BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
kaum noch bei Bewußtsein war, hieb auf den Vetoschalter und brachte die Stimme damit zum Verstummen. Hartnäckig bearbeitete er die Steuerung, um den sich überschlagenden Mech unter Kontrolle zu bringen. Sein Cockpitschirm lieferte abwechselnd Bilder vom Himmel und von der Erde.
»Zumindest fallen wir nicht steil nach unten«, krächzte er mit vor Furcht und Hitze ausgedörrter Kehle.
Vom Notsitz kam keine Antwort.
Sorenson dachte gar nicht erst darüber nach, ob sein Passagier noch lebte. Der Boden kam viel zu schnell näher. In der Kürze der Zeit konnte er den Flug des angeschlagenen Mechs nicht mehr voll unter Kontrolle bekommen. In einem verzweifelten Versuch, den Aufprallschaden für das Cockpit möglichst gering zu halten, warf er die Maschine herum, bis der Kopf nach oben zeigte. Beine und Torso konnten weit mehr Schäden verkraften als der relativ zerbrechliche Kopf des BattleMechs.
Als der Höhenmesser dreißig Meter anzeigte, öffnete er alle Düsen so weit wie möglich und verbrannte seine gesamte Reaktionsmasse auf einmal. Das Monitorbord für das Flugsystem leuchtete rot auf. Bevor er noch richtig hoffen konnte, daß die Düsen lange genug gearbeitet hatten, schlug der Mech auf.
Sorenson wurde mit voller Wucht in die Sicherheitsgurte geschleudert, und er spürte, wie seine Haut von den Gurträndern aufgerissen wurde. Sein Kontrollbord war ein Meer roter Fehlfunktionslampen, die flackernd erloschen, als die Stromversorgung für das Cockpit ausfiel. Dann knallte er in seinen Sitz zurück, als der Mech auf den Rücken fiel.
Durch einen Riß in der Wandung des Cockpits strömte fahles Licht und eine Spur göttlich kühler Luft herein.
»Am Leben!« sagte Sorenson laut. Der Klang seiner Stimme, obwohl als Folge der durchgemachten Tortur nur ein Krächzen, bestätigte ihm, daß er recht hatte. Als er zum Neurohelm griff, verwandelten die Schmerzen, die durch seine Arme schossen, sein Gesicht in eine Grimasse. Mühsam stülpte er sich den Helm über den Kopf und ließ ihn auf das Rückenschott fallen, dann löste er die Sicherheitsgurte und streifte sie über die blutigen Schultern. Als er sich aus dem Sitz erheben wollte und feststellte, daß er seinen Körper nicht in der Gewalt hatte, packte er den überkopf angebrachten Metallhaltegriff, um sich hochzuziehen. Er empfand lediglich Verwirrung, als er zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Minuten in die Dunkelheit versank.
Sorenson öffnete die Augen und sah die Sonne in den Niederungen untergehen. Der Grashüpfer vor ihm war zu drei Vierteln im Boden versunken. Nur der Oberkörper war noch über dem vom Feuer geschwärzten Riedgras und dem brackigen Sumpfwasser zu sehen. Der Kopf, dessen Zugangsluke klaffte, hing schlaff an einem dünnen Kabelstrang, und der rechte Arm ragte in einem Winkel aus dem Sumpf, der Sorenson verriet, daß er nicht mehr mit der Schulter des Mechs verbunden war.
Grashüpfer springt weit. Wohnt in einem Herbstsumpf, Stirbt wie ein Samurai.
Es dauerte einen Augenblick, bis Sorenson klar wurde, daß die hinter ihm gesprochenen Worte von einer lebenden Person kamen und nicht von einem froschmäuligen Sumpfgeist. Er wälzte sich herum.
Takashi Kurita saß gefaßt auf der Erde. Seine gekreuzten Beine waren ebenso wie sein linker Arm nackt und wiesen zahlreiche Quetschungen und Blutergüsse auf. Er war über und über mit Schlamm und getrocknetem Blut bedeckt. Ein nasser, blutverschmierter weißer Lappen war um seinen Kopf gewickelt wie das Hachimaki eines Kriegers aus alter Zeit.
»Ihr BattleMech ist ein Wrack«, sagte Takashi. »Ein Opfer Ihrer Bemühungen, uns aus dem Schiff zu retten. Eine Zeitlang habe ich gedacht, Sie hätten ebenfalls das Zeitliche gesegnet.«
Sorenson versuchte zu kichern, aber das Geräusch, das er von sich gab, war zu schauderhaft, um Humor ausdrücken zu können. »Ich habe zu starke Schmerzen, um tot zu sein.«
»Sie haben meine Dankbarkeit, und ich werde Sie für Ihre heutigen Taten belohnen. Zumindest aber werde ich dafür sorgen, daß Sie einen Ersatz für Ihren Mech bekommen.«
»Ein neuer Mech wäre mir willkommen, Tono, aber ich will keine Belohnung dafür, daß ich meine Pflicht erfüllt habe.«
»Gesprochen wie ein echter Samurai. Aber Sie werden trotzdem belohnt. Die Waagschalen müssen im Gleichgewicht bleiben, und Ihre Belohnung muß die Strafe ausgleichen, die diejenigen bekommen werden, die für die Katastrophe verantwortlich sind.«
Sorenson versuchte sich vorzustellen, wie diese
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