BattleTech 13: Jade Phoenix-Trilogie I - Clankrieger
Tuch durch den Lauf ihrer Waffen gezogen. Falknerin Abeth verlangte, daß jedes Teil sauber war, bevor sie einem Kadetten gestattete, das Gewehr wieder zusammenzubauen.
»Ich verstehe nicht, was du meinst, Hengst.« Aidans Stimme klang gelassen, aber er war bereit, Hengst die Kehle durchzuschneiden, sobald er ihn herausforderte.
»Ich weiß jetzt, wo ich dich gesehen habe. Du hast in einem Mech auf dem Ausbildungsgelände der ersten Stufe gesessen. Wir haben gekämpft. Ich hatte eine Sprengladung, die du losgeworden bist, aber dann hätte ich dich fast besiegt. Du has’ dich verändert, bist stärker und schlauer geworden, soweit ich sagen kann. Versuch nicht, es abzustreiten. Ich weiß es. Ich weiß es.«
Aidan untersuchte das Tuch und war überrascht, wieviel Ablagerungen noch immer im Lauf steckten, obwohl er das Tuch schon ein paarmal hindurchgezogen hatte. Gleichzeitig versuchte er abzuschätzen, mit welchem der Teile auf der Decke er Hengst am schnellsten erledigen konnte, wenn es zu einem Kampf kam. Aber noch während er seine Muskeln anspannte, um sich auf Hengst zu werfen, bemerkte er die Gelassenheit in dessen Stimme. Wenn es um Unterhaltungen zwischen Freigeborenen und Wahrgeborenen ging, war Feindseligkeit die Norm, auf gar keinen Fall Gelassenheit. »Was hast du jetzt vor, Hengst?«
Hengst zuckte die Schultern. »Nichts. Wenn du so wild darauf bist, ein Krieger zu werden, daß du herkommst und mit ‘nem Haufen Freigeborener trainierst, hast du’s wahrscheinlich verdient, ein Krieger zu werden. Warum siehst du mich so seltsam an?«
Aidan, dessen Tuch diesmal sauber geblieben war, legte den Lauf zurück auf die Decke. Alles war bereit für Abeths Inspektion. »Du verwirrst mich, Hengst. Ein Wahrgeborener in einer ähnlichen Situation würde etwas tun, irgendwas. Mich anzeigen, kämpfen, mich im Schlaf erdrosseln.«
»Warum?«
»Weil der Code korrektes Verhalten verlangt.«
»Und was ist korrekt daran, dich im Schlaf zu erdrosseln?«
»Es wäre eine Strafe.«
»Und du gehörst bestraft?«
»Wenn der Code verletzt wurde, ja.«
»Na gut. Du nimmst meinen Lauf und ich nehme deinen. Auf die Weise kriegst nicht du die Punkte, sondern ich. Reicht das als Strafe?«
»Wahrscheinlich nicht, aber ich bin einverstanden.« Als sie die Läufe austauschten, bemerkte Aidan: »Falknerin Abeth könnte nachsehen, ob wir den Lauf haben, mit dem wir angefangen haben.«
»Nein, wird sie nicht. Niemand kontrolliert so genau, nicht einmal Abeth.«
Und er hatte recht. Hengst wurde von Abeth für seine gute Arbeit gelobt, während Aidan zu hören bekam, daß er nachließ und sich besser zusammenreißen sollte.
Danach erwähnte Hengst ihre frühere Begegnung nicht mehr. Eine Weile glaubte Aidan, den Freigeborenen trotzdem töten zu müssen, um sein Geheimnis zu wahren. Er wußte, daß Ter Roshak ihm das geraten hätte. Allein die Tatsache, daß Hengst Aidan nach der Übung Müllgeborener genannt hatte, wäre einige Zeit zuvor noch Grund genug gewesen, den jungen Mann zu töten. Aber jetzt war Aidan zu verwirrt von der lakonischen Art, wie Hengst ihn akzeptiert hatte, um ihn umzubringen. Er mußte mehr über Hengst und Freigeborene ganz allgemein erfahren, und wenn es nur war, um seine Maskerade erfolgreich aufrechterhalten zu können. Schlimmer noch, er fing an, Hengst zu mögen, eine Reaktion, die er nie erwartet hätte. Er konnte ihn nicht töten. Jedenfalls noch nicht. Nicht, solange er keine eindeutige Gefahr darstellte. Er traute Hengst nicht, wahrscheinlich würde er einem Freigeborenen nie ganz trauen können, aber bis auf weiteres konnte er ihn verschonen.
Zwei Tage später befanden sich die Freigeborenen beim Marschdrill. Falkner Othy schickte sie sinnlos und in unregelmäßigem Rhythmus über den Exerzierplatz, nur um die Zeit totzuschlagen, weil die Hindernisbahn wegen der schweren Regenfälle in der Nacht unpassierbar war.
Eine Ordonnanz rannte auf Othy zu und schwenkte ein Stück Papier in der Hand. Der Bogen war hellblau, und Aidan wußte, daß es eine Meldung der Kommandoebene sein mußte. Othy runzelte die Stirn, als er die Botschaft las, dann rief er die Freigeborenen zusammen.
»Die Botschaft betrifft Falknerin Abeth«, sagte er mit tonloser Stimme. »Sie ist tot. Ein Schweberunfall. Er ist explodiert.«
»Sie ist umgebracht worden«, murmelte Aidan, und in dem Augenblick, als er es aussprach, wußte er, daß der Mord etwas mit Ter Roshak zu tun hatte. Er sah hoch und bemerkte, wie ihn die anderen,
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