BattleTech 11: Blut der Kerensky 2 - Blutiges Vermächtnis
Marcos mußte sein Gebot bis hart an den von ihm kalkulierten Rand des Machbaren reduzieren, vielleicht sogar noch etwas darüber hinaus, um jeden Versuch Nataschas erfolgreich zum Scheitern zu verurteilen. Nach Phelans Meinung waren die Gebote bereits weit unter dem, was für die Truppen und Bewohner Günzburgs als sicher bezeichnet werden konnte, aber Marcos teilte seine Skrupel bezüglich ziviler Opfer natürlich nicht. Marcos letztes Gebot hatte noch einen gewissen Spielraum besessen, vermutlich in Form je eines Mech- und Elementarsterns. Natascha hatte die Hälfte dieses Sicherheitsnetzes gestrichen, jetzt war es am Sterncolonel, die andere Hälfte aufzugeben. Als Marcos' Gebot auf dem Schirm erschien, erkannte Phelan, daß er genau das getan hatte.
Natascha lächelte vorsichtig. »Ist es das? Ist das Ihr bestes Gebot?«
Marcos richtete sich zur vollen Größe auf. »Ich bin nicht bereit, niedriger zu gehen.«
»Sie meinen, wenn ich nur einen Stern Elementare weniger biete, gewinne ich das Recht, den Planeten Günzburg einzunehmen? Sie glauben nicht, daß es mit weniger als den jetzt von Ihnen gebotenen Truppen möglich ist?«
Marcos zögerte. »Nein, Sterncolonel, das ist mein letztes Wort. Sie werden alles benötigen, was ich geboten habe, um diese Welt zu erobern.«
»Sind Sie sicher?«
Conal schob Marcos vorsichtig beiseite. »Krieger kämpfen mit Mechs, nicht mit Worten. Hat das hier einen Sinn, Natascha, oder schinden Sie nur Zeit, um den Mut für Ihr Gebot zu finden?«
Natascha trat zwei Schritte auf Conal zu. Phelan konnte ihren Gesichtsausdruck nicht erkennen, aber ihre stocksteife Haltung machte ihre Wut deutlich. »Nein, Conal, ich habe es nicht nötig, Zeit zu schinden. Ich wußte von Anfang an, was ich biete. Ich wollte nur sehen, wie weit Marcos geht.«
Sie deutete auf den Schirm. »Ich kann das Ding für mein Gebot nicht benutzen, weil es das nicht anzeigt. Ich biete einen.«
Marcos lehnte sich wartend vor. »Einen was?«
»Nur einen.« Natascha ballte die Fäuste. »Ich biete einen Krieger.«
Marcos starrte sie fassungslos an. »Nur einen Krieger?«
»Einen Krieger«, flüsterte Phelan.
»Einen Krieger«, bestätigte Natascha entschieden. Sie drehte den Kreuzrittern den Rücken zu und schenkte Phelan ein grausames Lächeln. »Du wolltest Günzburg? Die Welt gehört dir, Phelan Wolf. Du brauchst sie nur zu nehmen.«
54
Palast der Einheit, Imperial City, Luthien
Militärdistrikt Pesht, Draconis-Kombinat
25. Dezember 3051
Die Ironie der Lage ließ in Shin Yodama beinahe den Wunsch aufkommen, ein Haiku darüber zu verfassen. Oben auf der Planetenoberfläche hatte die christliche Minderheit die Straßen Imperial Citys mit immergrünen Girlanden und leuchtendroten Bändern verziert. In kleinen Gruppen waren sie durch Luthiens größte Stadt gezogen und hatten getan, was sie konnten, um sie zu verschönern und sich auf die Ankunft ihres Erlösers vorzubereiten. In christlichem Delirium hatten sie für ihren geliebten Besucher den Willkommensgruß bereitet.
Unten, in den Felsen unter der Stadt, bildete Theodore Kuritas Gefechtszentrale einen krassen Kontrast zur Fröhlichkeit der Straßen. KommTechs waren über Ortungsschirme gebeugt, die jeden Kubikzentimeter des Sonnensystems abtasteten. Andere Männer, eine kleine Gruppe Auserwählter, zu denen auch Shin gehörte, assistierten dem Kanrei — oder, in Shins Fall, seinem Sohn — beim Studium verschiedener computergenerierter Gefechtssimulationen und realer Spionagemeldungen.
Tai-sa Hideyoshi konnte seine Wut kaum im Zaum halten. »Aber, Kanrei, wie könnt Ihr diese Berichte aus der Mark Draconis und der Isle of Skye ignorieren? Wir erhalten immer neue Bestätigungen, daß Hanse Davion 90 Prozent seiner Truppen an diesen Grenzen in Bewegung gesetzt hat.«
Theodores blaue Augen waren beinahe heller als die gedämpften Lichter der Kommandozentrale. »Ich habe seine Aktionen nicht ignoriert, Tai-sa. Ich ha.be mich nur entschlossen, die sinistren Motive zu ignorieren, die Sie ihm unterstellen. Hanse Davion hat mir sein Wort gegeben, daß er seine Truppen nicht in das Kombinat schickt. Wir haben keinen Beweis dafür, daß er es doch getan hat.«
»Nehmt doch Vernunft an, Kanrei!« Hideyoshi versuchte erfolglos, seine Stimme zu kontrollieren. »Ihr wißt so gut wie ich, wieviel tausend unbewohnter Systeme er zum Aufladen seiner Sprungschifftriebwerke benutzen könnte. Wir würden ihn nie entdecken, und seine Truppen könnten ohne Vorwarnung hier
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