BattleTech 05: Warrior 1 - En Garde
Eine Ventilatorbank in der Decke saugte den süßlich beißenden Rauch — von Opium bis zum Turinblatt wurde hier alles konsumiert, was die Innere Sphäre an Drogen aufzuweisen hatte — so gründlich ab, daß Noton nur einen schwachen Geruch wahrnahm, als er die Tische passierte. Er blickte nicht hinab, versuchte niemanden im roten Widerschein einer Pfeife zu erkennen, sondern marschierte unbeirrt geradeaus auf den Durchgang in der Mauer zu.
Noton schob den dicken schwarzen Vorhang beiseite und stieg schnell eine Rampe empor, die ihn in eine Lobby mehr oder weniger oberhalb der Stelle führte, an der er sich vorher mit Roger unterhalten hatte. In den Boden war eine Druckplatte eingelassen, auf der Noton stehenblieb, um sich vom rubinroten Strahl des Kennungsgeräts abtasten zu lassen. Hinter einer Panzerglasscheibe lächelte ein Sicherheitsbeamter. »Willkommen, Mr. Noton.«
Gray nickte ihm kurz zu. Am anderen Ende des Gangs erhob sich eine dunkle Glaswand, die nur in einer Richtung durchsichtig war: Man konnte nicht nach Walhall hineinblicken, aber Personen im Innern konnten Neuankömmlinge ungestört mustern. Gelegentlich amüsierten sich die Gäste Walhalls, wenn die Sicherheitsbeamten unerwünschte Besucher wieder zurück nach Midgard eskortierten, aber die meisten interessierte es nicht, was draußen auf dem Gang geschah.
Heute würde nur ein Mensch dort drinnen besorgt auf sein Erscheinen warten. Bei diesem Gedanken lächelte Noton. Das Mittelstück der Wand zog sich lautlos in die Decke zurück, und Gray Noton betrat Walhall.
Walhall machte seinem Namen alle Ehre. Die Räumlichkeiten waren so eingerichtet, wie sich ein nordischer Krieger das Paradies vorstellte. In dem langen, geräumigen Saal herrschten seltene importierte Hölzer vor, die zu rauhen, unbearbeiteten Balken geschnitten waren. Tierfelle hingen von den Wänden, und die Säulen waren mit grell bemalten Schilden dekoriert. In der Mitte des Saales loderte ein holographischer Scheiterhaufen, der zusammen mit holographischen Fackeln an den Wänden für die Beleuchtung Walhalls sorgten.
Von der Tür bis zu einer Empore am anderen Ende der Halle säumten rustikale Tische und Bänke den Saal. An ihnen saßen in absteigender Rangordnung MechKrieger, die besten und bekanntesten nahe der Empore, die unerfahrensten in der Nähe der Tür. Zwischen ihnen eilten männliche und weibliche Bedienstete umher, die hölzerne Krüge mit schäumendem Tsinghai Ale oder Platten mit dampfendem Braten und frischem Brot trugen.
Auf beiden Seiten Walhalls schirmten graue Wollvorhänge dunkle Nischen vor fremden Blicken ab. Neben den meisten von ihnen hing ein Schild mit dem Wappen des MechKriegers oder Adligen, der die Nische sein eigen nannte. Die Separes der Adligen lagen näher am Ausgang als die der MechKrieger. Trotzdem wußte jeder auf Solaris VII, wo die wahre Macht lag. Vielleicht war es ehrenvoller, in Snorri Sturlusons Nische an der Empore zu sitzen, aber im allgemeinen war ein Platz weiter unten bei einer Herzogin oder einem Grafen der Nachfolgerstaaten einträglicher.
Noton winkte den ersten MechKriegern, die er erkannte, freundlich zu, ließ sich jedoch nicht auf ein Gespräch ein. Normalerweise genoß er die Gesellschaft anderer Mechpiloten, auch wenn sie dazu verdammt waren, in der stürmischen Welt der Solaris-Spiele zu leben und zu sterben. Heute nacht aber beschäftigte er sich mit anderen, drängenderen Problemen.
Und wandle ich auch durch das Tal des Todes, ich fürchte nicht... ich verweile nicht... Noton wußte, daß jeder MechKrieger, der es bis Walhall geschafft hatte, 80 Prozent der MechKrieger dieses Planeten überlegen war, und 90 Prozent der MechKrieger der Inneren Sphäre im Gefecht besiegen konnte. Aber die Spielwelt Solaris stellte für MechKrieger eine Sackgasse dar, denn im Gegensatz zu den Mechpiloten im Dienst eines Nachfolgerfürsten konnte keiner der hier anwesenden mit einem Titel oder Reichtümern rechnen, die ihm sein dankbarer Herr beim Eintritt in den Ruhestand schenkte. Wie der Name Walhall schon andeutete, waren diese MechKrieger bereits so gut wie tot.
Wenn sie nicht schlau sind und vorher aussteigen, so wie ich, dachte Noton und bewunderte den Schild, der seine Nische schmückte. Das Bild, ein durchscheinender, fast komischer Geist unter einem roten Fadenkreuz, erinnerte jeden an Notons ruhmreiche Vergangenheit. Legendenkiller haben sie meinen Kampfschütze und mich getauft, und ich habe mehr Nischenbesitzer aus ihrem
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