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Bator, Joanna

Bator, Joanna

Titel: Bator, Joanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandberg
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Bei Jüngeren
auch mit weißem Plüschbär. Dann nimmt die Walbrzycher Wanda ein Wörterbuch oder
geht zu jemandem, der ein bisschen spräken kann und ihr beim Schreiben hilft. Ich blonde frau, frisör und habe 26 Jahre, ist Violetta Wypasteks Begleitschreiben zu einem Foto im neuen
türkischen Pulli und Minirock. Es hat funktioniert, und heute muss sie nichts
mehr machen als putzen und kochen, das nimmt den größten Teil ihres Tages in Anspruch, und dem Mädchen ist
nie langweilig. Ich sehr weiblich, körper wie
rose schön — die frischgebackene Absolventin der
Textilfachoberschule verleiht dem Ganzen eine poetische Note und bekommt sechs
interessante Rückmeldungen, allerdings von etwas älteren Kandidaten als
geplant. Die geschiedene Anfangvierzigerin weiß, dass die Fähigkeiten kochen und putzen in der Ehe von größerem Nutzen sind als körper wie rose schön, und sie ist ganz unverblümt: Ich noch im
Polen hausfrau sehr gut bin und willkommen nach Deutschland reiche deutsche
mann heiraten sehr schnell. Dirk Roswig,
ein Mittsechziger aus dem Ruhrgebiet, zögert nicht lange, alles geht in der
Tat sehr schnell, doch er schickt die Geschiedene zurück nach Polen, weil ihr unmittelbar
vor der Hochzeit der Schnellkochtopf mit Eisbein und Sauerkraut explodiert und
ins Gesicht geflogen ist, was sie das Sehvermögen auf einem Auge gekostet und
ihren Wert in seinen Augen drastisch gemindert hat. Aber es war auch ihre
Schuld, wieso musste sie die Nase in den Topf stecken? Ein entsprechend von der
Mutter vorbereitetes Mädchen wird solche Fehler nicht begehen und sich nicht
das Glück vermasseln.
    In Dominikas
Fall ist es für eine Heiratsvermittlung zwar noch etwas früh, doch die Lepka
zeigt Jadzia sozusagen zum Schnuppern ein paar Angebote aus Deutschland, die
Auswahl ist groß. Zum Beispiel Siegfried Deppisch, 32 Jahre, der sich als Adam vorstellt,
welcher seine Eva sucht; er sieht nach einem soliden Mann aus: Ich suche eine häusliche treue Frau aus Polen, die kochen und waschen
kann, Sprachkenntnisse sind nicht wichtig schreibt er. Oder ein Horst Krautwurst, der möchte gern mit dir zusammen in meinem Schrebergarten die Früchte unserer Liebe
ernten, da mussten sie ganz schön im Wörterbuch
blättern, bis sie rauskriegten, was er meinte. Was war er nun — Gärtner oder Dichter?
Am besten war Erlend von Sinnen, auch aus Castrop-Rauxel, abgelichtet auf einem
Polaroidfoto vor dem Hintergrund eines Hauses mit Garage, in welcher sich
deutlich der metallische Glanz eines Autos ausmachen ließ. Es sah aus wie ein
ovaler silberner Fisch, was für ein Gefährt, was für eine Königskarosse! Jadzia
traut ihren Augen nicht - ja, es ist das Auto des Ausländers, der einst nach
Zalesie gekommen war, das dort in Erlends Garage Gestalt annimmt, dort hat es
all die Jahre darauf gewartet, um Jadzias Tochter abzuholen. Ich bin ein ruhiger kinderlieber Automechaniker (33, männlich), stellt sich Herr von Sinnen vor, und ich habe
eine Reihenhaushälfte in Castrop-Rauxel. Jadzia fand
Gefallen an dem Ortsnamen Castrop-Rauxel, das klang so exotisch, und an dem
»von« in seinem Namen, vielleicht ein Adliger, oder ein Oberarzt, wie
Michorowski aus der Aussätzigen. Jadzia sah die Tochter schon ganz in Weiß vor sich, sie träumte von
Kutschen und Pferden, Palastgemächern mit Fototapeten an jeder Wand, tja, wenn
man in Mark verdient, kann man sich so was leisten, die eine schöner als die
andere. An den Fenstern eines deutschen Hauses sind die dichten Gardinen auch
weiß wie Schnee, und kein böses Auge wird durch sie hindurchschauen.
    Als Dominika,
die vorläufig nicht gerade das ideale junge Fräulein zu werden versprach,
ebenso wenig wie sie Miss Erstkommunion gewesen war, ihre erste Menstruation
hatte, servierte ihr Jadzia ihre Träume auf einem Teller in Gestalt einer
Pyramide aus frischen Baisers. Die Tochter ließ sich von dem mütterlichen
Zuckerzeug in Versuchung führen, und dann saßen sie zusammen und spielten
Bestellen aus einem Modekatalog des Otto-Versands. Welch eine Initiation! Sie
betrachteten Kleider und Unterwäsche, die sie in ihrem Leben nicht zu Gesicht
bekommen hatten, Bettüberwürfe, Vorhänge mit Troddelschnüren, Fototapeten,
die einen Strand oder einen Park im Herbst zeigten, Badezimmer, die vom Boden
bis zur Decke gekachelt waren, Küchen, mit allem ausgestattet, was man zur
Königsherrschaft brauchte. Mein Gott, wie schön! Das bestell ich! riefen mal
die Tochter, mal die Mutter und tippten mit dem

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