BattleTech 10: Blut der Kerensky 1 - Tödliches Erbe
abgeschlossen hatten. Das Stratosphärenflugzeug mußte seinen Eintrittsvektor verändern, um eine Sturmfront über dem Golf zu umgehen, sonst wäre ich bereits eher hier eingetroffen.«
»Hast du das Material ebenso besorgniserregend gefunden wie ich?«
»Allerdings, Prima. Vielleicht noch mehr. Ich fand die Berichte über Gefechte in der Peripherie seltsam.« Myndo hob eine Braue. »Natürlich. Wenn ich die Botschaften, die unserer Station auf Verthandi anvertraut wurden, nicht für ungewöhnlich gehalten hätte, hätte ich keine Kopien an dich gesandt und dich von deinem Training in Azania hierherbestellt. Meine Sorge galt der Tatsache, daß die Kell Hounds einen so hohen Betrag ihrer eigenen Mittel darauf verwandt haben, eine Nachricht an ihre Heimatbasis zu schicken.«
Focht breitete die Arme aus. »Kämpfe in der Peripherie, besonders im Gebiet der Oberon-Konföderation, sind doch nicht ungewöhnlich. Die verfehdeten Piratenbanden dieses Gebietes hängen es immer gleich an die große Glocke, wenn sie einen Rivalen zu Boden gezwungen oder eine Söldnereinheit mit blutiger Nase heimgeschickt haben. Zugegeben, was die Verlustziffern an Menschen und Mechs angeht, stimmen ihre Berichte selten mit der Wirklichkeit überein, aber der Ausgang einer Schlacht ist meist korrekt dargestellt - der Verlierer kann sich nicht leisten, seine Schwäche hinauszuposaunen.«
Der Präzentor Martialum wanderte auf und ab. Seine weiße Robe wogte um die langen Beine. »In diesem Fall haben wir nichts von Kenny Ryan gehört. Das bedeutet, er hat seinen Zweikampf mit den Kell Hounds verloren. Sein Tod wäre das einzige, was ihn davon abhalten könnte, mit einem Sieg zu protzen. Die Kell Hounds ihrerseits haben eine Niederlage zugegeben, bestreiten aber, von Ryans Piraten besiegt worden zu sein. Das wäre auch recht unwahrscheinlich, obwohl die Hounds nur eine Kompanie auf die Piraten angesetzt hatten. Auch ohne Morgan Kell, seinen Neffen Christian, Dan Allard oder Akira Brahe als Kommandant waren die Hounds diesen Banditen deutlich überlegen.«
Myndo fühlte Verärgerung in sich aufsteigen. »Deine Analyse schließt einige der einfacheren Antworten dieses Rätsels aus, Präzentor. Könnte Hauptmann Wilson in ihrem Bericht gelogen haben, um Phelan Kells Tod zu decken? Der Tod seines Sohnes würde Morgan Kell mit Sicherheit sehr verärgern.«
Focht kniff das linke Auge zusammen, als rufe er sich eine uralte Erinnerung ins Gedächtnis. »Das stimmt, und einem wütenden Morgan Kell möchte ich nicht gegenübertreten, unter welchen Umständen auch immer. Ich würde Eure Erklärung akzeptieren, hätten die Hounds nicht die Kampfaufzeichnungen an die zu übermittelnde Nachricht angehängt.«
Myndo schüttelte den Kopf, dann steckte sie eine Locke hinter ihr linkes Ohr. »Als Nicht-MechKriegerin verstehe ich die Bedeutung nicht ganz, die du dieser Information beimißt.«
Focht lächelte verständnisvoll. »Einmal abgesehen davon, daß diese Daten einzigartiger Natur sind, ist bereits die Tatsache bemerkenswert, daß sie überhaupt abgestrahlt wurden. Jeder Mech besitzt einen Kampfrecorder, der von den Sensordaten bis zum vollständigen Zustandsbericht des Mechs alles aufzeichnet. Nach einem Kampf kann das Geschehen mit Hilfe dieser Aufzeichnungen nachvollzogen werden, vorausgesetzt, der Recorder wird nicht beschädigt. So können Piloten in einem Simulator beispielsweise exakt sehen, was in der Schlacht geschah, einschließlich aller Monitorbilder und Instrumentendaten.« Der Präzentor Martialum legte die Hände aneinander. »Kells Sendung war eine Verzweiflungstat, da das Abstrahlen der Daten auf einem dermaßen breiten Band sicherstellte, daß Freund wie Feind sie empfing. Zugegebenermaßen war die Übertragungsqualität schlecht, aber das hängt mehr mit den besonderen Eigenheiten von Sisyphus' Klage zusammen als mit irgendwelchen Problemen der Geräte.«
Irgend etwas am Rande ihres Bewußtseins machte sich bemerkbar, aber die Prima konnte es nicht identifizieren. »Na gut, Morgan Kells Sprößling fehlen die stählernen Nerven seines Vaters, und er ist in Panik geraten . ..«
Focht unterbrach sie mit einer Geste. »Phelan ist vielleicht nicht sein Vater, aber die Kampfaufzeichnungen deuten nicht darauf hin, daß er die Nerven verloren hätte. Er hat die gegnerischen Kräfte als extrem ungewöhnlich erkannt und seine Chancen, die Begegnung zu überleben, als sehr gering eingeschätzt. Seine Sendung war eine Botschaft aus dem Totenreich -
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