BattleTech 16: Wolfsrudel
sollte, unpolitisch zu sein. Unter den gegebenen Umständen hatte Dechan den Verdacht, daß sie alles andere als das war. Immer noch unentschlossen, wie er mit der Bürde umgehen sollte, die Michi ihm auferlegt hatte, wurde ihm klar, daß er zu wenig von dem wußte, was vorging.
Harn war ein alter Freund und stand in der Kommandostruktur der Dragoner mittlerweile sehr weit oben. Zumindest mochte Dechan ein besseres Gefühl für die Machtverhältnisse bekommen. »Aber nur einen. Wenn ich im Morgengrauen nicht zu Hause bin, wird sich Jenette fragen, ob mir etwas passiert ist.«
»Ich würde euch beiden doch nie Ärger machen. Ihr habt ‘ne ganze Menge zusammen durchgemacht.«
Atwyl legte den Arm um Dechans Schultern und führte ihn in die Halle. Als der Captain Einspruch erhob, sagte Atwyl: »Das geht schon in Ordnung, Captain. Mr. Fräser ist ein Veteran. Ich bürge für ihn.«
»Sie unterschreiben seinen Passierschein?«
»Ja, ich unterschreibe seinen Passierschein.« Atwyl kritzelte seinen Namen auf das Blatt, das ihm der Offizier entgegenschob, und wartete dann mit offensichtlicher Ungeduld, während der Captain einen Besucherausweis für Dechan erstellte. Als er die Plastikkarte an seiner Jacke befestigt hatte, gestattete Dechan Atwyl, ihn in die Cafeteria zu führen. Sie war fast leer, und als sie ihr Bier hatten, wählte Atwyl einen Tisch, der ein gutes Stück von den anderen späten Gästen entfernt war.
Sobald sie Platz genommen hatten, fiel jegliche Jovialität von Atwyl ab. »Wo stehst du in der Nachfolgefrage?«
»Ich bin nicht mehr bei den Dragonern, Harn. Schon vergessen?«
»Einmal Dragoner, immer Dragoner.«
»Das habe ich heute nacht schon einmal gehört?«
»Von einem Herumtreiber, vielleicht?«
»Du weißt davon?«
»Ich weiß gar nichts, aber ich hatte gehofft, du könntest mir etwas darüber erzählen.«
»Es gibt einen Plan, Wolf zu töten.«
Atwyl lehnte sich zurück, wobei sich die Bierflasche in seiner Hand gefährlich neigte und kurz davor war, ihren Inhalt über seine Hose zu ergießen. »Bist du dir dessen sicher?«
»Der Bursche, der davon sprach, schien davon überzeugt zu sein.«
»Hast du irgend was damit zu tun?«
»Würde ich dann mit dir darüber reden, wenn es so wäre?«
Atwyl lachte leise, bitter. »Ich weiß es nicht mehr. Es gibt zu viele Menschen mit zwei Gesichtern für mich altes Streitroß.« Er nahm einen Schluck aus seiner Flasche. »Wann?«
»Noch heute nacht.«
»Dann bleibt uns nicht mehr viel Zeit. Kommst du mit mir zu Carmody und erzählst ihm, was du weißt?«
»Ich weiß nicht viel.«
»Wir werden alles brauchen, was wir kriegen können. Wirst du uns helfen? Um der alten Zeiten willen?«
Dechans Gesicht brannte. »Ich rede mit Carmody.«
»Ich hätte nicht gedacht, daß sie so weit gehen würden«, sagte Carmody, als sie es ihm erzählt hatten. Bezeichnenderweise glaubte er Dechans unbestätigter Aussage. »Aber es paßt alles zusammen. Darum haben sie die Heimatarmee zu Manövern weggeschickt und von mir auch noch verlangt, ich solle das Manöver leiten.«
»Abgesehen von den regulären Sicherheitskräften befindet sich immer noch ein Zug in der Kaserne, oder nicht?«
Carmody nickte. »Aber Elson hat einen Strahl Elementare, der Wolfs Haus unter Überwachung hält. Angeblich sollen sie ihn vor Krawallen schützen, aber in Wirklichkeit überwachen sie ihn. Sie werden uns nicht zu ihm lassen.«
»Sind sie in voller Schlachtrüstung?«
»Nein. Das wäre selbst ihm im Augenblick zu aufsehenerregend.«
»Dann brauchen wir sie nicht zu fragen«, sagte Atwyl. »Fünf Elementare können keinem ganzen Zug standhalten.«
»Und dann, Ham? Was machen wir, wenn wir im Haus sind?«
»Wir schaffen Wolf raus.«
»Das klingt so einfach, aber das ist es nicht. Wo soll er hin?«
Dechan sah auf die Uhr. »Wenn ihr noch irgend was unternehmen wollt, dann solltet ihr euch besser beeilen.«
»Du hast recht. Was später geschehen soll, müssen wir entscheiden, wenn wir wissen, daß es ein Später gibt. Vielleicht hat Jaime ein paar Ideen.«
Die Nacht wurde vom Zwielicht des Morgengrauens verdrängt, als der große Lastenschweber die Straße hinunter auf Wolfs Familiensitz zusurrte. Er hätte ein einfacher Transporter sein können, der Nahrungsmittel aus dem umliegenden Land in die Stadt brachte, um die Vorräte der Lebensmittelhallen aufzufüllen, aber er war keiner. Besseres Licht hätte enthüllt, daß die Konzerninsignien hastig aufgemalt waren, und
Weitere Kostenlose Bücher