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Bator, Joanna

Bator, Joanna

Titel: Bator, Joanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandberg
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saure Suppe essen, Blumen säen, Dahlien
so groß wie Kindsköpfe, von denen du geredet hast, Matthiolen, was du willst. Doch
Zofia dachte an die Strafe, eine solche Strafe, wie Pfarrer Zdunek sie in der
Zalesier Kirche angedroht hatte. Sie wird die Sündigen heimsuchen und ist gerecht,
und zu ihr war sie in Gestalt von Maniek Gorgöl gekommen. Zofia hatte die
Strafe verdient! Sie krümmte sich zusammen, denn im Dunkeln spürte sie den
Blick eines schrecklichen Auges, das alles sah. Das Klopfen an der Tür war
eine plötzliche Hoffnung, denn der Tod klopft nicht an, und Ignacy rief:
Herein! Zofia erkannte in denen, die in ihre Küche kamen, sogleich zwei, drei
Jungen aus dem Wald, mit Antek Cudzak und Jözek Makara war sie in Zalesie zur
Schule gegangen. Ohne den Blick von ihrer Nacktheit zu wenden, schnitten sie
die Schnur durch. Sie hüllte sich in die Decke, die sie ihr zuwarfen, und
schwieg weiter, zitterte aber so, dass Jözek einen Flachmann hervorzog und ihr
ein wenig Wodka einflößte. Sie würden ab jetzt den versteckten Mann unter ihre
Fittiche nehmen, er war hier nicht mehr sicher. Sie war eine Mitverschwörerin,
das werden sie ihr nicht vergessen. Oj, das werden sie ihr nicht vergessen!
Antek Cudzak, ein Blonder mit eitrigen Augen und Vollmondgesicht, verdrehte die
Augen, und Jözek Makara lachte wie über einen guten Witz. Der Krieg geht zu
Ende, sagte der dritte Partisan, quer über seine Wange zog sich eine frische,
mehr schlecht als recht verbundene Wunde, und erst als er lachte, erkannte
Zofia, wer es war. Der Krieg geht zu Ende, sagte Janek Kos und maß mit den
Blicken ihre füllige Gestalt, es wäre besser, wenn Ehemänner keine fremden
Hosen in ihrer Hütte finden würden. Und auch keinen Klein-Mojschele auf dem
Hof, ergänzte Antek Cudzak, womit er seine Kameraden wieder erheiterte. Sie
gingen ohne Abschied. Zofia ballte die Fäuste und senkte den Blick. Ignacy
sagte: Danke für alles. Dann waren sie weg. Als die Tür ins Schloss fiel, ging
Zofia in die Hocke, umfing ihre Knie mit beiden Armen und wiegte sich in
lautlosem Weinen.
    Am Morgen
erfuhr sie von der Cudzakowa nebenan, dass sie Maniek Gorgöl an der Eiche bei
der Weggabelung aufgeknüpft gefunden hatte, die Hände auf dem Rücken
zusammengebunden und auf der Brust ein Schild: Tod den Vaterlandsverrätern.
Seine Frau Marysia sprang daraufhin in die Pelcznica, doch der alte Kobiafka
zog sie an den Haaren raus, verpasste ihr eine Tracht Prügel und nahm sie mit
nach Hause.
    Zofia war
sicher, dass sie schwanger war, bevor noch die alte Makara ihr den Bauch
abtastete und an ihrem Pipi schnupperte. Wie von ihr empfohlen, probierte sie
es mit Senfumschlägen, Knoblauchtampons und heißen Bädern mit Wodka und Salz.
Nichts wirkte. Wenn ein Fötus so fest sitzt, dass die Hausmittel nicht helfen,
muss man sich auf die Gleise legen, unbedingt auf den Rücken, und den Zug über
den Bauch streifen lassen. Das wusste Zofia, doch seit ihrer Kindheit hatte sie
Angst vor Zügen. Jeder hat Angst, sagte die Makarowa, denn gerade die Angst
sollte die Medizin sein. Unmittelbar vor dem Krieg hatte man Solasia Cudzak,
die fünfzehnjährige Schwester des Partisanen Antek, ohne Kopf auf der
Eisenbahnböschung gefunden, der Kopf hing zwanzig Meter weit entfernt an den
goldenen Haaren in den Zweigen einer Pappel, wahrscheinlich hatte sie in ihrer
Angst im letzten Moment noch aufstehen wollen, und die Lokomotive hatte sie im
Nacken erwischt. Mehrere Frauen starben auch an der Angst selbst, man fand sie
unversehrt mit aufgerissenen Augen und den Mund wie zum Schrei geöffnet.
    Als der Krieg
zu Ende war, betranken sich die Bauern in Zalesie und Brzezina vor Freude,
feuerten Vivatschüsse ab, bei denen sie versehentlich den stummen und armlosen
Tadzio und zwei Hühner erschossen, und an die Tür des Hauses am Rande des
Dorfes klopfte Zofias Mann Maciek Maslak, abgemagert und stinkend, aber
ansonsten bei guter Gesundheit. Während er im Morgengrauen das letzte Stück
des Heimwegs zurücklegte, dachte er abwechselnd an die Kaninchenzucht, die
weißen Schenkel seiner Frau und saure Suppe mit großen Mengen gebratener
Zwiebeln darauf. Erst als er sich zu Tisch setzte und anfing zu essen, bemerkte
er, dass Zofias Augen ihn so kalt anblickten, als wären sie aus Eis, und in
nichts mehr an die Augen erinnerten, die er vor einigen Jahren in ihrem
Gesicht gesehen hatte. Er war kein Mensch, der zu heftigen Reaktionen neigte,
deshalb begann er über den Grund für diese

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