BattleTech 10: Blut der Kerensky 1 - Tödliches Erbe
wie vor. Die Wellen, die ihn an den Strand drängten, kämpften gegen den Sog, der versuchte, ihn zurück hinaus in die Tiefe zu ziehen, aber keiner der beiden Kräfte gelang es, an seiner schlanken Gestalt ausreichend Angriffsfläche für einen Sieg zu finden. Als Kai nahe genug herankam, um ihre geröteten Augen zu sehen, spielte er für einen Moment mit dem Gedanken, dem Sog nachzugeben, sich hinaus und hinab zum Ende aller Sorgen ziehen zu lassen.
Nein, schalt er sich selbst. Selbstmord ist für dich keine Option, Kai Allard-Liao. Es würde deine Eltern beschämen, und das darfst du nie tun.
Das Sonnenlicht tanzte über den ebenholzfarbenen Sand und ließ seine Körner wie Sterne erstrahlen. Kai warf den Hydrolisator neben dem Handtuch, das er dort ausgebreitet hatte, in den Sand, gefolgt von der Taucherbrille und den Flossen. Mit einer Hand strich er das Wasser aus seinem kurzgeschorenen schwarzen Haar, dann drehte er sich zu ihr um. Ihre Uniform, die blaue Ausgehuniform aller MANA-Kadetten bei der Abschlußfeier, schien viel zu warm für den Strand, und die beginnende Flut hatte ihre Sitzfläche bereits angefeuchtet.
»Wie lange bist du schon hier, Wendy?« Kai versuchte, seine Stimme neutral klingen zu lassen, aber die Frau starrte zu ihm auf. Dann blickte sie zu Boden, und Tränen fielen in den Sand. »Nicht lange genug, scheint mir.« Die Trauer in ihrer Stimme riß an seiner Seele, aber Kai wußte, daß nichts, was er hätte sagen können, ihr helfen konnte. Unglücklich und hilflos wartete er, während Wendy Sylvester darum rang, ihre Emotionen in Worte zu kleiden.
Schließlich kam ihr Kopf wieder hoch, und sie strich sich die feuchten Strähnen ihrer strohblonden Mähne aus dem Gesicht. »Ich habe versucht, eine Erklärung für das zu finden, was du getan hast, aber immer, wenn ich das geschafft habe, bricht alles wieder zusammen, weil ich nicht verstehe, warum du mir nichts davon gesagt hast.« Sie öffnete die Hände, dann ballte sie sie wieder zu Fäusten. »Ich verstehe es einfach nicht. Alles war perfekt.«
Sie sah ihn an und verstand sein Schweigen als Widerspruch. »Ich habe dir immer wieder gesagt, es macht mir nichts aus, daß du ein paar Jahre jünger bist als ich. Es ist egal. Wirklich. Ich dachte, das würdest du verstehen.« Sie stockte und sah auf das Wasser hinaus. Das Geräusch der ans Ufer schlagenden Wellen drang wieder in Kais Bewußtsein.
»Ich dachte, ich bedeute dir etwas.« Sie sah ihn wieder an. Kai sog langsam den Atem ein, füllte seine Lungen mit der würzigen Luft, aber er konnte ihr nicht in die Augen sehen. »Du bedeutest mir etwas, du bedeutest mir sehr viel - mehr als irgend jemand sonst auf der Welt.« Er seufzte schwer. Warum kannst du es nicht sehen, Wendy? Wenn nicht jetzt, würde ich es später nur alles verderben. »Ich liebe dich.«
»Wirklich? Du hast eine seltsame Art, es zu zeigen. ich habe dir von der Tradition meiner Familie erzählt. Mein Vater, meine Mutter, meine Großeltern auf beiden Seiten, meine Vorfahren, soweit ich je von ihnen gehört habe, waren alle bei den Davion Heavy Guards. Ich bin, in der Tradition der Heavy Guards aufgewachsen. Zu den Guards zu stoßen, das war mein einziges Lebensziel.«
Endlich begegnete Kai ihrem Blick. »Das weiß ich, und ich respektiere diese Familientradition mehr, als du ahnst.«
Wendy schüttelte den Kopf. Eine vom Meer kommende Brise wehte ihr die Haare aus dem Gesicht und brachte das Gras hinter ihr zum Rascheln. »Ich höre deine Stimme, Kai, aber deine Taten sprechen eine andere Sprache. Verstehst du nicht, daß ich für dich dasselbe wollte?«
Sie zögerte, wartete auf eine Reaktion, dann sprach sie weiter, weil er ihr keine lieferte. »Vielleicht dachtest du, ich wollte, daß du zu den Heavy Guards gehst, weil ich es tue, weil es Familientradition bei den Sylvesters ist, daß Eheleute zusammen in den Guards dienen. Es stimmt. Ich streite es nicht ab, aber ich wollte noch aus anderen Gründen deinen Beitritt zum Regiment.«
Kai begann zu sprechen, aber sie hob die Hand, um ihn bremsen. »Kai, ich habe dich im letzten Jahr so viel erwachsener werden sehen. Du warst und bist verteufelt gescheit, aber bevor jemand wie Victor deine Pläne unterstützte, warst du dein schlimmster Kritiker.« Wendy hob ein Stück Treibholz auf.
»Du hast nie viel über deine Familie gesprochen, aber ich weiß, daß es kein einfaches Leben gewesen sein kann. Dein Vater war Tag und Nacht für Prinz Hanse da. Ich habe ihn getroffen
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