BattleTech 14: Jade Phoenix-Trilogie II - Blutrecht
zurückgestuft werden sollte? Du zögerst. Warum?«
»Bei allem Respekt, Lenore Shi-Lu, muß ich feststellen, daß ich Sterncommander Aidan verachte. Trotzdem bereitet deine Frage mir Schwierigkeiten. Wenn er seine Pflichten als Krieger effektiv erfüllt hat, und dieser Ansicht bin ich, sollte dann sein Kodax einfach gelöscht werden?«
»Ich finde, hier sollte ich die Fragen stellen, Sterncolonel.«
»Und ich sollte ehrlich antworten, frapos? Und ich glaube, Sterncommander Aidan hat seine Pflichten fähig und, wie schon erwähnt, tapfer erfüllt. Er war ein Krieger. Ob er diesen Status betrügerisch erworben hat oder nicht, seine Taten können ihn bestätigt haben. Ich bin hierhergekommen, um ihn zu verurteilen, aber ich muß zugeben, daß die einzigen dunklen Punkte in seiner Akte unter meinem Kommando auf seine Persönlichkeit zurückgehen, nicht auf sein Handeln. Ich beginne mich zu fragen, ob nicht der zweite Test das gültigere Ergebnis erbracht hat.«
Lenore Shi-Lu spürte wieder, daß seine Aussage ihr zum Nachteil gereichte, und entließ Kael Pershaw, der seinen Sitz im Konklave wieder einnahm. Aidan studierte ihn, so gut er es auf diese Entfernung konnte. Er fand in seiner Miene keinerlei Hinweis darauf, warum er Aidans Sache plötzlich unterstützt hatte. Wahrscheinlich würde er auch nie einen finden.
Dann traten noch ein paar Charakterzeugen auf, die Ter Roshaks militärische Laufbahn bezeugten, bevor der Prozeß in die nächste Phase überging: das Verhör der Angeklagten. Joanna atmete tief durch, als sie ihren Namen hörte.
25
Lenore Shi-Lu führte Joannas Verhör mit peinlichster Genauigkeit durch. Fast alle Fragen, die sie und der Verteidiger stellten, stammten von Konklavemitgliedern und wurden über Computerschirme übermittelt. Die Fragen spiegelten die Sorgen der Krieger im Bezug auf diese delikate Angelegenheit wider. Die Aufgabe der Inquisitorin bestand darin, sie in eine Form zu bringen, die ihre Schlagkraft maximierten. Lenore Shi-Lu erwies sich dieser Aufgabe mehr als gewachsen. Es dauerte nur Minuten, bis ihre höflich formulierten Fragen Joanna auf die Nerven gingen, aber sie machte sich klar, daß alle Fragen diesen Effekt haben mußten, wenn sie sich häuften. Ihre Aussage fiel ihr besonders schwer, weil sie, auch ohne sich umzudrehen, die schweren Blicke Aidans und Ter Roshaks auf sich ruhen fühlte.
Ter Roshak hatte den vorhergegangen Abend damit zugebracht, an einem Tagebuch zu schreiben, das er seit seiner Kadettenzeit führte. Auf diesen Seiten formulierte er seine Gedanken aus.
Er schrieb, daß seine Laufbahn als Clan-Krieger beendet war, was auch geschehen mochte. Selbst im unwahrscheinlichen Fall, daß das Clan-Konklave ihn von allen Vorwürfen freisprach, würde er nicht in seinen alten Rang als Falknerkommandeur zurückkehren können. Der Hauch des Zweifels und Mißtrauens, der ihm überallhin folgen würde, hätte seine Autorität untergraben, und das konnte er nicht zulassen.
Und inzwischen war er zu alt, um in den aktiven Dienst als Krieger zurückzukehren. Alt zu sein, war die einzige unverzeihliche Sünde bei den Clans, und nur wenigen war es gelungen, sie zu überwinden.
Er konnte um die Abstufung in eine niedrigere Kaste bitten, um sein restliches Leben mit sinnvoller Arbeit auszufüllen und ein Handwerk zu lernen. Aber welcher echte Krieger konnte das akzeptieren? Gab es Ruhm zu erringen durch das Nachstellen einer Eichung oder beim Töpfern eines Krugs?
Nein, auf ihn wartete nur noch der Tod. Und er hatte vor, ihm mit der Willensstärke und dem Kampfgeist eines echten Clan-Kriegers gegenüberzutreten. Dieser Prozeß war nur eine Folter, die es zu ertragen galt. Er kannte das Ergebnis, beinahe exakt. Oh, es war durchaus möglich, daß ein paar Konklavemitglieder im letzten Moment anders stimmten, aber das konnte die Sachlage kaum ändern.
In den Tagen vor dem Prozeß hatte Roshak mit allen Blutnamensträgern gesprochen, die er kannte, besonders mit denen, die ihm Gefallen schuldeten. Er hatte einige von ihnen von der Unabwendbarkeit des Urteils überzeugt und ihnen erklärt, daß er das Maß der Entehrung reduzieren wollte, um entsprechende Maßnahmen treffen zu können. Wenn es ihm gelang, die Abstimmung auf ein Verhältnis von drei zu eins, oder zumindest vier zu eins zu reduzieren, konnte er seinen Plan angehen, die einzige verbliebene Möglichkeit für ihn, sein Leben mit einem gewissen Gefühl von Ehre zu beenden, und das einzige Geheimis, das er nicht
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