BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
falschen Fuß erwischt. Die Offensive hatte anfangs gute Fortschritte gemacht. Das Fehlen von BattleMech-Unterstützung und das Ausbleiben von Gegenangriffen hatten nur seinen Verdacht bestätigt, daß die Kuritas noch keine Zeit gehabt hatten, jene extrem aufwendigen Truppen wiederaufzubauen. Was sie hatten, war in Dieron gebunden, wo die vereinten Angriffe das Kombinat von Terra abzuschneiden drohten.
Alles hatte so gut ausgesehen.
Dann war der Widerstand des Kombinats stärker geworden. Obwohl den Davion-Streitkräften Truppen gegenüberstanden, in deren Reihen sich kaum Mechs befanden, hatten die Kuritas standgehalten. Planeten waren nicht zum vorgesehenen Zeitpunkt gefallen. Der Zeitplan der Invasion war langsam aber sicher in Verzug geraten. Aber selbst da war Sandoval nicht sonderlich beunruhigt gewesen. Die Schlangen mochten unvorbereitet gewesen sein, aber niemand, der noch ganz richtig im Kopf war, hatte ernsthaft glauben können, sie würden so schnell aufgeben wie die Capellaner im letzten Krieg.
Dann waren die Anschläge auf die Offiziere an der Steiner-Front erfolgt. Der lyranische Vorstoß hatte sich in ein heilloses Durcheinander verwandelt. Der Vormarsch Steiners war praktisch augenblicklich beendet gewesen. Diese Feiglinge, denen es an Rückgrat mangelte, waren sogar von Wega verjagt worden. Ihm war ein Gerücht zu Ohren gekommen, Katrina Steiner sei selbst in Panik geraten, als sie im Königlichen Thronsaal auf Tharkad eine Origami-Katze gefunden habe. James schüttelte den Kopf. Eine Armee mußte größer sein als ihre Führungsschicht, stärker als ihre Maschinen. Zwar waren die Steinertruppen mit Massen an schwerer Ausrüstung gesegnet, doch schien es ihnen an der nötigen Entschlossenheit zu fehlen. James fühlte sich betrogen. Er wußte, daß dieses Gefühl bei seinem Vater noch stärker ausgeprägt sein würde, nach allem, was er für die Allianz mit diesen kleinmütigen lyranischen Gecken getan hatte.
Er hätte nie gedacht, daß sein eigenes Oberkommando ebenfalls schwach werden könnte. Sortek mußte die Gegenwehr auf An Ting überbewertet haben. Das war die einzige Erklärung für den Abbruch des Vorstoßes nach Galedon. James wußte es besser. Nach allem, was er gesehen hatte, waren die Schlangen auf dem Zahnfleisch gegangen. An seiner Front hatten sie jedenfalls kurz vor dem Zusammenbruch gestanden, soviel war sicher. Noch ein Schlag, und es wäre soweit gewesen.
Dann hatte sie die Nachricht erreicht, daß dieser dreimal verfluchte Theodore Kurita einen großangelegten Gegenangriff gestartet hatte. Kombinatseinheiten waren tief in den Raum der Vereinigten Sonnen eingedrungen und bedrohten Robinson. James starrte düster auf die Faxblätter, mit denen der kleine Schreibtisch in seiner Kabine übersät war. Er kannte ihren Inhalt nur zu gut. Nachschubbasen verloren. Milizeinheiten aufgerieben. Kombinatsplaneten vom Drachen zurückerobert. AVS-Einheiten in Gefahr, abgeschnitten zu werden. Neue BattleMech-Einheiten Haus Kuritas identifiziert. Unerwartete Angriffe auf Davion-Welten.
Alles brach auseinander.
An seiner Tür summte es, und er drückte auf den Öffner. Sir Michael Hallbrock trat ein. Er gönnte James ein kurzes, entschuldigendes Lächeln. »Zeit für die Einsatzbesprechung, Jimmy.«
»Ich komme in einer Minute.«
Hallbrock wollte wieder gehen, blieb aber auf halbem Weg zur Tür stehen.
»Sie haben Ihre Sache gut gemacht, Jimmy. Der Alte Duke kann stolz sein.«
James machte sich nicht die Mühe, ihn anzusehen. »Wir verspielen unsere letzte Chance, das Kombinat zu vernichten. Sie müssen schwach sein. Ihre Front ist viel zu weitgespannt. Wenn wir nur weiter angreifen könnten.«
»Hat es schon jemals einen Krieg gegeben, in dem der Soldat nicht den Politiker im Nacken gehabt hätte, Jimmy?«
James seufzte. »Sir Michael, Sie und mein Vater haben mich Geschichte gelehrt, als ich noch ein ganz kleiner Junge war. Sie haben mir Geschichten erzählt, in denen Krieger alles gerichtet, Jungfrauen gerettet... und den Drachen erschlagen haben. Die MechKrieger haben immer verloren geglaubte Schlachten aus dem Feuer gerissen.«
»Und du fragst dich, was mit dir nicht stimmt, weil du kein Held bist?«
James biß sich auf die Lippe. Der alte Colonel kannte ihn zu gut.
»Ein guter Soldat befolgt seine Befehle«, sagte Hanbrock leise.
»Auch wenn er weiß, daß sie falsch sind?«
»Bist du dir dessen so sicher? Bist du bereit, das Leben von Millionen darauf zu verwetten, daß du mit deiner
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