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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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Liga war. Ich
hätte ihn zurückweisen und mich auf meinen Buchladen konzentrieren sollen;
aber nein, kaum bot sich die Gelegenheit, ein hübsches Mädchen zu
beeindrucken, schon steckte ich bis zum Hals in Schwierigkeiten. Und noch
vorige Nacht, als wir Malcolm Carlyles Leiche entdeckt hatten, hatte ich wider
besseres Wissen nicht darauf bestanden, die Polizei zu alarmieren. Dabei
bedeutete es einen Riesenunterschied, ob man der Polizei gleich erzählte, was man gefunden
hatte, oder erst nachdem sie selbst auf die Leiche gestoßen waren. Das war mehr als verdächtig.
Es kam einem Schuldspruch gleich.
    Also, was war zu tun?
    Mehr Zeit gewinnen.
    Herausfinden, was los war.
    Sich unwissend stellen.
    Sich normal verhalten.
    Wie schwer konnte das schon
sein?
     
    22
     
    Ich drängte mich durch die
Menge der Gaffer. Einige Ladeninhaber aus dem Viertel versuchten mich in ein
Gespräch zu verwickeln, aber ich schwieg beharrlich. Jeff war erleichtert, mich
zu sehen. Ich schloss die Rollläden auf und schob sie nach oben, wobei ich
sorgsam den Toast entfernte. Ich tippte den Code ein und ließ die Riegel
zurückschnappen. Dann betraten wir den Laden und schalteten das Licht ein.
    Dreißig Sekunden später kam
ein Mann herein.
    Jeff begrüßte ihn mit
gehobenen Daumen. »Ich setze gleich den Tee auf.«
    »Vergessen Sie den Tee«,
erwiderte der Mann.
    Er war mittelgroß, trug einen
anthrazitfarbenen Anzug, hatte einen schwarzen Schnurrbart und grau meliertes
Haar. Er streckte die Hand aus und stellte sich vor. »Detective Inspector
Robinson vom CID.«
    Normalerweise schüttele ich
wegen der Ansteckungsgefahr ungern Hände, aber bei dieser Gelegenheit schoss
meine Hand nach vorn und umklammerte seine, bevor ich es verhindern konnte.
»Wie geht es Ihnen?«, erkundigte ich mich. »Ich habe gehört, Sie haben einen
Toten.«
    Halt die Klappe, halt die
Klappe, halt die Klappe, halt die Klappe, halt die Klappe...
    Er runzelte die Stirn. »Wir
haben nebenan eine Leiche entdeckt. Möglicherweise handelt es sich dabei um...«
    »Malcolm Carlyle«, unterbrach
ich ihn. »Wir haben uns schon gefragt, was aus ihm geworden ist. Sechs Monate
ist er jetzt verschwunden. Der arme Mann. Er hat sich ein paarmal hier im Laden
blicken lassen, aber ich hab ihn nicht näher gekannt. Von Zeit zu Zeit schauen
seine Klienten bei mir vorbei, um sich nach ihm zu erkundigen. Ich helfe
ihnen, so gut ich kann. Sind Sie sicher, dass Sie keinen Tee wollen? Wir haben
auch Kaffee. Und Limonade im Kühlschrank.«
    Detective Robinson nickte
langsam. Seine Blick wanderte über die Einrichtung des Ladens, bevor er ihn
wieder auf mir ruhen ließ. »Sie scheinen auf Mord spezialisiert zu sein.«
    Jeff lachte.
    Ich äffte ihn nach. Aber
lauter. »Na ja, Sie kennen sicher den Spruch: Wer's kann, tut's, wer's nicht
kann, lehrt's.« Er fixierte mich unverwandt. »Jeff hat mir gesagt, Sie machen
sich Sorgen wegen meines Parkplatzes. Kein Problem. Parken Sie einfach. Ich bin
heute ohnehin nicht mit dem Lieferwagen da. Vermutlich werden Sie ein paar Tage
hier sein, aber das ist in Ordnung. Die Politessen können manchmal ein
bisschen nervig ...«
    »Sie haben gestern Abend den
Polizeinotruf gewählt.«
    Ich räusperte mich. Mein
Herzschrittmacher ratterte und surrte.
    »Nein, ich...«
    »Der Anruf ist um 19.30 Uhr
von diesem Anschluss aus erfolgt.«
    »Nein, ich...«
    »Haben Sie sich gestern Abend
gegen 19.30 Uhr in diesen Räumlichkeiten aufgehalten?«
    »Nein. Und ja. Ich hab nicht
so genau auf die Zeit geachtet ...«
    »Haben Sie gestern gegen 19.30
Uhr die Notrufnummer der Polizei gewählt?«
    Seine Augen bohrten sich in
meine. Ich habe diese furchtbare, angeborene, presbyterianische Tendenz, alles zu leugnen, selbst wenn das
Gegenteil offensichtlich ist.
    »Nein«, erwiderte ich.
    »Das war ich.« Das kam von
Alison, die in der offenen Ladentür stand. »Ich hab angerufen.« Ich deutete auf
sie. »Genau, sie war's.«
     
    Wenn sie schon bereit war, die
Schuld auf sich zu nehmen, und beschlossen hatte, die Märtyrerin zu spielen,
dann war es meine Pflicht und Schuldigkeit, sie darin nach Leibeskräften zu
unterstützen.
    Detective Robinson musterte
sie. »Und wer sind Sie?«
    »Ich arbeite im Juwelierladen
gegenüber. Ich bin hier gewesen, um mit meinem Freund einen Drink zu nehmen
...« Sie nickte in Richtung der Tapeziertische, die immer noch für die Party
gedeckt waren, während ich mich darauf konzentrierte, dass mir der Kopf nicht
von den Schultern rollte. Hatte

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