BattleTech 18: Das Antlitz des Krieges
sie die Leichen stumm betrachteten. Schließlich fluchte der Mann leise. Sie sahen sich suchend um. Schließlich gaben sie auf und kehrten zurück. Der Mann sagte: »Die Art kenn ich nicht. Ich weiß nicht, wie ich es machen soll. Sie sind zu hoch.«
»Wir müssen Sie zurückbringen«, erklärte der Sergeant. »Steht im Vertrag. Alle Säcke gehen voll zurück.«
»Kann schon sein. Aber es geht nicht. Ich stell mich nicht auf Zehenspitzen und steck die Hand da rein.« Masters sah einen Schweißtropfen an der Schläfe des Mannes herablaufen, obwohl es keineswegs heiß war. Aber sein Gesicht zeigte keinerlei Gefühl.
Chick überlegte eine Weile, dann sagte er: »In Ordnung. Wir schießen sie runter, einen nach dem anderen. Wenn sie hochgehen, wissen wir’s. Wenn nicht, sehen wir nach.« Der Mann und die Frau nickten und zogen sich zurück. »Wichs!« brüllte Chick.
»Ich verstehe nicht«, meinte Masters.
»Sorry, Sir. Ist ein häßlicher kleiner Krieg hier. Sie legen gerne Bomben für uns. Du gehst deines Weges, und rumms – Beine weg. Andere fliegen in die Höhe, wenn man drauf tritt. Die explodieren in Brusthöhe und reißen einem das Herz raus. Manchmal verminen sie auch die Leichen. Oder sie häuten sie.« Er nickte. »Ich hab schon gehäutete gefunden.«
»Warum?« Masters verstand es nicht. Sie waren tot. Zeit, das Schlachtfeld zu räumen.
Chick lachte. »Damit wir glauben, wir sind in der Hölle, Sir.« Er bot keine weitere Erklärung an. Ein Mädchen mit rosiger Haut und einem Scharfschützengewehr trat heran. Chick murmelte ihr etwas zu und deutete auf den Baum. Ihre Blicke folgten seiner Hand, und sie wurde bleich. Sie nickte und sah sich nach einer Schußposition um.
»Sir, vielleicht kommen Sie besser mit da rüber.«
»Natürlich.« Sie traten hinter einen Baum. Masters lugte um den Stamm und sah, wie das Mädchen sich an einem anderen Stamm abstützte. Sie zielte sorgfältig und drückte ab.
Ein Gurt zerriß, und ein Leichnam fiel zu Boden, Füße voran, sackte zusammen. Nichts geschah.
Noch ein Schuß, noch ein Gurt, noch ein Leichnam. Nichts.
Noch dreimal.
Die letzte Leiche war die der schwarzen Frau. Der Schuß knallte, der Gurt riß, der Leichnam schlug auf. Die Detonation schleuderte Schrapnell und Knochensplitter in alle Richtungen. Alle warteten wie erstarrt auf weitere Explosionen. Als es still wurde, atmeten sie weiter.
»Saunders, an die Arbeit.«
Der Mann ging zurück zu den Leichen.
»Was macht er?«
»Er untersucht die Leichen auf Bomben. Es könnte sein, daß sie noch nicht ausgelöst wurden, und ich möchte nicht, daß sie losgehen, wenn wir nachher im 420 durchgeschüttelt werden.«
Masters nickte. Er fand keine Worte. Er sah sich um. Der Mann kniete neben einem Leichnam und schob langsam die Finger in eine der Wunden. Langsam, vorsichtig fuhr er mit der Hand in den Körper. Bis zum Handgelenk. Bis zum Ellbogen. Sein Blick ging in unbestimmte Weiten. Bei dieser Arbeit nützten ihm die Augen nichts. Er schaute ins Nichts und konzentrierte sich völlig auf den Tastsinn.
Masters drehte sich um und ging zurück zu seinem Mech.
Er hörte einen Söldner zu einem anderen sagen: »Keine zwei Wochen.«
Der zweite Mann antwortete: »Er ist Blake. Und er hat ‘nen Blechkameraden. Diese Eps leben ewig.«
Er ignorierte sie und setzte sich in den Schatten seines Feuerfalke, lehnte sich an dessen gigantischen rechten Fuß. Bald hatte sich seine Atmung normalisiert. Ohne ein Wort zu Chick oder zum Rest des Trupps kletterte er ins Cockpit, startete den Mech und machte sich auf den Weg zur Taktischen Operationszentrale.
Während er durch die gelbe Landschaft auf dem Weg zur TOZ war, machte Masters sich Vorwürfe, weil er so naiv gewesen war. Solche Zwischenfälle hatte es schon vorher gegeben. Er hatte beim Studieren historischer Kriege davon gelesen. Solche Schrecken hatte es vor Jahrhunderten auf Terra gegeben und auch in der Geschichte der Inneren Sphäre.
Aber nicht in der letzten Zeit. Zumindest war ihm davon nichts bekannt. Er persönlich hatte so etwas nie erlebt und auch nie erwartet. Es war offenkundig, daß das, was sich auf Gibson abspielte, über sein Verständnis hinausging. Ein dunkles Zeitalter der Barbarei senkte sich über die Innere Sphäre. Die Arbeit von Jahrtausenden, zahllose im Krieg verschwendete Leben und nicht minder viele, die für den Frieden kapituliert hatten, drohten vergebens gewesen zu sein.
Während die Erschütterungen der Mechschritte durch sein Rückgrat bebten, wuchs
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