BattleTech 08: Woelfe an der Grenze
Schnee ab.
Die erste Maschine wurde teilweise vom MHQ-Fahrzeug verdeckt und war nur von der Hüfte aufwärts sichtbar. Für einen Augenblick sah sie durch den weißen Schnee aus wie ein Schneedrache auf der Jagd nach Beute. Diese Illusion wurde jedoch zerstört, als der Mech vollständig sichtbar wurde. Dort, wo der Hals des Schneedrachen hätte sein müssen, befanden sich seine klobigen Beine, die Schnauze des Fabelwesens verwandelte sich in den vorgewölbten Torso eines Mechs, und seine große Halskrause waren die buckeligen Schultern der Maschine. Es war Tai-sa Tetsuharas Dracon.
Michi war nicht der erste, der den DRC-1N BattleMech mit der Vorstellung von einem Drachen in Verbindung brachte. Die spitz zulaufende Anordnung seiner Hauptbewaffnung, einem Telos DecaCluster-Raketenwerfer, dominierte seine Torsomitte. Auch die niedrige Cockpithaube trug zum saurierhaften Aussehen bei. Viele Dracon waren mit weißzähnigen Drachenmäulern bemalt, um diese Ähnlichkeit noch zu betonen.
Der sechzig Tonnen schwere Mech stapfte in den Fahrzeughangar und auf das gestreifte Feld direkt neben Michis Ostroc. Ein zweiter Mech folgte ihm dichtauf. Eiskristalle glitzerten auf dem zylindrischen Körper und seinen vorspringenden Auswüchsen. Tongs JägerMech kam hinter dem eben eingetroffenen Dracon zum Stehen. Von den Zwillingswaffen am rechten Arm des Mechs fielen Eiszapfen auf den Beton herunter, die schwarz vom Schmieröl waren.
Als letzter kam Willoughbys Mech herein. Verglichen mit den beiden schweren Mechs, die vor ihm eingetroffen waren, wirkte der Panther eher schmächtig. Willoughby sah Michi bei den Türen kauern und hob den rechten Arm seines Mechs zum Gruß. Der Panther ging zu dem für ihn vorgesehenen Abstellplatz und wurde starr, als Willoughby die Abschaltprozedur einleitete.
Da die Befehlslanze unversehrt zurückgekehrt war, schlössen sich nun die großen Hangartüren. Michi ging zum Dracon. Fünf Meter über seinem Kopf kletterte Minobu gerade die Strickleiter herunter, die aus der Schnauze des Mechs baumelte. Seine Bewegungen, die schon durch den klobigen Kälteschutzanzug behindert wurden, wirkten dadurch, daß jeder Halt unter den Füßen vereist war, doppelt unbeholfen.
Als er die letzte Sprosse der Leiter erreicht hatte, sprang er den letzten Meter herunter und fing die Landung federnd mit gebeugten Knien auf. Kein Mensch hätte vermutet, daß nur eines dieser Beine echt war. Bevor er Michi begrüßte, redete der Tai-sa mit den Techs, die gekommen waren, um die Mechs zu warten. Befriedigt, daß sein ChefTech die Probleme verstand, die sich bei ihrem soeben beendeten Ausflug ergeben hatten, wandte sich Minobu seinem Adjutanten zu.
»Welche drängenden Nachrichten treiben Sie in die Kälte hinaus, Michi-Saw?«
»Ich wollte mit Ihnen sprechen.«
Minobu nickte zum Zeichen des Verstehens, daß dies eine Privatunterhaltung werden würde, und winkte den sich nähernden Tong und Willoughby zu. »Gehen Sie in den Bereitschaftsraum, und lassen Sie sich was Warmes geben«, rief er ihnen zu. »Wir kommen in ein paar Minuten nach. Dann will ich von Ihnen eine vorläufige Auswertung der Übung hören.«
Die MechKrieger deuteten einen Gruß an und machten sich auf den Weg zum Bereitschaftsraum. Als sie verschwunden waren, sah Minobu Michi durch seine getönte Schutzbrille erwartungsvoll an. Die Geräusche der Techs würden verhindern, daß ihr Gespräch mitgehört werden würde.
»Ist es eine weise Entscheidung, den Planeten ausgegerechnet jetzt zu verlassen?« Michis Tonfall ließ keinen Zweifel daran, was seiner Meinung nach weise gewesen wäre.
»Jetzt. Später. Das macht kaum einen Unterschied.« »Jetzt ist kein guter Zeitpunkt. In Bharryspot hat es einen weiteren Kampf gegeben. Drei Ryukenbataillone und zwei von Major Jarretts Bataillonen. Nichts Ernstes diesmal, zumindest nicht im materiellen Sinn. Aber es wird nicht der letzte Vorfall dieser Art sein.«
»Wenn es eine Explosion geben soll, dann wird es eine geben. Shigata ga nai.«
Michi biß die Zähne zusammen. Minobu hatte diese Phrase mit frustrierender Regelmäßigkeit benutzt, um Michis Bedenken zu zerstreuen. Seit seinem Unfall schien der Tai-sa sich in alles zu fügen, was um ihn herum geschah. Diesmal würde Michi sich nicht damit zufriedengeben. »Wenn Sie jetzt gehen, tragen Sie die Verantwortung für den Ärger.«
»Unsinn. Sie sind ja hier, um die Dinge im Lot zu halten. In den letzten Monaten sind Sie in die Verantwortung hineingewachsen
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