BattleTech 03: Gray Death Trilogie 3 - Der Preis des Ruhms
Vorräte zu holen. Nach dem Debakel von Cassias war die Dutiful Daughter das einzige, was ihre Hoffnung, einmal eine berühmte Kriegerin zu werden, am Leben erhielt. Als die Legion den Feuerfalke als ReserveMech für die auf Sirius V kämpfende Kompanie A brauchte, hatte sie zugelassen, daß sie die Daughter mitnahmen, weil sie an die Einheit glaubte. Sie hatte die anderen Mitglieder des Regiments als eine Art erweiterter Familie angenommen. Immerhin hatten sie Tracy um ihrer selbst willen akzeptiert, und nicht, weil sie die Tochter des Lord Rodney Howard Kent von New Avalon war.
Der Liao-Feldzug war früher zu Ende gegangen als erwartet. Das letzte, was sie auf Helm gehört hatten, war, daß sich die Kämpfe um Sirius dem Ende zuneigten und das Regiment in wenigen Wochen zurückkehren würde. Als sich dann aber die Landungsschiffe aus dem klaren blauen Himmel Helms zu Boden gesenkt hatten, waren es nicht die Deimos und die Phobos gewesen, sondern sechs waffenstarrende Schiffe Haus Mariks. Der Angriff auf Durandel war für sie alle völlig überraschend gekommen. In jener Nacht aus Tod und Schrecken hatte Tracy in einem Schutzbunker gekauert, der entstanden war, als eine Werkstattmauer über die Wartungsgrube im Gebäude gestürzt war, die für Ölwechsel und Wartungsarbeiten an den Fahrzeugen der Panzerkompanie benutzt wurde.
In dieser Schreckensnacht war Tracy mit ihrer eigenen Schwäche konfrontiert worden. Von ihrer Furcht angewidert, hatte sie sich gefragt, wie sie jemals den Standard ihres tapferen Bruders erreichen wollte. Noch schlimmer, als brennende Trümmer eines explodierenden Galleon auf das Dach ihres Unterschlupfs geregnet waren, hatte sie nach ihrem Vater gerufen. Die Erinnerung ließ sie jetzt noch rot werden vor Scham. Wie sollte sie je den Stahl in ihrer Seele finden, den sie brauchte, um ein echter MechKrieger wie Fitz zu werden?
Grayson Carlyle war einen Tag nach dem Überraschungsangriff eingetroffen, und sie hatte aus einem Versteck auf einer bewaldeten Felsklippe nördlich der Ruinen von Durandel das Ende der Hammerschlagkompanie beobachtet. Der Oberst war zurück! Bei ihm waren die Landungsschiffe, und ihre Dutiful Daughter wartete noch immer an Bord der Deimos — intakt! Tracy hatte sich mit einem an Leidenschaft grenzenden Eifer auf diese Tatsache gestürzt. Vielleicht hatte sie doch noch eine Chance! Sie konnte gegen die Marik-Truppen, die so viele ihrer neuen Freunde ermordet hatten, in die Schlacht ziehen. Sie konnte sich vor sich selbst beweisen! Sie konnte ihnen allen beweisen, daß Tracy Kent eine MechKriegerin war, und nichts sie aufzuhalten vermochte ...
Aber die Dinge hatten sich ganz und gar nicht wie geplant entwickelt. Sie war zusammen mit den anderen geschockten, verwundeten und zerschlagenen Überlebenden Durandels eingesammelt worden und mußte Oberleutnant de Villar helfen, den zerschundenen Trupp nach Norden ins Aragatal zu schaffen. Es war keine Zeit, hatte man ihr gesagt, ihren Mech aus dem Laderaum zu holen, seinen Reaktor hochzufahren, seine Kontrollen nachzuregeln und ihn gefechtsklar zu machen. Die Legion hatte sofort losmarschieren müssen, weil die Landungsschiffe in Gefahr waren.
Am nächsten Tag hatte sie die schlechte Nachricht erfahren. Die Landungsschiffe waren verloren, und mit ihnen ihr Feuerfalke.
Zum Teufel mit ihnen! Zum Teufel mit ihnen allen! Zum Teufel mit Grayson Carlyle, der ihr den BattleMech abgenommen und ihn diesen Marik-Bastarden gegeben ... gegeben hatte, die Durandels Einwohner abgeschlachtet hatten! Und sie hatte nichts mehr.
Tracy stöhnte bei diesem Gedanken leise auf und sank am Flußufer auf die Knie, bis sie in der schlanken, grasähnlichen Vegetation beinahe verschwunden war. Ihre Schultern zuckten unter ihrem Schluchzen. Nichts! Sie hatte nichts mehr! Erst hatte sie Fitz verloren, dann hatte ihre Familie sie im Stich gelassen, und jetzt fiel ihre neue Familie, die Legion, um sie herum auseinander. Und mit dem Verlust der Daughter war auch Tracys Hoffnung begraben, eine Kriegerin zu werden, die ihr Bruder bewundert hätte.
Natürlich lebten ihre Eltern und ihre jüngere Schwester noch, aber sie waren fast 130 Parsek entfernt auf der anderen Seite der Inneren Sphäre. Außerdem hatte sie schon lange jede Hoffnung auf eine Hilfe von deren Seite aufgegeben. Sie war allein.
»O Fitz!« Der Schrei brach aus ihr heraus, und sie schluchzte bitterlich.
Vogelfrei!
Das Wort hatte eine besondere Bedeutung für den Mann mit dem Namen Hassan Ali
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