BattleTech 05: Warrior 1 - En Garde
in deinem Innersten einer der Unseren bist, irgendwie werde ich einen Weg finden, es zu beweisen.
15
Echo V
Militärdistrikt Pesht, Draconis-Kombinat
1. Januar 3027
Jiro Ishiyama verbeugte sich respektvoll und tief vor dem runzligen alten Mönch, der ihn durch die scheinbar endlos gewundenen Tunnel des Zen-Klosters geführt hatte. Über ihnen auf Echo Vs öder, windgepeitschter Tundra kreischten eisige Windhosen und geißelten die Oberfläche dieser Welt. Ishiyama kämpfte gegen das Schaudern an, das durch die Kälte dieses Planeten ausgelöst wurde, und respektierte den alten Mönch noch mehr ob seiner Gleichgültigkeit gegenüber allen Unbilden.
Tatsächlich war Ishiyama in einen warmen, schweren Mantel gehüllt, während der Mönch nur eine einfache schwarze Kutte trug. Obwohl die Luft kalt genug war, den Atem der beiden Männer sichtbar werden zu lassen, trug der Mönch nur Sandalen und besaß weder Handschuhe noch eine Kapuze, um seinen kahlgeschorenen Kopf zu beschirmen. In den Augen des Mönchs jedoch sah Ishiyama keine Überlegenheit oder Verachtung für den Besucher von Luthien. Vielmehr las Ishiyama darin Mitleid für einen Mann, der sich nicht gut genug kennt, um mit der Kälte eins zu werden.
Der Mönch schaute an Jiro Ishiyama vorbei und wies die beiden Initiaten, die dessen lackierte Koffer trugen, wortlos an, um sie herumzugehen. Die Initiaten beugten wegen des Gewichts auf ihrem Rücken nur den Kopf und schritten durch den Garten hinüber zu der kleinen Hütte, die für die Cha-no-yu — die Teezeremonie — reserviert war. Die beiden Initiaten verschwanden für einen Moment in der Hütte, dann kehrten sie zurück und verbeugten sich tief vor dem Mönch und seinem Besucher, bevor sie in die dunklen Tunnel des Klosterkomplexes verschwanden.
Der Mönch neigte den Kopf auf die Seite und lächelte unmerklich. »Sumimasen, Ishiyama Jiro-sama«, begann er langsam. »Verzeiht mir, wenn ich langsam spreche. Wir benutzen Worte hier nur sparsam.«
Ishiyama verbeugte sich. »Die Worte, die Ihr mir gewährt, ehren mich.« Er blickte hinaus über den Bonsai-Steingarten, der den Höhlenboden bildete. Der fahlweiße Kies war in lange, sich wiegende Wellen geharkt, so daß man den Eindruck hatte, auf einen erstarrten Ozean zu blicken. Größere Felsen, vom Grau des Granit bis hin zum glasigen Schwarzviolett des Obsidian, ragten wie trotzige Inseln aus der steinernen Brandung. In den natürlichen Nischen der Höhle schoben sich Bonsaibäume in die Höhe wie ein Teil des Felsens, während sorgsam gehegte Moose an den Felswänden hingen und das nötige Grün lieferten.
Das Teehaus stand im Zentrum des Gartens und schien ein organischer Teil von ihm, trotz seiner offensichtlich menschlichen Herkunft. Es war einer Pagode nachempfunden, komplett mit Wandschirmen aus Holzrahmen, Reispapier und einem rot gedeckten Dach. Der verwitterte Granit, aus dem das Teehaus gebaut war, erweckte den Eindruck, das Bauwerk sei älter als der Garten. Unter der Spitze des Teehausdaches stieg fast unsichtbar heller Rauch empor.
Ishiyama sog die Luft ein und lächelte beim vertrauten, angenehmen Duft des brennenden Zedernholzes. Wieder verbeugte er sich vor dem Mönch. »Alles ist vollkommen. Eure Treue ehrt den Drachen.« Der Mönch beugte offensichtlich erfreut den Kopf. Beide wußten, daß Ishiyama den Garten, so perfekt er auch scheinen mochte, auf subtile Weise verändern würde, um ihn noch etwas vollkommener zu machen und ihn in die Cha-no-yo einzubinden, für die er über zweihundert Lichtjahre zurückgelegt hatte.
»Do itashimash'te, .Ishiyama Jiro-sama«, erwiderte der Mönch leise. »Wir sind es, die uns geehrt fühlen, da der Drache Euch schickt, um uns mit Eurer Kunst zu beglücken. Seid versichert, daß Eure Vorbereitungen nicht gestört werden. In vier Stunden werde ich Kurita Yorinaga-je hierher senden.«
»Domo arigato.« Ishiyama verbeugte sich tief und richtete sich erst wieder auf, als der Mönch die Kammer lautlos verlassen hatte. Ishiyama studierte den Garten. Als seine Augen dem aus flachen Steinen geformten Weg folgten, der vom Eingang der Höhle zum Teehaus führte, gestattete er sich, in der Schönheit aufzugehen, die hier von den Mönchen geschaffen worden war. Der so kunstvoll gestaltete Garten rührte ihn in seinem Innersten an und löste Emotionen und innere Konflikte aus. Die Szenerie gab ihm das Gefühl inneren Friedens wieder, das seine Reise über sieben Sprungpunkte genommen hatte.
Ishiyama
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