BattleTech 01: Grey Death I - Entscheidung am Thunder Rift
Ihren Kommandierenden reden und dieser Scharade ein Ende machen.«
Lord Harimandir Singh brütete über den Trümmern seiner Karriere. Wie hatte das geschehen können? Fünf Mechs und zwei Kompanien hatten eine schutzlose Stadt gestürmt und was war das Ergebnis? Ein Mech zerstört, ein zweiter an den Gegner verloren. Ein dritter humpelte mit zusammengeschmolzenen Servoaktivatoren am rechten Fuß und schrottreifer Sprungdüsenelektronik am selben Bein in den Wartungshangar. Große Klumpen flüssigen Quecksilbers waren aus der Treibstoffzelle am Bein des Mech herabgetropft, um danach wie Mäuse über den Boden des Hangars davonzuhuschen. Heil, sein ChefTech, hatte nur seine ohnehin düsteren Züge noch weiter verfinstert und mit dem Kopf geschüttelt. Möglicherweise benötigte die Wespe ein neues Bein. Der Schaden war erheblich.
Und 32 seiner Soldaten waren nicht mehr zurückgekommen. Allerdings trafen immer noch Nachzügler ein, so daß die endgültige Verlustliste möglicherweise etwas kürzer ausfallen würde.
Drei von fünf Mechs außer Gefecht und zehn Prozent Verluste in seinem Bataillon. Was, zum Teufel, war geschehen? Die einzige Erklärung war, daß die einheimischen Kräfte von irgendwoher Unterstützung erhalten hatten. Der Pilot der verkrüppelten Wespe hatte berichtet, daß die Eingeborenen anders organisiert gewesen seien als beim ersten Gefecht. Konnte es sein, daß die ersten unfähigen Abwehrversuche nur eine Finte gewesen waren, um ihn in eine Falle zu locken?
Aber diesen Gedanken ließ er schnell wieder fallen. Kein Kommandant würde das Leben seiner Truppen für eine derart minimale Chance wegwerfen. Außerdem war es sehr viel schwieriger, professionelle Truppen sich dumm anstellen zu lassen, als umgekehrt. Und Vallendels Marodeur hatte die Ansammlung von Panzerwagen und Bodentruppen, die sich ihm im Norden der Stadt entgegengestellt hatten, ohne die geringsten Probleme zerschlagen. Dort war alles ganz wie erwartet verlaufen. Es waren keine neuen Strategien oder geheime Verteidigungswaffen aufgetaucht, um das Blatt zuungunsten der Angreifer zu wenden. Im Gegenteil, die meisten Truppen hatten sich aufgelöst und die Flucht durch die Straßen der Stadt angetreten, ohne auch nur einen Schuß abzufeuern.
Nein, wahrscheinlicher war, daß König Jeverid Söldner eingesetzt hatte, um seine Verteidigung aufzupäppeln. Singh konnte jedoch nicht verstehen, woher diese Truppen gekommen sein sollten und wann sie eingetroffen waren. Wo waren sie während des ersten Angriffs gewesen? Oder während der Attacke gegen Carlyles Einheit in der Burg? Es war natürlich denkbar, daß in der Stadt ein Ausbildungskader von Söldnern arbeitete und Jeverid zumindest eine kompetente Kampfeinheit sein eigen nannte. Wie dem auch war, Singh würde keine ruhige Minute mehr haben, bevor er nicht wußte, wer diese Söldner waren.
Einen kurzen Augenblick erwog er den Rückzug aus der Burg ins Schiff oder Trellwan ganz aufzugeben. Aber das hätte im Widerspruch zum Plan des Roten Herzogs gestanden und keiner seiner Gefolgsmänner konnte so etwas auf die leichte Schulter nehmen. Nein, er hatte zwar einen Rückschlag erlitten, aber der Plan würde trotzdem zum Erfolg führen. Der Plan mußte ein Erfolg werden. Wenn nicht, konnte es auch nach all den Jahren treuer Dienste leicht sein Kopf sein, der demnächst eine Stange auf dem Paradeplatz zierte. Kein sehr beruhigender Gedanke.
Es war an der Zeit, daß Singh Kontakt mit seinen Agenten in Sarghad aufnahm und herausfand, was los war. Vielleicht war es am Ende sogar von Vorteil, wenn sich tatsächlich eine Söldnereinheit in der Stadt aufhielt. Söldner ließen sich kaufen. Einige der schönsten Siege in der Geschichte waren das Ergebnis sorgfältig organisierter Loyalitätswechsel bestimmter Söldnereinheiten gewesen ...
Grayson Death Carlyle ließ sich gerne als Held feiern. Vierzig Stunden nach dem Ende des Kampfgeschehens, das bereits als >Schlacht um Sarghad< bezeichnet wurde,
war er im Königspalast zu Gast, wo er von einer Horde von Dienstboten umschwärmt und vom königlichen Leibarzt versorgt worden war. Darüber hinaus hatte sich auch seine Kleidung auf spektakuläre Weise geändert. Im riesigen Wandspiegel seiner Suite überprüfte er den Sitz der schmucken Gardeleutnantsuniform, die man ihm zur Verfügung gestellt hatte. Er sah gar nicht schlecht aus, stellte er fest und zog noch einmal am Saum der kurzen Jacke. Der goldene Besatz, die dreifache Fangschnur über
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