BattleTech 13: Jade Phoenix-Trilogie I - Clankrieger
ihm nur gelang, sie in seine sich langsam zusammenziehende Kehle zu bringen und Widerstand zu leisten.
Als Joanna auf ihn zukam, den Griff um die Peitsche locker bis auf den festen Druck des Daumens auf dem Kontrollknopf, war ihr Blick kalt wie Eis. Er enthielt das Versprechen des Todes, ohne das Angebot der Trauer. Und warum sollte sie auch um ihn trauern? Sie hatte oft genug erklärt, daß sie keinen Deut um die möglicherweise vorhandenen Fähigkeiten eines Kadetten, sein Potential oder seine Trainingsleistungen gab, wenn er in einem Test oder einem Kampf im Kreis der Gleichen starb. Es genügte eine einzige Niederlage, ein Fehler, eine Schwäche, einen verärgerten, mordlustigen Ausbilder, um einen Kadetten umzubringen oder ihn zumindest aus dem Programm zu werfen.
Aidan war überrascht, wie unbeteiligt er die Situation analysierte, während die grelle Sonne über ihm sich langsam verdunkelte. Er rang nach Luft, bekam aber keine.
»Hör auf, Joanna!« schrie irgend jemand. Ihr Blick wurde wild, und es war deutlich, daß sie nur zu bereit war, den Rufer als nächsten zu erledigen. Aidan blickte hinab auf den Peitschengriff, auf ihren Daumen, der noch immer den Knopf drückte. Die Haut um den Nagel war so weiß, daß die natürliche Hautfarbe wie ein dunkler Rahmen wirkte.
In diesem Augenblick schien jemand die Welt ringsum abzuschalten, und Aidan wurde schwarz vor Augen.
Dann ließ der Druck nach und er fühlte, wie sich der Riemen löste. Seine Augen waren geschlossen, und mit weichen Knien spürte er ein überwältigendes Bedürfnis, sich fallen zu lassen. Er widersetzte sich. Er weigerte sich, Falknerin Joanna zu Füßen zu fallen. Damit hätte er ihr zuviel Vergnügen bereitet. Irgendwie schöpften seine protestierenden Bein- und überanspruchten Rückenmuskeln aus der schieren Absurdität seiner Anstrengung die notwendige Kraft, und er hielt sich aufrecht.
Als er allmählich die Augen wieder öffnete, hörte er den Sprecher erneut und erkannte die Stimme von Falkner Ellis: »Du machst es dir mit dem Töten zu leicht, Joanna. Es ist ein Fehler, jedenfalls bei ihm. Er wird uns noch alle übertreffen.«
Ellis stand jetzt neben Joanna und hatte die Hand um ihr Handgelenk gelegt. Die Peitsche lag friedlich vor seinen Füßen, offensichtlich gewaltsam Joannas Hand entrissen. Es war eine überraschende Aktion, eine Verletzung des Kreisrituals und des Clanprotokolls. Niemand außer Falknercommander Ter Roshak war berechtigt, den Kreis während eines Kampfes zu betreten.
Die beiden Ausbildungsoffiziere schienen vor Aidans Augen zu verschwimmen. Er konnte sich kaum auf sie konzentrieren. Aber er wußte, wenn er den Blick abwandte, bestand die Gefahr, daß er das Bewußtsein verlor und auf den Boden fiel, ebenso hilflos und zusammengerollt wie die hinabgefallene Peitsche.
Plötzlich packte ihn jemand am Arm. Er wandte schwerfällig den Kopf. Seine Nackenmuskulatur Schien eingerostet. Aidan blickte geradewegs in das grobgeschnittene Gesicht Falknercommanders Ter Roshak. Als er hinabsah, erkannte er, daß sein Arm von Ter Roshaks Prothesenhand umschlossen war. Das mochte den Schmerz erklären, der durch seinen Arm brandete, sofern es nicht einfach nur eine Folge seiner generellen Schwäche war, die jede Berührung schmerzen ließ. In gewisser Weise war Aidan froh, daß es Ter Roshaks künstliche Hand war, die ihn festhielt. Aus jedem anderen Griff hätte er versuchen müssen, sich zu befreien; bei Ter Roshak war dies eine so offensichtliche Unmöglichkeit, daß Aidan sich in seiner Gefangenschaft entspannen und darauf warten konnte, was weiter geschah.
Joanna wirbelte zu Ellis herum. In ihrem Blick und ihrer Stimme stand ein so intensiver Haß, daß selbst Aidan in seinem Zustand klar wurde, wie lange sich dieses Gefühl immer weiter aufgestaut hatte.
»Ein Ehrenduell, Falkner Ellis?«
»Das muß nicht sein.«
Ellis’ Antwort war ein bloßes Ritual, das Angebot einer Möglichkeit, den Streit ohne Konflikt zu beenden. Es gestattete einem Krieger, der unter dem Einfluß einer übermächtigen Emotion, einer Droge oder einer Fehleinschätzung stand, ohne Ehrverlust auf ein Duell zu verzichten. Krieger nutzten diese Gelegenheit jedoch selten, und Joanna hatte durchweg klargemacht, daß ein Akt geringer Ehre für sie persönlich ein unehrenhafter Akt war, was immer die Clangesetze dazu meinen mochten.
»Ein Ehrenduell?«
»Ehrenduell«, nickte Ellis.
»Mechs, volle Bewaffnung.«
»Nein. Die Wälder, eine Waffe, deine
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