BattleTech 11: Blut der Kerensky 2 - Blutiges Vermächtnis
Vereinigtes Commonwealth 15. März 3051
Im Metallkokon des Mechsimulators fluchte Victor Steiner-Davion. »Verdammt! Galen, kannst du rüberkommen? Ich hab ein Problem ...«
Der vom Computer projizierte feindliche Centurion — ein humanoider BattleMech, dessen rechter Arm in der Mündung einer Autokanone endete — trat aus seinem Versteck im engen Canyon. Der rechte Arm kam hoch und richtete sich auf die Brustpartie des Victor. Der Prinz warf einen Blick auf seinen Sekundärmonitor und beschloß, nicht zurück in Deckung zu gehen. Ich kann einstecken, was seine Autokanone liefert, und es ihm mit gleichem Kaliber heimzahlen.
Als Victor den Waffenarm seines Mechs hob, eröffnete der Centurion das Feuer. Das Simulatorcockpit wurde erschüttert und vor Victors Augen verschwamm die computergenerierte Landschaft. Er wurde erst in die Sicherheitsgurte der Pilotenliege geworfen, als das Cockpit abrupt stoppte, dann hart durchgeschüttelt, als spezielle Reaktionskissen in der Liege gegen seinen Rücken hämmerten.
Die Sichtschirme zeigten nur Himmel.
»Herr im Himmel, was war das?« Nach Angaben des Panzerdiagramms war die gesamte Panzerung der rechten Torsoseite seines Victor verloren. Die Munitionszuführung der Autokanone in der rechten Schulter war zerfetzt. Die bloße Einschlagswucht des Angriffs hatte ausgereicht, um den Computer zu überzeugen, daß der Victor am Boden lag, was dem Prinzen einen erheblichen Nachteil lieferte.
Victor zwang den BattleMech in eine sitzende Position und feuerte die beiden Laser am linken Unterarm ab. Das scharlachrote Feuer brannte in gerader Linie durch den Canyon und überschüttete das Sedimentgestein mit roten Glanzlichtern, aber den Centurion verfehlte es. Immerhin zwangen die hastigen Schüsse den Centurion-Piloten in Deckung und lieferten Victor gerade genug Zeit, um wieder auf die Füße zu kommen. Der Computer benutzte Victors durch den schweren Neurohelm übertragenen Gleichgewichtssinn, um den BattleMech wieder hochzubringen.
»Galen, wo steckst du?«
»Ich komme hinter dir näher, Boss. Wie sieht's denn aus?«
»Für ihn sehr gut, für mich bescheiden. Ein Centurion hat doch eine Luxor D-Autokanone, oder?«
»Im rechten Arm, ja.« Galen zögerte. »Das heißt, mit Ausnahme eines, von dem ich weiß. Der hat eine Pontiac 100, genau wie dein Victor.«
Victor schlug mit der Faust auf die Lehne seiner Kommandoliege. »Verflucht! Yenlo-wang hat eine Pontiac. Das muß Kai gewesen sein.« Es lief ihm kalt über den Rücken. »Und wenn das Kai war, kann der Rest seiner Lanze nicht weit sein.«
»Verstanden. Ich hab dich in der Optik.«
Der Computer zeigte ein Bild der gesamten 360°-Umgebung des Mechs in einem Winkel von 160°. In der Mitte des Bildes waren zwei Fadenkreuze zu erkennen, die mit den Steuerknüppeln an den Armlehnen der Pilotenliege bewegt werden konnten. Am rechten Rand der Anzeige, hinter den goldgelben Streifen, die den Rand der Schußwinkel anzeigten, sah Victor die Computerprojektion des Kreuzritter, in dem Galen Cox den Canyon heraufstapfte.
»Von hinten sieht Euer Mech ganz in Ordnung aus, Hoheit.«
»Das täuscht.« Victor rief den Schadensbericht auf. »Die Panzerung an der rechten Flanke ist völlig dahin. Die Autokanone ist wertlos, weil die Munitionszuführung getroffen ist. Ich kann froh sein, daß Kai keinen Glückstreffer im Magazin gelandet hat.«
Die LSR-Lafetten an den Armen des Kreuzritter klappten auf. »Wo steckt er?«
»Keine Ahnung. Wo ist die andere Hälfte unserer Lanze?«
Hohiros Stimme dröhnte die Antwort auf seine Frage durch den Neurohelm des Prinzen. »Ich bin hier, hinter Hauptmann Cox. Hat dein unbesiegbarer überschwerer Mech etwa Probleme?«
Victor knirschte mit den Zähnen. »So könnte man es ausdrücken, Sho-sa. Wir haben Kai Allard gefunden, und er führt einen modifizierten Centurion.«
»Wenn ein Centurion zuviel für dich ist, Kommandant Davion, bin ich bereit, den Befehl über die Lanze zu übernehmen.«
»Wenn du und Yodama so nett wären, mit Galen und mir Schritt zu halten, könnte es uns gelingen, Kais Leute einzukreisen und die Sache auszutragen.« Hinter Galens Kreuzritter sah Victor die kantige Gestalt von Hohiros Großdracon auftauchen. Die LSR-Lafette im Torso der Maschine ragte wie die Schnauze eines Raubtiers nach vorne. Der rechte Arm besaß keine Hand, weil der Unterarm eine PPK beherbergte, und unter dem linken Unterarm bemerkte Victor einen mittelschweren Laser. Der Großdracon war ein harter Gegner, und er
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