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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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bis 20 Uhr abends -
außer an den letzten beiden Tagen, an denen sie Bockenheimer nachträglich noch
zwischen zwei andere Termine gequetscht hatte.
    Ich blickte auf die Uhr. Es
war jetzt 19.30 Uhr, und da in meinem Sozialkalender nicht nur ein Zeitfenster,
sondern gewissermaßen ein ganzes Glashaus offen stand, beschloss ich, dass
ich ebenso gut Trevor Daniel anrufen konnte. Eine ruppige und leicht lallende
Stimme meldete sich und versprach, ihn an den Apparat zu holen. Nach etwa fünf
Minuten legte ich auf, wählte erneut und bekam diesmal Daniel direkt an die
Strippe. »Samstagabend«, stöhnte er erschöpft, »da spielen die Dichter
verrückt.« Er bat mich, kurz dranzubleiben, während er sich in einen ruhigeren
Teil des Hauses zurückzog, um das Gespräch dort fortzusetzen. »Es ist ein
wahres Tollhaus«, sagte er. »Also, was kann ich für Sie tun?«
    Ich kam ohne Umschweife zur
Sache. »Bockenheimer - vier Treffen in vier Tagen, das scheint mir etwas
übertrieben.«
    »Manfred!« Daniel lachte.
»Aber natürlich, der liebe Manfred. Manfred Freetz. Er ist ein alter Freund und
ein bewährter Geschäftspartner. Im Lauf der Jahre haben wir einige Bücher
zusammen gemacht. Normalerweise legen wir unsere Termine immer auf die
Lunchzeit, wo es dann feuchtfröhlich zugeht. Und manchmal kann er sich nachher
kaum noch daran erinnern, was wir mit ihm vereinbart haben. Aber er ist ein
wunderbarer Kerl. Er liebt Bier.«
    »Trotzdem, sind vier Meetings
nicht ein bisschen viel?«
    »Ach, ich weiß nicht. Sie hat
irgendwas über ihn erwähnt. Ich glaube, er war noch unentschlossen wegen eines
der Titel. Das kann vorkommen, wenn das Buch noch nicht geschrieben ist.«
    »Wie meinen Sie das, wenn es
noch nicht geschrieben ist?«
    »Nun ja, manchmal verkaufen
wir auch ein Expose, vielleicht nur die ersten paar Kapitel. Wir bieten
gewissermaßen die Idee an. Oder wenn es ein sehr teures Buch wird, dann müssen
wir ausländische Verlage mit an Bord holen. Zu einer Art Koproduktion.«
    »Um welchen Titel ging es
dabei?«
    »Ähm... also, Rosemary hat
große Hoffnungen auf das Titanic-Buch gesetzt, und Manfred hat es tatsächlich
gekauft, zu einem recht anständigen Preis. Aber dann ist er nochmal
zurückgekommen und hat auch noch Interesse an dem Musikbuch bekundet. Die
Memoiren von Anne Smith. Ja, ich kann mich noch genau erinnern, weil wir Witze
darüber gemacht haben. Rosemary hat sich da bewusst etwas im Vagen gehalten.
Sie hat ihm lediglich einen Entwurf und ein Kapitel über die späteren Jahre von
Anne Smiths Karriere in Belfast überlassen. Wobei sie ihm sehr viel mehr auch
gar nicht hätte geben können, da die Autorin leider ernsthaft erkrankt war und
nicht zum verabredeten Zeitpunkt liefern konnte. Vermutlich hatte Manfred meine
Frau im Verdacht, sie halte das Buch nur zurück, um den Preis hochzutreiben.«
    »Aber wieso zurückhalten?
Interessiert sich denn irgendjemand für das Belfast Orchestra? Selbst hier in
Nordirland?«
    »Ah, natürlich. Jetzt verstehe
ich, worauf Sie hinauswollen. Ich habe Sie womöglich ein wenig in die Irre geführt,
als ich von einem Musikbuch sprach. Anne Smith war eine unserer vier bedeutendsten
Violinistinnen. Sie hat lange Jahre im Orchester gespielt, und sie hat eine
entscheidende Rolle dabei gespielt, es zu dem zu machen, was es heute ist.«
    Er zögerte einen Augenblick.
    »Und...?«
    »Nun, wie es scheint, war sie
außerdem in ihrer Jugend Erste Violinistin im Konzentrationslager Birkenau. Bekannt
auch unter dem Namen Auschwitz.«
    »Ach du Scheiße«, erwiderte ich.
     
    13
     
    Am Montagmorgen kurz nach
Ladenöffnung wartete ich auf Jeff, um noch etwas an dem wiederaufgenommenen,
faszinierenden Fall der jüdischen Musikanten arbeiten zu können. Dabei beobachtete ich gerade müßig
den Juwelierladen, als ich plötzlich verblüfft feststellte, dass Alison mir von
ihrem Platz hinter der Theke aus zuwinkte. Panisch ließ ich das Fernglas fallen
und sprang ihm hinterher unter den Ladentisch. Als ich mich drei Minuten
später wieder hochwagte und vorsichtig hinüberspähte, winkte sie erneut.
Schließlich trat sie sogar vor den Laden und wiederholte ihre Geste. Woraufhin
ich meinen eigenen Laden verließ, mir kurz mit der Hand durch die Haare fuhr
und mich ihr gegenüber an den Straßenrand stellte.
    »Hallo!«, brüllte ich. Der
Verkehr war dicht und ohrenbetäubend. Ich hielt das Fernglas in die Höhe. »Hab
mir grad ein neues besorgt - probier es aus!«
    Im gleichen Moment formte

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