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Bator, Joanna

Bator, Joanna

Titel: Bator, Joanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandberg
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wegzubringen oder Kartoffeln zu schälen. Der Abwasch ist
schon ein Gegenstand, der diskutiert werden muss, hier kann man viele Fehler
machen, die Einzelheiten sind wichtig, der Plan, der besonnene Einsatz der
Mittel. Die Nachbarinnen im Babel wollen sich gegenseitig übertrumpfen, was die
Ungeschicklichkeiten ihrer Männer angeht, und diejenige gewinnt, deren Mann
am wenigsten in der Küche kann, denn das ist der echteste.
    Als Jadzia Stefan einmal bat, den
Topf mit den gekochten Kartoffeln in eine Decke zu wickeln, fuhr er sie derartig
an, dass sie richtig zu heulen anfing. Jadzia sprach es sich mehrmals vor, um
es anderen zu erzählen - der hat mich so angefahren, dass ich zu heulen
angefangen hab -, denn aus dieser Geschichte wurde klar, dass Stefan Chmura ein
echter Kerl war. Raus! mit dem Geschirrtuch scheuchen die Frauen ihre Männer
aus der Küche, sollen die nur wissen, wer dort herrscht! Stefans Königreich ist
die Grube, wo Jadzia nicht herrschen könnte, und deshalb fahren sie einander
auch nicht in die Parade, die eher Sache der Bergleute in ihren
Festtagsuniformen ist, und nicht die kleiner Büromäuse und Hausfrauen, die ja
gar keine Galauniformen haben und denen man allenfalls Schürze und lila Kostüm
als Arbeitskluft zugestehen kann. Stefan probiert manchmal seine Galauniform
mit dem schwarzen Federbusch an und stolziert in der Wohnung vor seiner Frau
herum. In so einer Uniform es mit Dziunia machen, da läuft's ihm kribblig den
Rücken herunter, man muss bloß aufpassen, dass sie nicht schmutzig wird.
Oberbergleute wie Stefan haben größere Chancen (als die Bergleute unter
ihnen), einen Gutschein für einen kleinen Fiat zu bekommen, und das wäre schon
ein echter Erfolg für Stefan Chmura, und zwar unabhängig von den persönlichen
Problemen, die ein Kumpel, der in der Grube arbeitet, mit seiner Frau zu Hause
lassen muss. Jadzia ist meistens unter dem Bergmann, sonst geniert sie sich,
aber einen kleinen Fiat hätte sie auch gerne, am liebsten in orange oder türkis.
Sie könnte hübsche Bezüge für die Sitze häkeln, damit das Polster nicht so
schnell ruiniert ist. Neue Sachen sind zu kostbar, um sie zu benutzen, am
besten sieht man sie erst gar nicht, denn vom Angucken nutzen sie sich auch ab.
    In der Wohnung von Herrn und Frau
Chmura ist die Sitzgarnitur werktags mit alten Decken geschützt. Diese werden
nur abgenommen, wenn Gäste kommen, und dann sitzt Jadzia wie auf Nägeln und
guckt pausenlos darauf, ob auch niemand Eiersalat auf das geblümte Polster
kleckert. Über den Teppichboden führen große aus Teppichresten ausgeschnittene
Füße von der Eingangstür zum Balkon und bleiben dort auch, wenn Gäste kommen.
Im gesteppten Hauskittel stürzt Jadzia jeden Morgen in Richtung Kühlschrank und
richtet schleunigst die Schnitten, die im Küchen-Königreich der Frau gemacht
werden; sie schneidet Brot, bestreicht es mit Butter und verteilt Wurstscheiben
darauf, was nicht kompliziert aussehen mag, doch der Teufel steckt im Detail.
In Jadzias Königreich gibt es keinen Teufel, dafür sorgt schon Hochwürden
Postronek, der jedes Jahr nach Weihnachten Weihwasser sprengt — stattdessen
jedoch unzählige Details, die jede praktische Dame zu schätzen wüsste, weil sie
so gut wie nichts gekostet haben. In der Küche hängt die Schwarze Madonna über
der Tür; mit ihr fühlt sich Jadzia sehr verbunden. Alles andere ist in hellen
fröhlichen Farben, die zum orangen Teil der orange-grauen PVC-Bodenfliesen im
Schachbrettmuster passen. Orange sind die Vorhänge mit Schabrackchen, die
Servietten und Väslein. Vieles andere ist gelb, denn das passt gut zu orange.
Überall, wo ein bisschen Platz war, ist dieser mit etwas Gelbem oder Orangem
besetzt. Selbst der Tee, den Jadzia zum Frühstück macht, hat eine fröhliche
hellgelbe Farbe, weil sie den Teebeutel nur einen Augenblick lang im heißen
Wasser ziehen lässt und ihn dann zum weiteren Gebrauch auf eine Untertasse
legt, wo er trocknend darauf wartet, dass Stefan nach Hause kommt. Dann überbrüht
Jadzia ihn noch einmal, diesmal lässt sie ihn aber länger ziehen. Dabei bedarf
es noch größerer Akkuratesse als beim Herrichten der Schnitten, und Jadzias
Eignung als Herrscherin des Küche genannten Königreichs tritt noch deutlicher
zutage.
    Zu dünnen Tee nennt ihr Mann
Nonnenpisse, zu starken hält er für magenschädlich, und es ist Jadzias
Aufgabe, für den Magen ihres Mannes, des Oberbergmanns, zu sorgen. Er ist der
Ernährer, sie die Nährerin. Der

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