BattleTech 12: Stackpole, Michael A. - Das Blut der Kerensky 3 - Dunkles Schicksal
mich einmal bereit erklärt habe, dem Präzentor Martialum bei der Suche nach dem wahren Ziel der Invasion zu helfen? »Ich bezweifle, daß ich viel über ihn weiß.«
»Oh?« Der ilKhan hob überrascht eine seiner schneeweißen Brauen. »Du hast auf meinen Wunsch viel Zeit mit ihm verbracht. Du mußt einen Eindruck von dem Mann gewonnen haben. Berichte mir, was du weißt.«
Phelan konzentrierte sich, versuchte jedes Detail über den Anführer des ComStar-Militärs ans Licht zu holen. »Er kommt aus dem Lyranischen Commonwealth – sein Name und sein Deutsch machen das klar. Er hat auch erwähnt, daß er einmal auf den Lestrade-Gütern auf Summer war. Das deutete auf einen Adelstitel oder eine Stationierung auf Summer hin.« Phelan runzelte die Stirn. »Außerdem war er auf dem Nagelring, was ihn eindeutig dem Commonwealth zuordnet.«
»Aha.« Ein raubtierhaftes Grinsen breitete sich auf Ulrics Miene aus. »Würde es dich überraschen, wenn ich dir sage, daß niemand mit Namen Anastasius Focht jemals den Nagelring besucht, geschweige denn einen Abschluß erworben hat?«
Phelan dachte einen Augenblick nach, dann schüttelte er den Kopf. »Neg. ComStar hat überhaupt erst seit etwa zehn Jahren einen Präzentor Martialum. Ihr haltet Anastasius Focht für einen Decknamen, frapos?«
»Ich habe nicht den geringsten Zweifel. Der Name Anastasius bedeutet ›Der wiederaufersteht‹, und Focht ist die Vergangenheitsform von ›fechten‹. Ich denke, der Präzentor Martialum hat diesen Namen im Triumph über seine Rückkehr gewählt, oder auch als ständige Erinnerung an das, was zuvor seinen Sturz verursachte. Ein Mann, der einen solchen Namen wählen kann, ist gefährlich.«
»Dann wollt Ihr, daß ich daran arbeite, seine Identität aufzudecken?«
Der ilKhan nickte. »Nataschas Archivar hat bereits die Vorarbeit geleistet, aber ich habe ihn auf eine andere Frage angesetzt. Du mußt Fochts Geheimnis für mich lüften, aber du mußt mir auch die Einsichten liefern, die ich benötige, um ihn zu überbieten und zuschlagen.«
»Das werde ich, mein Khan.«
»Mach dir klar, Phelan, daß deine Mission wichtiger ist als alles andere, was dir je als Mitglied des Wolfsclans aufgetragen wurde. Wenn wir Terra nicht einnehmen, wenn ein anderer Clan dies tut, gibt es keine Möglichkeit mehr, sie aufzuhalten.«
Phelan sah verwirrt auf. »Sie aufzuhalten?« »Der Clan, der Terra einnimmt, ernennt einen neuen ilKhan. Wird ein Kreuzritter gewählt, ist der Krieg auf Terra noch nicht zu Ende. Er wird weitergehen, bis jede einzelne Welt der Inneren Sphäre und Peripherie die Clans als Meister anerkennt oder zu einem Schlackehaufen verkohlt ist.«
Phelan ließ sich die düsteren Gedanken vom heißen Wasser der Dusche wegschwemmen. Er hatte Stunden vor einem Computerterminal bei der Durchsicht tausender Dateien verbracht; brennende Augen und schmerzende Schultern waren die Folge gewesen. Als er eine Tasse Suppe in das Mikrowellengerät stellte, es anschließend jedoch einzuschalten vergaß, hatte er sich entschlossen, für heute Schluß zu machen. Da Ranna damit beschäftigt war, vor dem nächsten Angriff ihren Lupus umzukonfigurieren, erholte er sich unter der Dusche.
Bei seiner Ankunft war der Duschraum leer gewesen, aber als er das Zischen einer zweiten Dusche hörte, drehte Phelan sich um. Er grinste, bis er das Wasser aus den Augen hatte, dann spuckte er aus. »Du nimmst eine Dusche, Vlad? Ich dachte, dich müßte man abschmieren.«
Der andere nackte MechKrieger erwiderte Phelans giftigen Blick. Vlad sah nicht schlecht aus, aber die Narbe, die auf der linken Seite seines Gesichts von der Braue zur Kinnlade verlief, war weder exotisch noch attraktiv. In Phelans Augen spiegelte sie die grausame Neigung des Mannes. »Abschmieren? Ich wüßte nicht warum. Ich habe keine Zeit mit dir zugebracht, also bin ich sauber.«
Vlad betrachtete Phelan und schürzte die Lippen zu einem abfälligen Grinsen. »Anscheinend sind die blauen Flecke, die Dean dir beigebracht hat, verheilt. Was für ein Glück. Es geschieht selten, daß jemandem, der sich mit einem Elementar anlegt, erlaubt wird, aus seinen Fehlern zu lernen.«
»Zumindest habe ich mich meinem Gegner im fairen Kampf gestellt.«
»Die Verteidigung des Gejagten.« Vlad trat unter der Dusche hervor und strich sich das Wasser aus dem spitz zulaufenden schwarzen Haaransatz. »Ich habe meinen Gegner in rekordverdächtiger Zeit getötet. Dein Kampf sah aus wie eines dieser Scheingefechte, die wir von
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