BattleTech 14: Jade Phoenix-Trilogie II - Blutrecht
dem sie einer der letzten Wettbewerber gewesen war. In ihren früheren Versuchen hatte sie den Blutnamenstest schon eher verloren. Das konnte man je nach Laune als Schande auslegen oder als Zeichen dafür, daß sie für ein späteres Blutrecht aufgehoben wurde. Sie konnte immerhin auf letzteres hoffen. Aber mit achtundzwanzig lief ihre Zeit allmählich ab. In den Clans erwarben alte Krieger keine Blutnamen. Vielmehr endeten sie üblicherweise als Kanonenfutter bei irgendeinem Ablenkungsmanöver.
Sie studierte Aidans ruhigen Anspruch auf das Pryde-Blutrecht und haßte ihn mehr als je zuvor. Während der Ausbildungszeit auf Ironhold war sie gelegentlich zu der Überzeugung gekommen, daß Aidan ihr ganz persönlicher Fluch war. Spätere Ereignisse hatten wenig dazu beigetragen, diesen Eindruck zu verwischen. Hätte es nicht in direktem Gegensatz zum Wesen der Clans gestanden, wäre sie augenblicklich losgerannt, um ihm mit ihrem Messer seine wertlose Kehle aufzuschlitzen.
Kael Pershaw mußte nur selten um Worte ringen, wenn überhaupt, aber in diesem Moment hatte er keinen Schimmer, was er sagen sollte, wenn dieser Jorge/ Aidan entsprechend den Regeln des Rituals zum Ende seines Vortrags kam. Er wünschte sich, Lanja wäre noch da, um ihm die kleinen Zeichen und Hinweise zu geben, die ihm so häufig dabei geholfen hatten, ein Urteil zu fällen. Es war das erstemal, daß Pershaw an sie dachte, seit er diesem Stück Abfall, das hier vor ihm stand und sprach, ihren Tod verkündet hatte. Es sollte einige Zeit dauern, bis er sich wieder an sie erinnerte. Schließlich kam Aidan zum Ende.
»Und das sind die Worte eines wahrgeborenen Kriegers des Jadefalken-Clans, direkt, ungeschliffen und in jeder Einzelheit wahr. Mein Anspruch ist gerecht. Ich will meinen Dienst abbrechen und mich um den Blutnamen des Aeneas Pryde bewerben.«
Aidan sah sich zu den anderen um, als erwarte er, daß sie seinen Anspruch plötzlich durch ein ernstes ›Seyla‹, die rituelle Bestätigung, anerkannten. Aber niemand sprach.
»Wie lautet dein Urteil, Sterncolonel Kael Pershaw?« fragte Sterncaptain Shan Zeke, der die Funktion des Lehrmeisters übernommen hatte. Er wirkte nicht minder erstaunt als alle anderen Mitglieder der Versammlung mit Ausnahme Aidans und Joannas.
Kael Pershaws Blick schweifte über die Versammlung, dann rief er: »Ich kann kein gerechtes Urteil fällen, sofern niemand vortritt, um den Anspruch dieses ... dieses Kriegers zu unterstützen.«
Hengst war von Kopf bis Fuß ein Freigeborener, als er augenblicklich in den Kreis trat. Zumindest wußten die versammelten Krieger, daß es, was ihn betraf, keine Kontroverse über seine Herkunft geben konnte.
»Ich weiß, daß er die Wahrheit spricht, Sterncolonel«, erklärte Hengst. »Ich wurde zusammen mit Sterncommander Aidan ausgebildet, nachdem er meiner Einheit zugeteilt wurde. Ich erkannte ihn als Wahrgeborenen, weil ich ihm bereits in einer früheren Übung gegenübergestanden hatte.«
Hengst berichtete die Geschichte detailliert. Manche Krieger zuckten zusammen, als Hengst darüber sprach, wie er als einfacher Freigeborener Kadett Aidan beinahe besiegt hätte, indem er eine Bündelladung am Rücken der Mechhülle angebracht hatte, die sein Gegenüber bei der Übung benutzt hatte.
»Mech-Krieger Hengst, erinnerst du dich gut genug, um mit Sicherheit sagen zu können, daß dieser Jorge der Kadett war, gegen den du in der früheren Übung angetreten warst?«
»Ja. Und als ich ihn darauf ansprach, hat er seine Identität zugegeben.«
Kael Pershaw schüttelte langsam den Kopf. »Nein, Mech-Krieger Hengst, das genügt nicht. Es bestätigt nur, daß eine scheinbare Freigeburt namens Jorge nach einem unglücklichen Unfall auf einem Trainingskurs in deine Einheit versetzt wurde. Es ist nicht bewiesen, daß es sich um den Kadetten Aidan handelte, gegen den du zuvor gekämpft hattest. Außerdem kann deine Aussage keinen anderen Punkt der Aussagen Sterncommander Jorges bestätigen. Geh zurück an deinen Platz, MechKrieger Hengst.«
Hengst schien noch mehr sagen zu wollen, aber dann zuckte er die Achseln, salutierte vor Pershaw und zog sich zurück. Viele der Krieger knurrten ihn an und verhöhnten ihn, als er an ihnen vorbeikam. Sie machten kein Geheimnis daraus, daß sie es ihm übelnahmen, sich überhaupt zu Wort gemeldet zu haben. Hengsts Mundwinkel zuckten in einer offensichtlichen Trotzreaktion.
»Bestätigt irgendein Mitglied dieser Versammlung den gerechten Anspruch dieses
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