BattleTech 18: Das Antlitz des Krieges
sah, wurde er plötzlich unterwürfig und seine Schultern sackten nach unten. Jungfer Kris drehte sich abrupt um. Als sie Master sah, grüßte sie ihn weder noch ließ sie merken, daß sie ihn erkannt hatte. Sie sagte ein paar Worte zu dem Mann, der im Schatten der Bäume verschwand und Masters dabei ein leicht idiotisches Lächeln zuwarf.
»Wer war das?« fragte Masters.
»Haben Sie das Recht, mich darüber auszufragen, mit wem ich rede?«
Er hob die Hand und entschuldigte sich. »Tut mir leid.«
Sie antwortete ihm trotzdem. »Das war Cao, einer der Palastgärtner.«
»Aber darüber hinaus ist er noch mehr?«
Sie sah ihn mit kaltem, ruhigem Blick an. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
»Jungfer Kris, trotz Ihrer Feindseligkeit halte ich sie für die einzige Person hier, der ich vertrauen kann. Alle anderen…« Er wedelte mit der Hand, wußte nicht, wie er es ausdrücken sollte. »Präzentor Blane liegt im Clinch mit seinem Ersten Stellvertreter. Sowohl Blane als auch die Gräfin erklären, kaum etwas vom Krieg zu wissen. Hsiang wirkt wie ein Zuhälter…«
Jungfer Kris lachte laut auf.
»Was?«
»Nichts. Genauso schätzen ihn auch viele von uns ein. Vielleicht könnten Sie mir doch gefallen. Irgendwann.«
Er senkte die Stimme. »Jungfer Kris, ich brauche jetzt Hilfe. Sie wissen, was hier los ist. Es ist ein verschachteltes…«
»Nein«, erklärte sie entschieden und sah weg.
Er packte ihren Arm. »Ich habe keine Zeit für so etwas.«
Sie drehte sich blitzschnell zu ihm um, und er dachte, sie wolle um Hilfe schreien. Aber ihre Stimme war leise und zornig. »Lassen Sie mich los, oder ich bringe Sie um.«
Er wußte nicht, ob sie ihr Versprechen wahr machen konnte, aber er war sicher, daß sie es versuchen würde. Er ließ los. »Ich ziehe morgen hinaus in den Krieg.«
»Und?« Sie behielt jede seiner Bewegungen im Auge.
»Ich bin gekommen, um herauszufinden, was hier vor sich geht. Wollen Sie mir nicht helfen?«
»Sie wollen etwas herausfinden? Dann ziehen Sie in den Krieg. Sehen Sie sich den Krieg an. Sie werden der erste sein, der diese Mauern verläßt und das tut. Gehen Sie und schauen Sie sich den Krieg an, und Sie werden mehr verstehen, als ich Ihnen heute Nacht, hier am Palast bei romantischer Tanzmusik, jemals klarmachen könnte. Ziehen Sie in den Krieg, ziehen Sie ins Gemetzel, und Sie werden lernen, was ich schon weiß. Wenn Sie der sind, der Sie zu sein vorgeben, edler Ritter, werden Sie mehr als genug sehen.«
Sie wandte sich ab und ging zurück in den Ballsaal. Auf dem Weg sah er ihren Körper sich verändern. Die Spannung verschwand aus Schultern und Rücken, der Kampfgeist machte höfischer Präsentation Platz. Wer auch immer ihre Loyalität besaß, er hatte großes Glück.
Masters ging weiter zum Landeplatz. Wie hatte sie es ausgedrückt? »Ziehen Sie in den Krieg, ziehen Sie ins Gemetzel.« Ja. Morgen würde er wieder in seinem Mech sitzen. Endlich zu Hause, da, wo er hingehörte.
TEIL 2
GEMETZEL 9
Nagasakital
Gibson
Prinzipalität Gibson
Liga Freier Welten
23. Januar 3055
Masters’ Feuerfalke schritt über das Land. Die tiefstehende Morgensonne warf seinen langen, schmalen Schatten über ein Meer aus gelbem Gras. Im Westen erhoben sich steil und zerklüftet Gebirge von ungewohnt blauer Farbe. Weiter voraus im Norden wartete ein gewaltiger Wald aus riesigen Bäumen mit gelbem Laub.
Masters war früh aufgebrochen, um das Nagasakital und Präzentor Martialum Arian bis zum frühen Nachmittag erreichen zu können. Die tatsächliche Bewegung führte nur sein Mech aus, aber er hatte das Gefühl, in der Metallrüstung der Maschine zu stecken und selbst über Land zu marschieren – als ein Riese. Die Technologie, die den Kampfkoloß steuerte, hatte damit nichts zu tun; sein Neurohelm übertrug keine Sinnesreize von der Maschine zum Piloten. Das Gefühl war allein das Werk von Masters’ Phantasie.
Im Innern der Pilotenkanzel spielten die roten, grünen und blauen Lichter der Kontrollen über sein Gesicht. Er trug die typische Montur eines Mechpiloten: Shorts und eine Kühlweste. Mehr Kleidung war in der Hitze, die sich während eines Gefechts im Cockpit aufstaute, nicht zu ertragen.
Während er weiter marschierte und das Gelände auf sich einwirken ließ, beschloß Masters, die Geschütze seiner Maschine umzukonfigurieren. Aus eigener Erfahrung kannte er vor allem Mechgefechte, aber er wußte, daß die Gibson-Freiheitsliga mit Guerilleros kämpfte, die sich durch die Wälder schlugen. Das
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