BattleTech 07: Warrior 3 - Coupe
nicht beschuldigen konnte, ihre Tochter an Hanse Davion verkauft zu haben. Melissa muß bei Hanse bleiben, damit sie ein Kind bekommt. Ich bin hier, um zu ermöglichen, daß sie an zwei Orten zugleich ist.« Sie senkte die Pistole. »Und jetzt bring mich zu ihrem Büro und bete, daß wir rechtzeitig kommen.«
Misha trat an den Kamin an der Rückwand des Zimmers. Sie griff in das Maul eines aus der marmornen Einfassung gehauenen Löwenkopfes und drückte. Jeana hörte ein Klicken, dann glitt der Kamin beiseite. Hinter ihm wurden in einer schmalen Öffnung Backsteinmauern sichtbar.
Misha sah sie an. »Du mußt vorgehen. Es ist nicht genug Platz, um dich an mir vorbeizulassen. Der Korridor zieht sich fünf Meter an der Wand entlang, dann kommen wir an eine Wendeltreppe, die hinunter ins Erdgeschoß führt. Am Fuß der Treppe hältst du dich links, nimmst die zweite Abzweigung nach rechts und danach die erste links. Das Bücherregal steht an der hinteren Bürowand, dem Schreibtisch des Archon gegenüber. Der Verschluß ist über der Öffnung.«
Jeana nickte und trat in den dunklen Tunnel. Ein muffiger Geruch hing in der Luft, und jeder Schritt wirbelte Staub auf. Immer wieder wischte sie die Spinnweben vor ihrem Gesicht beiseite. Während sie durch den Gang wanderte, strich sie mit den Fingern der linken Hand über die Mauer. Die kalte, rauhe Oberfläche war ihr Anker in der Wirklichkeit.
So viele Täuschungsmanöver, so viele Lügen. Misha wird sich wie eine Närrin vorkommen, weil sie sich von mir hat hinters Licht führen lassen. Sie wird beleidigt sein, daß Melissa ihr nicht vertraut hat. Schlimmer noch, sie wird ihren Vater anlügen müssen, weil sie ihm nichts davon verraten darf.
Sie erreichte die Wendeltreppe und stieg langsam und vorsichtig nach unten. Für einen Augenblick machte sich Angst in ihr breit, und es schien, als tanzten Schmetterlinge in ihrem Magen. Dann lächelte sie, beinahe so, wie sie es gekonnt hatte, als ihr Vater noch lebte. Das ist es, nicht wahr? Das ist das Gefühl, das du gehabt hast, als du Katrina Steiner vor all den Jahren auf Poulsbo verteidigt hast, nicht wahr, Vater? Es ist das Gefühl, daß man das Richtige tut, wie hoch die Kosten auch sein mögen ...
Jeana suchte wieder mit der Hand nach der Wand, als sie die Treppe verließ. Sie erinnerte sich, daß sie die zweite Abzweigung rechts nehmen mußte, und nahm die Waffe in die Linke. Das Herz hämmerte ihr in den Ohren, als sie durch den pechschwarzen Gang wanderte. An der Biegung nahm sie die Waffe wieder in die Rechte, machte sie schußbereit und hielt an, als sie den Geheimgang des Büros erreicht hatte.
Sie schlug auf den Mechanismus und trat durch die Öffnung hinter dem Bücherregal. Der Archon stand mit schockiertem Gesichtsausdruck auf. »Melissa! Was für eine angenehme Überraschung.« Die Überraschung und Wut in ihren grauen Augen verlangten eine Erklärung.
Jeana hob die Nadlerpistole, als die beiden Gäste des Archon sich von ihren Plätzen erhoben. »Exitus acta probat, wie der Herzog so gerne sagte. Es ist vorbei. Bailey hat sich verraten.«
Als die beiden Betrüger Sanglamores inoffizielles Motto hörten, reagierten sie sofort. Der kleinere von ihnen bewegte sich von Jeanas Position aus nach rechts und griff nach der Waffe an seinem Gürtel, der größere sprang nach links. Verdammt! Zwei Ziele. Jeana sah, wie die Augen des Kleineren zum Archon zuckten, und ihre Entscheidung war gefallen. Du!
Sie ließ sich in die Hocke fallen und zog zweimal den Abzug durch. Die erste Nadelwolke zerfetzte die Uniform über der Brust des Attentäters. Der Aufprall riß ihn halb herum, so daß ihr zweiter Schuß seine linke Schulter traf. Als er auf den Boden schlug, war er schon tot.
Jeana drehte sich etwas und richtete die Waffe auf den anderen. Der riß die Pistole hoch, noch während sie den dritten Schuß abgab. Hals und Gesicht des Mannes verfärbten sich rot, aber sie betätigte noch einmal den Abzug. Bevor sie feststellen konnte, ob ihr Schuß getroffen hatte, fühlte sie einen furchtbaren Schlag auf die Brust. Sterne explodierten vor ihren Augen, als sie nach hinten geworfen wurde und mit dem Schädel gegen das Bücherregal prallte.
Eine schwarze Woge schien über ihr zusammenzuschlagen, dann fand sie sich auf dem Boden wieder. Sie sah ihre Waffe nur Zentimeter von ihrer rechten Hand entfernt, aber ihr Körper weigerte sich, danach zu greifen. Wie um ihre Anstrengung zu verspotten, rollte sie auf den Rücken und verlor
Weitere Kostenlose Bücher