BattleTech 04: Das Schwert und der Dolch
Langsam fühlte er sich wie ein Bauer auf einem gewaltigen Schachbrett, der hierhin und dorthin geschoben wurde, seine Wahrnehmungen Teil des Spiels, seine Absichten ohne Bedeutung.
»Ich glaube, das war Absicht. Ein Sekundäreffekt, der nach dem Auslösen der Falle aufgetreten ist. Irgend jemand wollte, daß dieses Gebäude nicht mehr untersucht werden kann.« Ein nervöses Lachen stieg in seiner Kehle hoch. »Und sie haben verdammt gute Arbeit geleistet.«
Sep legte eine Hand auf Ardans Schulter. »Aber nicht so gut wie deine, als du die anderen Holos gerettet hast, die du uns an Bord des Schiffes gezeigt hast«, stellte sie fest. »Das sind verdammt gute Beweise!«
26
Ardan wußte, was zu tun war. Hanse befand sich in seiner Sommerresidenz auf Argyle, und er mußte zu ihm. Sep, Jarlik und Ref jedoch mußten ihren >Urlaub< fortsetzen, um keinen Verdacht zu erregen. Sie mußten zumindest eine kurze Zeit der Erholung und Entspannung auf Stein's Folly zubringen.
»Wir bringen dich zurück zu deinem Landungsschiff«, erklärte Sep. »Von dort kannst du wieder an Bord des Steiner-Sprungschiffs gehen, das dich hergebracht hat.«
Ardan nickte. »Aber ich glaube, ich werde nicht öffentlich zurückkehren. Die Leute, die hinter dieser ganzen Angelegenheit stecken, wollen doch nur, daß ich vor aller Augen geradewegs zu Hanse renne, sobald ich die Möglichkeit dazu habe.
Wenn ich abtauche — was ich inzwischen ja effektiv getan habe — und auf keinem Schiff oder Frachter zu finden bin, den sie beobachten, könnte das die Verschwörer zwingen, früher zu handeln als ursprünglich geplant. Sie können sich meiner nicht mehr sicher sein. Bin ich überzeugter von meiner Krankheit, als sie geplant haben? Habe ich mich in einem Anfall von Depression umgebracht? Darauf haben sie keine Antwort.« Er grinste.
»Steiner ist völlig sicher. Keiner der beiden Archonten wird auch nur ein Wort über Art und Termin meiner Abreise verlauten lassen. Und niemand kann davon wissen, daß du Argyle verlassen hast, Sep. Davon wissen nur du, Hanse und die Pilotin. Also dürfte ich keine Schwierigkeiten haben, auf Argyle zu landen und unterzutauchen.
Ich kenne den Sommerpalast wie meine Hosentasche. Es gibt Wege, hineinzukommen, von denen keiner eine Ahnung hat. Ich kann Hanse erreichen, ohne daß irgend jemand ahnt, daß ich in der Nähe bin. Ihr könnt zurückkommen, sobald ihr damit keinen Verdacht erregt.«
Sep startete den Schweber, der sich schnell auf sein Luftkissen hob und zurück zur Hafenstadt fuhr.
Ardan landete offen auf dem Handelshafen Argyles und verbrachte den Rest des Morgens damit, sich zum Palastgelände zu begeben.
Es war kurz nach Mittag, und um die Lagerhallen und in den Gärten um den Sommerpalast waren nur wenige Arbeiter zu sehen. Ardan trug Kleidung, die er an Bord des Landungsschiffs gefunden hatte, und erregte genausowenig Aufsehen wie ein beliebiger Tech auf dem Weg zur Arbeit. Er verschwand in einer der Hallen und suchte die Spinde der am privaten Raumhafen beschäftigten Arbeiter,
Auch wenn es ihm unangenehm war, er durchstöberte die Spinde so lange, bis er einen sauberen, dunkelblauen Overall fand, wie er vom Gartenpersonal bevorzugt wurde. Nachdem er sich umgezogen hatte, legte er eine Münze im Wert von zwei Anzügen in den Spind.
Nun zum nächsten Schritt. Er ging in den Waschraum, in dem sich zu seiner Erleichterung niemand aufhielt. Ardan starrte in den Spiegel und betrachtete sein hellbraunes, leicht gewelltes Haar, seine schmalen gelben Augen und seine hohen Backenknochen. Wie konnte er sein Aussehen verändern?
Er blickte sich in dem keimfreien Raum um und fand schnell, was er brauchte. Ein Spender mit Stiefelwichse kam ihm gerade recht, dann die Schachtel mit Tüchern zum Entfernen von Ölresten und eine Wegwerfschutzbrille für Schweißarbeiten.
Ardan drückte sich eine Portion Stiefelwichse in die Hand und schmierte sich die klebrige Masse ins Haar. Es war eine ausgesprochen unangenehme Arbeit. Als er fertig war, rieb er sein Haar kräftig mit ein paar Papiertüchern und entfernte das überschüssige Fett.
Als er mit dem Kamm durch seine gefärbten Locken ging, lagen sie glatt am Kopf an. Der Unterschied im Aussehen war erstaunlich.
Er nickte zufrieden. Dann riß er einen Streifen Tuch ab und rollte ihn fest zusammen. Mit je einer dieser Füllungen in beiden Wangen veränderte sich die Form seines Gesichtes. Nun noch die Schutzbrille in eine weniger erkennbare Form verbogen und den
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