BattleTech 08: Woelfe an der Grenze
Kreisel, die die Mechbewegungen kontrollierten, indem sie auf das Feedback vom Gleichgewichtssinn des Piloten zurückgriffen. All das geschah unterhalb der Bewusstseinsschwelle des MechKriegers, aber der Moment, in dem die Verbindung hergestellt wurde, war immer spürbar.
Das Schwindelgefühl kam und ging schnell vorüber, nur ein wenig unangenehmer, als Minobu es gewohnt war, weil der Helm nicht speziell auf sein Gehirnmuster geeicht war. Mit dem Gefühl für die Balance der Maschine kam ein Adrenalinstoß. Er gebot über einen BattleMech. Auf den Bildschirmen, die auf das Spektrum des sichtbaren Lichts eingestellt waren, konnte er verfolgen, wie sich die Techmannschaft entfernte. Während er den Mech aus dem Maschinenpark steuerte, hob er die PPK zum Gruß.
Heute war Minobu Tetsuhara — wenn auch nur für eine kleine Weile — wieder ein MechKrieger.
8
Fire Rift, Quentin IV
Mark Draconis, Vereinigte Sonnen
17. Juni 3023
Der Verteidiger bewegte sich durch eine höllische Landschaft. Minobu hatte keine Anzeichen für tierisches Leben entdeckt, und die einzigen Pflanzen waren ein paar kümmerliche Büsche und struppige Gräser, die alle die Farben der gelbbraunen Chlorophyll-Entsprechung trugen, die sich hier entwickelt hatte. Wohin er auch schaute, überall erhoben sich Kolonnen roter Gesteinsbrocken, die in phantastischen Spitzen ausliefen und an die antiken Minarette und Kuppelbögen von AI Na'ir erinnerten. Zwischen ihnen erstreckten sich Mesas aus zusammengepreßtem Sedimentgestein, das zu Geröllhalden aufgehäuft und mit einer Schicht verwitterten grauen Bimssteins und Asche bedeckt war. An manchen Stellen quollen Dampf wölken aus den Öffnungen aktiver Vulkane. All das lag unter dem die Sicht verzerrenden Hitzeflimmern und einem allgegenwärtigen Rauchschleier.
Es war hier viel heißer als in der Nähe des Raumhafens. Es gab die Hitze durch die direkte Einstrahlung der glühenden weißen Sonne, dann gab es die von der glänzenden Asche reflektierte Hitze, und schließlich gab es noch die durch die Aktivität des Mechs erzeugte Hitze. Hitze war für einen MechKrieger eine konstante Quelle der Besorgnis. Wenn die interne Hitze in einem BattleMech zu stark anstieg, wurde seine Funktionstüchtigkeit beeinträchtigt. Empfindliche Systeme konnten ausfallen, und es bestand die Gefahr einer Munitionsexplosion, falls die Maschine Raketen oder ballistische Waffen mit sich führte. Und wenn der Hitzestau zu groß wurde, konnten automatische Sicherheitsschaltkreise den Fusionsreaktor des Mechs stilllegen, wodurch ein MechKrieger mitten in einer Schlacht von einer Sekunde auf die andere zur Hilflosigkeit verurteilt war. Er befand sich jetzt erst an der Peripherie des Fire Rifts. Tiefer in dem Gebiet würde es noch schlimmer sein, da Rauchwolken weiter südlich anzeigten, dass die vulkanische Aktivität dort größer war.
Minobu überprüfte die Temperaturanzeige des Verteidiger. Noch waren die Werte niedrig, aber das würde sich rasch ändern, sollte es zum Kampf kommen. Die Dragoner Techs hatten in ihre Mechs Geschwindigkeitsbegrenzer eingebaut und die Nachladezeiten für die Waffen verlängert, um die lähmende Hitzeentwicklung zu verlangsamen. Er durfte das nicht vergessen, wenn er seinen Mech effektiv einsetzen wollte. Laut Statusanzeige arbeiteten die Wärmeaustauscher mit 52 Prozent ihrer Standardkapazität. Es würde nur allzu leicht sein, diese Maschine zu überhitzen.
Der Verteidiger folgte dem Kurs, den Minobu von der Kommandozentrale erhalten hatte und der ihn zum Feldhauptquartier des Alpha-Regiments führen sollte, wo er wieder auf Wolf stoßen würde. Der Söldner hatte nicht • gewartet, als Minobu seinen LeihMech erhalten hatte. Er und seine Befehlslanze waren ausgerückt, und es war an ihm, ihnen zu folgen. Minobu fragte sich kurz, ob das ein weiterer Test war, kam aber zu dem Schluss, dass Wolfs Wunsch, möglichst schnell das Kommando zu übernehmen, die wahrscheinlichere Erklärung darstellte.
Seitdem er sich im Gebiet des Fire Rift befand, war die Nachrichtenverbindung unbeständig. Wenn sie nicht durch die Granitmassen in der Umgebung völlig unterbrochen wurde, war sie von atmosphärischen Störungen überlagert. Nur wenn er einen Gebirgskamm überschritt, konnte Minobu die Gefechtsfrequenzen der Dragoner einigermaßen klar empfangen. Auf solchen Höhenzügen war der Verteidiger andererseits der Beobachtung durch den Feind ausgesetzt, ein Risiko, das in Kauf zu nehmen sich nicht lohnte.
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