Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bator, Joanna

Bator, Joanna

Titel: Bator, Joanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandberg
Vom Netzwerk:
konnten, es musste einen anderen Grund haben, bestimmt war das nicht
mehr ganz frische Rinderhack daran schuld gewesen. Der von aller Sünde
freigesprochene Alkohol kam wieder zu Gnaden, und nach einer Gelegenheit
brauchte er nicht lang zu suchen, denn alle Trinker tranken, und Nichttrinker
existieren für einen Trinker gar nicht. Wenn Ingenieur Waciak oder Obersteiger
Grzebieluch allmählich anfingen, sich lässiger zu geben, die Krawatten
lockerten und nur um den Mund herum ein bisschen aufgedunsen wirkten, spürte
Stefan, der es ihnen nachmachen wollte, bereits, wie er immer schneller und
schneller eine Serpentine hinunterschlitterte, an deren Ende leberfarbene
Dunkelheit herrschte und darauf wartete, ihn zu verschlingen und zu erdrücken.
Noch versuchte er, sich in das Stimmengewirr einzuschalten, das rings um ihn
toste wie ein Wasserfall, und er rüttelte seinen Nebenmann an der Schulter und
fragte, was der gesagt hatte. Wenn ihm niemand Beachtung schenkte, riss er
sich zusammen und stand auf, um einen seiner Witze von der Frau zu erzählen,
die früher die Gesellschaft immer so zum Lachen gebracht hatten, doch auf
halbem Wege verlor er den Faden, stammelte immer wieder, sie sollten doch
zuhören, denn jetzt käme das Beste. Schließlich goss eine gnädige Hand Stefan
ein letztes, betäubendes Gläschen ein, er gab auf und kippte es, und das
nächste, woran er sich erinnerte, war das zornige Gesicht seiner Dziunia. Mit
einem Mund wie das Minuszeichen, das manchmal schon in der Monatsmitte auf seinem
Konto erschien, verlangte sie von ihm, wieder die Rolle des Ernährers
einzunehmen, der ins Haus bringt und nicht aus dem Haus wegträgt. Sie drohte,
ihre Rolle als Nährerin aufzugeben, und setzte ihm wütend sein geliebtes
Gurkenwasser vor. Die haben mich reingelegt, erklärte Stefan Chmura seiner
Frau, die eine von diesen Frauenfragen gestellt hatte, auf die es keine Antwort
gibt: Mensch, warum lässt du dich so volllaufen? Sie haben mich reingelegt,
sagt er, denn wie sonst soll er die Alpträume erklären, in denen er rennt und
rennt, keucht wie der Blasebalg in Wladek Chmuras Schmiede, und dennoch auf der
Stelle tritt, einen Schritt von der Speisekammer entfernt, die anderen
offensteht. Die alten Kollegen kamen voran und ließen Stefan mit seinen
misslungenen Witzen und seiner Kotzneigung am Wegesrand liegen. Von dort sah er
zu, wie Obersteiger Grzebieluch Karriere in der Partei machte und alle naselang
seinen Arsch hierhin und dorthin kutschiert bekam, sei's nach Breslau, sei's
nach Liegnitz, wo ihm Hotel und alles bezahlt wurde, während Kowalik mit einem
kleinen Fiat in der Farbe Bahama Jellou über die Walbrzycher Straßen flitzte.
Ingenieur Waciak wurde zum Vize befördert und kriegte ein Büro mit
Holztäfelung bis zur Decke, doch Stefan schuftete immer noch in der Grube als
Oberbergmann und brachte es trotz aller Bemühungen nicht zum Steiger. Alle
naselang hatte er kleine Unfälle, mal ging etwas kaputt, dann sprang etwas ab,
riss einem den Finger ab oder ging ins Auge. Bald erfreute er sich des
zweifelhaften Rufes, ein Pechvogel zu sein, dessen Anwesenheit die Schicht ins
Unglück stürzte. Die Groschen waren schneller ausgegeben denn je, und Jadzia
seufzte, wie nur sie es konnte, wenn sie sich über die Preiserhöhungen
beklagte. Es kam vor, dass Stefan heimlich von seiner Mutter ein paar Zloty auf
Nimmerwiedersehen lieh. Die Berechtigungsgutscheine für den kleinen Fiat wurden
hinter seinem Rücken verteilt, und er bekam nur einen für eine Tiefkühltruhe,
die Jadzia nie hatte haben wollen. Schließlich stellten sie sie ins Esszimmer,
weil sie nirgends sonst hinpasste, und dort stand sie unter einem Tischtuch von
Cepelia als Stauraum für unnötige Dinge. Sie hatten gerade ein paar
Kristallteile in der Sammlung, als diese aus der Mode kamen und die Schokobonbons
für die Kristallbonbonnieren sowieso nie zu haben waren. Die Waren verschwanden
aus den Läden, um Stefan zu ärgern, dabei hatte er doch gesagt: Wir werden
helfen, und dann fingen auch noch einige an zu unken, das schwarze Gold, das
sie in Walbrzych im Schweiße ihres Angesichts schürften, sei einen Scheißdreck
wert. Wer konnte, haute ab zur Vertragsarbeit in der BeErDe. Das war zu viel.
Dazu hatte er nicht gesagt: Wir werden helfen, dafür war er nicht übers Leder
gesprungen. Die letzten Bläschen kribbelnder Orangeade verließen Stefan beim
frühmorgendlichen Schluckauf und platzten. Er sackte in sich zusammen, ließ die
Schultern

Weitere Kostenlose Bücher