BattleTech 04: Das Schwert und der Dolch
aus dem kleinen Raum gegangen war, in dem sie mich untergebracht hatten. Der Vorhang bewegte sich noch. Ich dachte nur an eines — daß ich in Feindeshand sein mußte. Ich erinnerte mich an die Liao-Uniformen der Männer, die mich im Sumpf von dem Baum geschnitten hatten, an den ich gefesselt war.«
Sep hob den Kopf. Jalik brummte: »Baum? Gefesselt?«
Ardan schüttelte den Kopf. »Das ist im Augenblick nicht wichtig. Wenn ich die Gelegenheit bekomme, erzähle ich euch später davon. Also, ich mußte wohl Gefangener der Capellaner sein. Der einzige Gedanke, den ich fassen konnte, war Flucht. Also ging ich in die andere Richtung, als ich am einen Ende des Korridors Stimmen hörte — da, wo wir jetzt gerade waren, als die Sprengsätze explodierten. Auf der rechten Seite war eine Schwingtür, und dahinter lag das Labor, das ich gefunden habe.
In dessen Innerem waren Kälteschlafzellen. In einer davon lag der Körper eines Mannes, der Hanse Davion hätte sein können. Ich ging dicht heran und sah ihn mir genau an. Das Gesicht war genau dasselbe. Mit einer Ausnahme. Hanse steckte nicht dahinter.«
Sep nickte. Jarlik rieb sich das Kinn, und Ref schloß die Augen zu engen Schlitzen.
»Wie eine Lebensmaske? Wenn man sie trägt, sieht man genau wie das Original aus, aber irgendwie ist der Gesichtsausdruck immer leicht daneben.«
Ardan blickte Ref an. »Genau. Ganz genau! Die Züge waren korrekt, die Gesichtsform stimmte, aber der Gesamteindruck war falsch. Das Gesicht war noch nie ... lebendig gewesen.«
»Okay. Wir wissen, was du gesehen hast. In welchem Zustand warst du, als du es gesehen hast?« Sep war wie immer praktisch.
Ardan überlegte sich seine Antwort. »Ich war fürchterlich krank gewesen, aber ich war weit genug wiederhergestellt, um eine größere Strecke zurückzulegen. Ich hatte keine allzu starken Schmerzen. Ich konnte klar denken. Ungewöhnlich klar sogar, so als hätte ich irgendein Aufputschmittel bekommen ... Ehrlich gesagt, Melissa Steiner und ich haben uns gefragt, ob ich diesen Austausch-Hanse womöglich sehen sollte.« Er schüttelte den Kopf.
»Ich war natürlich erschöpft, nach all der Bewegung. Ich wurde schnell schwächer und schaffte es gerade noch zurück in mein Bett. Ich fiel augenblicklich wieder in Schlaf, und danach erinnere mich nur noch an meine Rettung durch Lees Hamman.«
»Und deshalb hielten die Meds dich für verrückt. Das ergibt irgendwie keinen Sinn«, bemerkte Jarlik.
»Na ja, da gab es noch andere Probleme. Ich hatte vor langer Zeit ein übles Erlebnis, das mir schon lange zugesetzt hatte. Das hatte sich mit dem Ding in dem Labor vermischt, und sie kamen zu dem Schluß, daß das Ganze Einbildung war. Ein Teil davon war auch Einbildung, das gebe ich zu. Aber der Rest hat sich tatsächlich so abgespielt. So wahr wie wir vier hier im Gras sitzen. So wahr die Mechs da drüben stehen.« Er zeigte hinüber zu den wartenden Kolossen.
»Und du kannst es nicht beweisen, es sei denn, wir finden etwas auf dem Satz Holos, den du mitgenommen hast«, grübelte Ref. »Und was machen wir jetzt?«
»Wir fliegen zurück zum Mond, bevor irgend jemand herausfindet, daß wir hier sind. Und morgen kommen wir offiziell zurück. Ich sollte sagen, ihr kommt morgen zurück und bittet den befehlshabenden Offizier der Garnison formell um eine Bergungsoperation. Ich sollte besser im Landungsschiff bleiben und mich bedeckt halten. Wenn sie eine Verbindung zwischen der Anfrage und mir feststellen, werden sie die Mitarbeit auch einem Offizier der Guards in Hanses privatem Kurierschiff verweigern.«
»Meinst du, es gibt überhaupt eine Chance, in dem Trümmerhaufen noch etwas zu finden?« fragte Sep und deutete auf die Überreste der Anlage.
»Es müßte am entgegengesetzten Rand liegen. Das Ding ist durch die Druckwellen der Sprengungen mit einer leichten Neigung hier herüber zusammengefallen. Es müßte etwa fünfzig Meter innerhalb der früheren Außenmauer liegen, ziemlich genau in der Mitte des linken Flügels. Die Holos waren in einer Vitrine und müßten es eigentlich überstanden haben. Ich erinnere mich, wie ich das Schloß geknackt habe — ein hübscher Doppelriegel. Die Vitrine war mit einem Schreibtisch kombiniert. Das ganze Teil muß etwa zwei Meter breit und drei Meter hoch gewesen sein. Aus solidem Metall mit Duraplasttüren. Mit einem Metallspürer müßte es leicht zu finden sein. Natürlich liegt unter dem Schutt eine Menge Metall. Aber vielleicht...«
»Wir werden es auf jeden Fall
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