BattleTech 07: Warrior 3 - Coupe

>die Hure des Herzogs<. Langsam begann mir die Wahrheit zu dämmern. Eines Abends konfrontierte ich meine Mutter damit. Sie gab zu, daß Aldo Lestrade sie geschwängert hatte. Sie hatte zu große Angst gehabt, um sich seinen Annäherungsversuchen zu widersetzen, oder um zu melden, daß sie ein Kind von ihm erwartete. Von da an verbot sie mir, die Angelegenheit zu erwähnen. Wäre sie heute hier anstatt auf der Bifrost, hätte ich vielleicht immer noch nichts davon gesagt.«
Clovis breitete die Hände aus. »Aldo Lestrade ist mein Vater. Er hat sich den Weg auf den Thron von Summer freigemordet, und durch seine Intrigen hat er mein Volk vernichtet, die Menschen von Neue Freiheit, In einer Tradition, die er selbst begründet hat, ist es mein Recht, meinen Vater, Aldo Lestrade, zu töten.« Clovis' hübsches Gesicht erstarrte zu einer schrecklichen Grimasse. »Krieger töten Krieger, Lestrades werden von Lestrades ermordet. Überlaßt ihn mir.«

16
    Sian
Kommunalität Sian, Konföderation Capella
     
    20. Mai 3029
    Justin Xiang betrachtete Maximilian Liao, wie er für die Holovidkamera ein Lächeln aufsetzte. Ein kalter Schauder lief ihm das Rückgrat entlang. Wenn man ihn so sieht, würde niemand erraten, daß ein Drittel seines Reiches verloren ist. Er sieht aus wie eine Python, die eine in die Enge getriebene Ratte studiert.
    »Zao, Bürger.« Maximilians Gesichtszüge entspannten sich, und sein Tonfall senkte sich zu dem ruhigen Klang eines Patriarchen, der seine Familie um sich versammelt sieht. »Viel zu lange ist es her, seit ich mich das letzte Mal an euch wandte. Obwohl es niemals leicht ist, die Geschicke des Staatsschiffes zu lenken, bleibt mein Volk doch stets im Vordergrund meiner Gedanken. Ja, es ist der Gedanke an euch, der mich in dieser Zeit der Prüfungen mit Kraft erfüllt.«
    Der Kanzler kniff die dunklen Augen zusammen. »Ich bin mir wohl der Härten bewußt, denen ihr ausgesetzt wart, während dieser barbarische Ansturm unserer Nation zugesetzt hat. Ich weiß, daß Furcht und Zweifel euch auf vielerlei Arten bedrängen müssen, aber das betrachte ich nicht als Verrat. Niemals — es ist nur logisch, sich Sorgen um sein Leben und seine Familie zu machen. Verrat wäre es nur, wenn ihr diesen Zweifeln erliegen solltet, insbesondere angesichts dessen, was wir soeben vollbracht haben.«
    Justin fühlte eine Hand in seinem Rücken, die ihn nach vorne schubste, als der Kanzler sich zu ihm umdrehte und die Kamera zurückfuhr, um ihn mit ins Bild zu bringen. »Dies ist mein geschätzter und vertrauter Berater, Justin Xiang. Er ist soeben von einer Operation zurückgekehrt, die ihn tief in die Vereinigten Sonnen führte. Unzähligen Gefahren und selbst akuter Verletzung ausgesetzt, konnte er einen Davion Centurion vernichten und Prinz Davions Zorn entkommen. Aber, was noch wichtiger ist, Justin Xiang und sein Team haben Haus Davion eine Probe neuer Technologie entwendet, die das Blatt des Krieges für uns wenden wird.«
    Der Kanzler trat neben Justin. Für die Kamera streckte Maximilian, der seinen Gegenüber weit überragte, die rechte Hand aus und präsentierte einen etwa dreißig Zentimeter langen Stab. Der Stab war aus Elfenbein geschnitzt und trug ein Flechtmuster mit dem Liao-Wappen in der Mitte. An einem Ende war er mit Einlegearbeiten aus Korallen, Malachit und Onyx verziert. Der Kanzler behandelte ihn mit extremer Vorsicht und Ehrfurcht.
    »Auch wenn er kaum ein ausreichender Dank für die vielen Pflichten ist, die Sie der Konföderation Capella erwiesen haben, überreiche ich Ihnen, Justin Xiang, den Ehrenstab für Außerordentliche Dienste.« Maximilian lächelte und reichte Justin den Stab. »Ich hoffe, Sie werden Ihrem Geburtsland auch weiter aus vollem Herzen dienen.«
    Justins metallene Hand schloß sich um die Auszeichnung. Er verneigte sich vor dem Kanzler und richtete sich mit ernster Miene wieder auf. »Nicht einmal der Tod kann meinen Dienst für meine Nation beenden.«
    Der Kanzler neigte den Kopf vor Justin und wandte sich wieder der Kamera zu. Justin zog sich in die Kulisse zurück, wo Candace auf ihn wartete. Er wandte sich um, wollte den Kanzler beobachten, der sein Statement verlas, bevor die zwölf Mitglieder der Pressecorps Gelegenheit hatten, Fragen zu stellen. Aber Candace zerrte an seinem rechten Ellbogen.
    »Justin, komm! Deine Rolle ist vorüber.«
    Justin runzelte die Stirn. »Ich sollte bis zum Ende der Pressekonferenz bleiben.«
    »Wozu? Du kennst die Fragen. Hast du sie