BattleTech 11: Blut der Kerensky 2 - Blutiges Vermächtnis
nicht die unserer Leute. Marcos hat da unten in einem Wutanfall zwei ganze Dörfer ausgelöscht, um ein Exempel zu statuieren. Ich weiß, daß er das Gebot bis hart an die Grenze treiben wird, und ich will nicht, daß wir genauso an die Wand getrieben werden wie er. Ich will keine Wölfe sterben sehen und ganz besonders keine Zivilisten.«
Nataschas Stimme war so leise, daß niemand außer Phelan sie hören konnte. »Ich teile deine Besorgnis, Phelan«, antwortete sie in knappen Worten, »aber es ist nicht dein Gebot. Waren deine Schätzungen über Tor Miraborg und seine Möglichkeiten korrekt?«
»Heute morgen waren sie es, und seitdem habe ich sie viermal mit KND-Daten aus dem Funkverkehr aktualisiert.«
»Du bleibst dabei, daß zwei Sternhaufen zu wenig sind, um den Planeten zu nehmen, frapos?«
Phelan schlug auf das Podest mit seinem Terminal. »Ja. Miraborg hat die halben Dritten Drakoner da unten, den größten Teil ihrer Luft/Raumstaffel, die GünzburgAdler und ein Reserve-Regiment. Er hat alles, was fliegen kann, bewaffnet, und jeder Bürger hat ein Gewehr. Sie haben Einweg-Infernowerfer verteilt, mit denen sie sämtliche Städte auf diesem Drecksball da unten um unsere Truppen herum niederbrennen werden. Die einzige Methode, den Eisernen Jarl zu besiegen, besteht darin, soviel Material einzusetzen, daß ihm keine andere Wahl bleibt, als aufzugeben. Das ist die einzige Möglichkeit.«
Natascha nickte grimmig. »Dann werden wir genau das tun.«
Phelan fühlte, wie sich eine Last von seiner Brust hob. »Dann hast du das erste Gebot?«
»Nein, er hat das erste Gebot.«
»Warum?«
Natascha lächelte kalt. »Weil ich ihn schwitzen sehen will.«
Und mir willst du einen Herzanfall verpassen. Er hatte das Gefühl, unsichtbare Ketten würden seine Brust in einem Stahlkokon einschließen. Er blickte auf seine Truppenschätzungen, dann sah er Marcos' erstes Gebot auf dem Schirm aufleuchten. Verdammt! Er ist ein Narr, der sein Gesicht wiedergewinnen will, das er verloren hat, als er Natascha um zusätzliche Truppen bitten mußte.
Der riesige Anzeigeschirm zeigte an oberster Position die Höhlemvolf. Ein großer, achtzackiger roter Mechstern darunter verkündete Marcos' Wunsch, einen vollen Sternhaufen BattleMechs einzusetzen. Phelan wußte, daß dies ausreichen würde, den Adlern und Drakenern am Boden zu begegnen. Sechs grüne Elementarsterne und drei Sterne Luft/Raumunterstützung rundeten das Gebot ab.
Als Phelan die Einheitsaufstellung der Symbole betrachtete, erkannte er, daß Marcos etwas weniger als zwei volle Sternhaufen geboten hatte.
Phelan deutete auf die Luft/Raumeinheiten. »Natascha, das ist zuwenig Luft/Raumunterstützung. Und die Elementare bringen nichts. Er hat zu viele davon, und bei Stadtkämpfen sind sie wertlos. Er hat sein Gebot zu knapp gehalten.«
»Wirklich?« Phelan sah mit Schrecken, wie Natascha die Elementare in Marcos' Gebot um zwei Drittel reduzierte und einen ganzen Trinärstern Luft/Raumjäger eliminierte. Soweit Phelan es beurteilen konnte, wählte Natascha die Einheiten zufällig aus. Sie schien faszinierter vom Muster der Eliminierung auf ihrer Konsole als von irgendwelchen strategischen Überlegungen. Bevor er noch protestieren konnte, hatte sie ihr Gebot eingegeben, und es erschien unter dem ihres Gegners auf dem Anzeigeschirm.
Das einzige, was Phelans Laune daran hinderte, ins Bodenlose zu sinken, war die schockierte Reaktion auf den Gesichtern von Marcos, Conal Ward und Vlad, als sie Nataschas Gegengebot studierten. Vlad hämmerte auf die Tastatur seines Datenterminals und wischte sich mit dem Ärmel seines grauen Overalls den Schweiß von der Stirn. Seine Miene hellte sich auf, als er eine bestimmte Information las, aber Phelan konnte beim hastigen Überfliegen der neuesten Daten von Günzburg nichts entdecken, das seine düsteren Ahnungen vertreiben mochte.
Er sah zu Natascha auf. »Was machst du? Vlad hatte die Truppen schon so knapp gehalten, daß ich nicht weiß, wie er hätte gewinnen können, und du schnippelst sie immer noch weiter zusammen wie ein wahnsinnig gewordener Schneidermeister. Ich dachte, du teilst meine Sorge um die Menschen auf Günzburg.«
Natascha flog herum wie ein Tier, das man mit einem spitzen Stock aufgescheucht hatte. »Ich teile deine Sorgen, aber ich bin nicht gezwungen, dir jeden kleinen Gedanken zu offenbaren, den ich habe. Hier geht es um mehr als nur die Eroberung eines Planeten und die Frage, ob ein paar Unschuldige sterben müssen, weil sie
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