zweck, um Taschenbücher zu verkaufen. Doch diesmal lag
der Fall anders. Ich war verliebt. Und er näherte sich geifernd seiner neuen Herausforderung,
heimtückisch und mit dem ganzen prahlerischen Gehabe eines Bestsellerautors;
sie dagegen war eine unschuldige Anfängerin, geblendet vom Bannstrahl seiner
Berühmtheit. Was, wenn sie seinem Charme und seiner Intelligenz erlag? Was,
wenn er sie mir abspenstig machte? Oder schlimmer noch, wenn er sie
missbrauchte, sie fallen ließ, so dass sie auf den Klippen seines zügellosen
Egos zerschellte; oder sie an einem Haken fing wie einen Fisch und dann wieder
zurückwarf, immer noch ein Fisch, aber einer mit einem großen Haken durch die
Wange?
Es begann harmlos genug. »Name?«
»Alison«, erwiderte sie.
»Erzählen Sie uns ein bisschen
über sich, Alison.«
»Ich arbeite im Juwelierladen
gegenüber.«
»Und wie langweilig ist das?«
Ȇberhaupt nicht, es macht mir
Spaß.«
»Und nun suchen Sie also hier
nach Erfüllung.«
»Nein, ich brauche nur ein
paar Schreibtipps.«
»Tipps?«
Brendan zog die Augenbrauen
hoch. Die übrigen Kursteilnehmer grinsten wie Idioten. Keiner von ihnen würde
je Literatur schreiben. Die meisten hatten noch nicht mal Ahnung vom Lesen.
»Und was schreiben Sie so,
Alison? Ich bin ja der Auffassung, werdende Autoren sollten über das
schreiben, was sie gut kennen. Schreiben Sie über
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