BattleTech 01: Grey Death I - Entscheidung am Thunder Rift
angeeignet, um zumindest nicht unangenehm aufzufallen. Wenigstens verlangten die Tänze dieser Welt wenig mehr als elegante Bewegungen zu langsamer Musik, wobei man sein Mädchen angenehm eng am Körper hielt.
Und dann lag Mara in seinen Armen, ein süß duftender Körper in jenem magisch durchscheinenden Traum von Kleid, der kaum etwas der Vorstellung überließ.
»Ich habe dir ja prophezeit, daß du mich noch nicht verläßt«, flüsterte sie ihm ins Ohr, während sie über den verspiegelten Boden glitten, in dem jede ihrer Bewegungen von ihren scheinbar auf dem Kopf tanzenden Ebenbildern wiederholt wurde.
Die Bemerkung traf ihn mit unerwarteter Härte. Sein Verbleib auf Trellwan war das Ergebnis so vieler Tragödien — Griffith, Riviera, Ari... sein Vater ...
»Ich wünschte nur, die Umstände wären angenehmer.«
»Puh, sei nicht so trübsinnig«, schmollte sie. »Ich bin froh, daß du hier bist und hier bleibst! Du gehörst hierher ... zu mir.«
»Oh?«
»Deine neue Uniform steht dir gut, Gray«, sagte sie und lehnte sich vor, um ihm ins Ohr zu flüstern, wie sie sich den Rest des Abends nach dem Empfang vorstellte.
Er zwang sich zu einem Lächeln und zog sie an sich, aber in seinem Innern war eine seltsame Leere, wo früher Gefühle für Mara gewesen waren. Was war los mit ihm? Das leidenschaftliche Feuer ihrer letzten Begegnung war wie weggewischt. Grayson erkannte, daß er sich verändert hatte, angefangen mit dem Verlust seiner Leidenschaft für Mara. Das Mädchen war ein angenehmer Zeitvertreib vor Abschluß des Bündnisvertrags mit Oberon gewesen, aber er harte keine besonderen Schwierigkeiten gehabt, seine Beziehung zu ihr abzubrechen, als er erfahren hatte, daß die Lanze diese trübe Sandkugel verlassen und nach Tharkad aufbrechen sollte. Es hatte nie zur Debatte gestanden, daß sie ihn begleitete und das Leben eines Kriegers teilte. Sie wäre nie bereit gewesen, die Bequemlichkeit und Privilegien des königlichen Haushalts von Trellwan aufzugeben. Als er aufgewacht war und erkannt hatte, daß er auf Trellwan festsaß, hatte er Mara nur deshalb aufsuchen wollen, weil er in ihrem Einfluß eine Möglichkeit zu seiner Rettung gesehen hatte. Diese berechnende Haltung hatte zwar ein gewisses Schuldgefühl in ihm aufkommen lassen, aber eine andere Möglichkeit hatte er nicht gesehen.
Er spürte, daß ihm jemand leicht auf die Schulter tippte; ein Oberst der Königlichen Garde unterbrach seine düsteren Gedanken. Leise lud der Offizier ihn zu einem Gespräch ein. Mara war nicht sehr erfreut über die Trennung, aber schließlich verabschiedete sie sich doch mit einer weiteren Einladung im Flüsterton und einem anhaltenden Kuß.
Grayson folgte dem Offizier aus dem Festsaal, einen mit Teppichen ausgelegten Flur entlang in ein reich möbliertes Studierzimmer. Der Raum wurde hauptsächlich vom grünlichen Licht der im Kamin brennenden Chaggaholzscheite erleuchtet und war entsprechend düster.
Drei Männer warteten hier auf ihn. General Varney kannte er schon. Der weißhaarige Offizier trug eine tadellose braune Uniform mit den roten Klappen der Miliz an Kragen und Schulter. General Adel war er vorher kurz begegnet. Er war jünger als Varney und sein schwarzer Schnurrbart lieferte einen Kontrast zum Grau seiner Schläfen. Adel war nicht nur Kommandant der Königlichen Garde, sondern auch Vorsitzender des Militärrats Seiner Majestät. Seine Ausgehuniform zeigte mehr Gold als Grün.
Der dritte Mann blieb neben dem Kamin sitzen. Grayson erkannte das scharfe Profil König Jeverids.
»Danke, daß Sie so schnell gekommen sind, mein Sohn«, begrüßte ihn Varney. »Wir haben Ihnen einen Vorschlag zu machen.«
»Sir?«
Adel stellte sein Glas ab. »Carlyle, wir wollen es kurz machen. Wir möchten, daß Sie eine MechLanze organisieren, die in die Garde eingegliedert werden soll. Und wir wollen eine Kompanie Bodentruppen mit Ausbildung in Mechabwehr. Können Sie das schaffen?«
Varney sah sein Gegenüber scharf an. »Wenn ich mich recht entsinne, soll die Lanze unter gemeinsamem Oberbefehl stehen und eine eigene Waffengattung darstellen, General.«
Adel nickte mit schmerzlich verzogenem Gesicht. »Ja, Varney, ja.« Dann wandte er sich an Grayson. »Nun, Carlyle? Was meinen Sie?«
Grayson sagte zunächst gar nichts. Er hatte das Gefühl, sich vor den Blicken seiner drei Gesprächspartner verstecken zu müssen. »Sirs ... Majestät... ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich weiß nicht, ob ich die nötige Erfahrung für
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