BattleTech 16: Wolfsrudel
es vernommen.« Er fragte sich, ob MacKenzie den Unterschied verstehen würde.
Jaime Wolf und ich trafen rechtzeitig zum Ende von MacKenzies kleiner Ansprache ein. Es schien eine etwas peinliche Art und Weise zu sein, Wolfs ersten offiziellen Auftritt seit seiner Verwundung einzuleiten. Die angespannte Atmosphäre lockerte sich etwas, als der Colonel durch den Raum ging, die Offiziere begrüßte und ihre guten Wünsche entgegennahm. Wir ließen uns gerade zur Konferenz nieder, als sich die Seitentür öffnete, um eine Gruppe verspäteter Ankömmlinge einzulassen, darunter auch Maeve.
Ich hatte seit unserer Nacht bei den Brutkästen nicht viel von ihr zu sehen bekommen, und wenn, dann nur während der Arbeit. Sie hatte meine Anrufe nicht beantwortet. Bei ihrem Anblick wurde mir warm, dann sank mir das Herz in die Hose, als ich sah, daß die Gerüchte, die ich gehört hatte, stimmten. Anstelle der Lederkleidung einer Angehörigen der Leibwache trug sie die Uniform des Spinnennetz-Bataillons, MacKenzie Wolfs Einheit. Nach seiner Rückkehr nach Outreach hatte Mac das Kommando an John Clavell abgetreten, wodurch alle Offiziere um einen Rang aufgestiegen und ein Platz frei geworden war. Maeve mußte um ihre Versetzung gebeten, den Test bestanden und die Stelle besetzt haben. Der Versetzungsantrag war nicht durch die üblichen Kanäle gelaufen, sonst hätte ich ihn zu Gesicht bekommen, also konnte ich nur annehmen, daß sie es irgendwie arrangiert hatte, daß ich nichts davon erfuhr. Was hatte ich falsch gemacht?
Ich hatte keine Zeit mehr, über mein Problem zu grübeln. Der Wolf rief die Versammlung zur Ordnung, und ich war bald viel zu sehr damit beschäftigt, die Einspeisungen in den Holotank auszuführen, den Informationsfluß stetig zu halten und den Anforderungen des Wolfs anzupassen.
Auf seinen Befehl öffnete ich eine geheime Datei über die OmniMech-Produktionsanlagen, die der Blackwell-Konzern auf der anderen Seite des Berges einrichtete.
Ich wußte von der Datei, hatte jedoch ihren Inhalt nie zu Gesicht bekommen. Normalerweise hätte es mich wie die anderen MechPiloten interessiert, die Fortschritte zu sehen, welche die Anlage machte, aber ich achtete überhaupt nicht darauf. Meine Gedanken waren bei Maeve, die die Anzeige mit einer Begierde beobachtete, von der ich geträumt hatte, daß sie für mich reserviert sei. Irgendwie hatte es sich ergeben, daß sie neben Jaime Wolf stand, eine letzte Möglichkeit, noch einmal sein Leibwächter zu sein, vermute ich. Stanford Blake mußte mir einen Rippenstoß verpassen, als ich Wolfs Aufforderung überhörte, die Anzeige zu wechseln.
Nachdem er mit den guten Neuigkeiten begonnen hatte, ließ er seine Pläne in bezug auf die Zukunft der Dragoner vom Stapel. Wir hatten viele Stunden mit der Vorbereitung dieses Vertrags verbracht, Stunden, die ich vielleicht mit Maeve verbracht hätte, wenn ich nicht so versessen darauf gewesen wäre, ein guter Komm-Offizier zu sein. Colonel Wolf hatte die Absicht, die im Grunde unvereinbaren Elemente der Dragoner zu einer neuen Tradition, einer DragonerTradition, zu verschmelzen. Es war ein guter Plan, wenngleich Stan einige Bedenken über seine Durchführbarkeit im Angesicht des Feindes geäußert hatte. Ich glaube, der Wolf sprach so ausdrucksvoll wie immer. Vielleicht hat es eine Diskussion gegeben. Ich kann mich nicht mehr erinnern.
Ich schwelgte in zerschlagenen Hoffnungen und zerstörten Träumen. Ich erinnere mich vage, wie MacKenzie sich einmischte, um die Argumente seines Vaters zu stützen, und dann spürte ich, wie sich etwas im Gesprächsfluß änderte. Es bedrückte mich, aber nicht so sehr wie meine verlorene Liebe.
Die Besprechung wurde zwecks einer Pause unterbrochen, und Jaime Wolf nutzte die Gelegenheit, um Maeve zu ihrem neuen Kommando zu gratulieren. Ich beobachtete die beiden. Die frühere Leibwache hatte dieselbe Größe wie der Mann, den sie beschützt hatte, aber die Größe eines Piloten spielte keine Rolle, wenn BattleMechs kämpften. Sie spielte jetzt überhaupt keine Rolle mehr. Sie würde sonstwohin gehen, und jemand anders würde den Wolf schützen müssen. Törichte Überlegungen. Das schien angemessen: Ich kam mir auch töricht vor. Unfähig, klar zu denken, setzte ich mich und tat gar nichts. Irgendwie sah sie nie in meine Richtung. Wenn sie es doch getan hätte, würde ich… was getan haben? Ich weiß es nicht. Ich weiß, daß ich blicklos vor mich hin starrte, als sie den Raum mit MacKenzies
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