BattleTech 14: Jade Phoenix-Trilogie II - Blutrecht
ausgezeichnet.«
»Einen Augenblick lang schienst du mir abwesend. Bevor ich mit dem Verhör beginne, möchte der Lehrmeister mit dir reden. Lehrmeister?«
Der Lehrmeister blickte zu Khan Elias Crichell, der mit einem Nicken seine Zustimmung ausdrückte. »Mit der Autorisierung des Khans habe ich eine formelle Befragung der Mitglieder dieses Konklave durchgeführt«, verkündete der Lehrmeister. »Das Ergebnis dieser Befragung zeigt, daß das Konklave bereit ist, alle Anklagen gegen dich fallenzulassen, einschließlich der Anklage des Verrats, sofern du eine Bedingung erfüllst.«
Der Lehrmeister hielt einen Augenblick inne, um seinen Worten Gewicht zu verleihen. »Wenn du deinen Anspruch auf die Zulassung zum Wettbewerb um einen Blutnamen aufgibst, sind wir bereit, die meisten anderen Übertretungen zu entschuldigen. Bevor du antwortest, muß ich dieses einzigartige Angebot erklären. Khan Elias Crichell ist bereit, deinen Kriegerstatus zu bestätigen, solange du keinen Blutnamen beanspruchst. Er hält dies für einen würdigen Kompromiß, der deine Pflichterfüllung als Krieger anerkennt und gleichzeitig die betrügerische Weise berücksichtigt, mit der du diesen Status erlangt hast. Außerdem ist er der Ansicht, daß du ohne Rücksicht auf deine Abkunft mit dem Versagen in deinem ersten und einzig offiziellen Test das Recht auf den Kampf um ein Blutrecht verwirkt hast. Er hält dich für einen schätzenswerten Krieger, der die obersten Befehlsränge erreichen kann. Solltest du jedoch einen Blutnamen gewinnen, würdest du ihn mit einem ernsthaften Makel beflecken. Mehr als zwei Drittel der anwesenden Blutnamensträger stimmen dieser Einschätzung zu. Wie lautet deine Antwort, Sterncommander Aidan?«
Aidans Ruhe war mit einem Schlag dahin. Er wollte seine Wut hinausbrüllen. Im nächsten Augenblick erinnerte er sich an seinen Schwur, sich würdig zu betragen. Er wollte diesen Kriegern keine Befriedigung verschaffen, indem er auf irgendeine Weise die Ansicht bestätigte, ihm hafte ein Makel an, er sei ein Betrüger oder ein solcher Feigling, daß er dieses beleidigende Angebot annahm.
»Bei allem Respekt, den ich dir, Lehrmeister, allen hier versammelten Kriegern und dem geehrten Khan Elias Crichell gegenüber empfinde, kann ich dieses Angebot nicht annehmen.«
Der Rest seiner Erklärung wurde von dem augenblicklich ausbrechenden Tumult verschluckt. Manche Krieger erhoben sich von ihren Plätzen und schüttelten die Fäuste. Einige wenige versuchten, über ihre Tische zu klettern und auf ihn loszustürzen. Andere begnügten sich damit, ihr Mißfallen hinauszubrüllen. Er hörte ihre Rufe als eine einzige lange Botschaft in zahlreichen, ineinander übergehenden Stimmen: »Freigeburt! Du bist eine Schande für... Recht hast du, den ... entehren ... gewürgt, bis dein Gesicht blau ... Gedärme herausgerissen und von wilden ... wagen, das großzügige Angebot des Khans ... in tausend Stücke gehackt und ...«
Der Lehrmeister mußte sein ganzes Können aufbieten, um die Versammlung zu beruhigen. Es dauerte einige Zeit, während der Aidan wortlos dastand, ohne jemand im besonderen anzusehen. Aber er senkte den Blick auch nicht.
Joanna war beeindruckt. Aidan schaffte es immer wieder, sie zu überraschen, und bisher war dies einer der stärksten Schocks. Beinahe bewunderte sie ihn dafür. Das Angebot, wenn auch großzügig formuliert, war absurd und beleidigend. Wie hätte irgendein wahrgeborener Krieger es annehmen können? Von dem Augenblick, in dem ein Wahrgeborener aus dem Kanister fiel, wurde er darauf vorbereitet, sein Schicksal zu erfüllen, mit besonderem Gewicht auf kriegerische Leistungen und einem einzigen Ziel: einen Blutnamen zu gewinnen und sich in den heiligen Genfundus einzubringen.
Die Geste des Konklave war politischer Natur, ein Versuch, die Clanführung aus einem ernsthaften Dilemma zu befreien. Aber mit seiner Weigerung hatte Aidan sich wahrscheinlich dem Untergang geweiht.
Jetzt würde die Stimmung noch deutlicher gegen ihn ausschlagen. Der Khan hatte ihn in die Enge getrieben und der Abstimmung ein Ziel gegeben. Das Konklave würde Aidan daran hindern, sich um einen Blutnamen zu bewerben. Khan Elias Crichell war für seine geschickten politischen Schachzüge bekannt, und gerade hatte er ein weiteres Meisterstück abgeliefert.
Einige Krieger wanden sich noch immer erregt auf ihren Plätzen und unterhielten sich in zornigem Flüsterton, aber der Saal fand langsam zur Ruhe. Lenore Shi-Lu begann mit dem
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