BattleTech 10: Blut der Kerensky 1 - Tödliches Erbe
dann gab er auch links Schub, um möglichst an Höhe zu gewinnen.
Unter ihm, auf der Oberfläche des Planetoiden, wankte der kopflose Wolfshund geradeaus weiter. Das in seinem Torso lodernde Feuer erleuchtete das Skelett des Mech wie eine Silhouette. Dann brach ein wirbelnder Plasmaball aus der Reaktorumhüllung und hüllte den Mechtorso ein. In einem blendend hellen, silberweißen Lichtblitz verschlang er den Mech von den Knien aufwärts und wirbelte die Unterschenkel über die ockerfarbene Ebene davon.
Phelan kämpfte gegen die Schockwelle der Fusionsexplosion, aber sie schüttelte den Wolfshund-Kopf gnadenlos durch und warf seine Schnauze hoch. Gleichzeitig verursachte sie eine vorzeitige Auslösung des Rettungsfallschirms, der sich in der dünnen Atmosphäre nicht richtig entfaltete und in den Leinen verhedderte, als das Rettungsmodul in einer trägen Imitation des sterbenden Totschläger langsam nach hinten kippte.
Phelan nahm die Füße von den Schubkontrollen und schaltete mit einem Knopfdruck die Kreiselstabilisatoren ein. Die lebensfeindliche Umwelt des Asteroiden füllte die Sichtfenster, als aus der Befehlskonsole ein gewaltiger Funken überschlug. Die Instrumente flackerten, und die Monitore gaben in einer Wolke beißenden, weißen Qualms den Dienst auf. Aber so dicht der Qualm auch war, der immer größer werdende Asteroid unter ihm blieb nur allzu sichtbar.
Phelan stieß beide Füße auf die Schubkontrollen, warf den Kopf zurück und machte sich auf den Aufprall gefaßt. Hoffentlich sind nur die Monitore ausgefallen, und nicht die Düsen. Das muß funktionieren!
Phelan Kell erfuhr nie, ob seine Anstrengungen Erfolg hatten. Beim dritten Aufprall seines über die Oberfläche hüpfenden Rettungsmoduls löste sich einer der Sicherheitsgurte. Halb neben seiner Pilotenliege hängend, konnte er nichts tun, als er beim vierten Aufprall mit dem Neurohelm gegen die Befehlskonsole schlug und alles vor ihm in der Dunkelheit versank.
ZWEITES BUCH
DIE KLAUEN DER BESTIE
9 Sitz des Ersten Bereichs ComStars Hilton Head Island, Nordamerika, Terra
15. September 3049
ComStar-Prima Myndo Waterly reichte ihrem Besucher die Hand. »Der Friede Blakes sei mit dir, Präzentor Martialum. « Der großgewachsene Mann kniete mit derselben schnellen Bewegung nieder, wie man sie wohl bei der Begrüßung eines anderen Kriegers von ihm hätte erwarten können. Dann ergriff er die Hand, gestattete ihren Fingern, sich um seinen Zeigefinger zu legen, und hob sie an seine Lippen. »Ich danke Euch, Prima«, erwiderte er und stand auf. »Und mit Eurem Geist.«
Bei der Haltung ihres Gegenübers staunte Myndo über die Kraft, die sein Körper dem Alter und aller Verwundungen einer langen Laufbahn zum Trotz zeigte. Der schwarze Riemen einer Augenklappe zog sich um seinen Kopf, hielt langes weißes Haar zurück und bedeckte die leere Höhle des rechten Auges. Die Krähenfüße unter dem linken hätten auf sein Alter hindeuten können, aber das Gefühl inneren Friedens, das Myndo aus seiner Haltung las, widersprach ihnen.
Ich fürchte, meine Zeit als Prima hat mich weniger gut altern lassen als dich. Eine seelenentleerende Müdigkeit schien ihre Knochen mit Blei zu füllen und ließ den Eindruck in ihr wachwerden, sie müsse jeden Atemzug aus einem Vakuum ziehen. Deine Ruhe ist deine Kraft. Hast du sie in jenen Jahren in dem Kombinatskloster gefunden, oder bei der Ausbildung, die ComStar dir hat angedeihen lassen ?
Myndo zwang sich zu einem Lächeln, als sie die rechte Hand in den linken Ärmel schob. »Bevor wir beginnen, möchte ich dir gratulieren.« Der Präzentor Martialum schien verwirrt. »Mir gratulieren?« »Du wirst heute 78 Jahre alt. Das ist eine reife Leistung, Anastasius Focht.«
Focht verschränkte die Arme vor der Brust, als wolle er ein Schaudern abwehren. »Ich schätze, das ist es. Mein Geburtstag, meine ich. Aber er ist so sehr Teil meines früheren Lebens, daß ich kaum daran denke. Wirklich, ich zähle meine Jahre erst ab dem Tag meiner Bekehrung.« Ein Lächeln spielte um seine Mundwinkel. »Damit bin ich nicht einmal ein Viertel so alt wie mein Körper.«
Die Prima verbarg ihren Neid hinter einer Maske freundlichen Vergnügens. »Dann bist du wirklich mit dem Frieden Blakes gesegnet.«
Der Präzentor Martialum akzeptierte ihre freundlichen Worte mit einer höflichen Verbeugung, aber sein Lächeln verblaßte. »Ich kam, sobald mein Stab und ich unsere vorläufigen Studien des von Euch übersandten Materials
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