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BattleTech 18: Das Antlitz des Krieges

BattleTech 18: Das Antlitz des Krieges

Titel: BattleTech 18: Das Antlitz des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kubasik
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verschwand im gelben Blättergewirr.
Er wartete noch eine Weile, hörte aber nichts mehr. Dann trat er an die Leichen heran. Aus der Nähe konnte er weiße Maden in den Eingeweiden wimmeln sehen. Die Augen der toten Soldaten starrten leer und gebrochen gen Himmel. Offensichtlich hatten sich auch schon Aasfresser an ihnen zu schaffen gemacht.
Als Offizier war der Tod für Masters kein Unbekannter. Er hatte auch schon häufiger für das Wohl der Einheit Soldaten in den sicheren Tod geschickt. Aber gewöhnt hatte er sich daran nie. Er kannte Soldaten, denen das gelungen war, die gelernt hatten, bei Bedarf alle Gefühle abzustellen, so kalt und mechanisch zu werden wie ihre Mechs. Aber einen zerfetzten Leichnam konnten die wenigsten unbeteiligt abtun. Selbst die Leiche eines Feindes war dem lebenden Betrachter zu ähnlich, um ihm gleichgültig zu sein.
Die verwüsteten Körper, die er hier vor sich sah, fand er besonders schlimm. An einem Mechgefecht waren in der Regel höchstens ein paar Dutzend Maschinen beteiligt, und deren schwere Panzerung reduzierte die Verletzungen auf ein Minimum. In einem Mechkampf ging es um einen Test der Pilotenfähigkeiten des Kriegers unter Belastung. Das war etwas völlig anderes als das zufällige Schicksal eines Infanteristen, der von einem Kugelhagel durchsiebt wurde, als er mitten in der Nacht versuchte, eine Deckung zu erreichen.
Masters löste sich von den Leichen und suchte den Boden nach weiteren Soldaten ab. Die MP hatte er im Anschlag und die Ohren gespitzt, um sich nähernde Gefahren zu bemerken.
Die sechs Beinpaare, die zwei Meter über dem Boden baumelten, bemerkte er zuerst nur aus dem Augenwinkel. Einen verzweifelten Augenblick hoffte er, sich getäuscht zu haben. Aber als er sich umdrehte, traf ihn die ganze schreckliche Realität: sechs Leichen hingen an den unteren Ästen eines kleinen Baumes. Jemand hatte ihnen die Gürtel um die Handgelenke geschlungen und sie wie einen makabren Baumschmuck um den Stamm verteilt. Die Köpfe waren nach vorne gekippt, und die uniformierten Körper waren von Automatikfeuer zerfetzt, so daß er ihre Eingeweide sehen konnte.
Masters senkte die Waffe. Plötzlich war sie ihm schwer geworden. Nie zuvor hatte er so etwas gesehen. Das war das Werk von Wahnsinnigen, Psychopathen, nicht von Soldaten.
Unter Schock, mit zitternden Knien, näherte er sich der nächsten aufgehängten Leiche. Es war eine schwarze Frau, deren scharfe Gesichtszüge auf der rechten Kopfseite einen furchtbaren Kontrast zur zerfleischten linken Gesichtshälfte bildeten. Er fühlte ein überwältigendes Bedürfnis, sie zu berühren, sich zu vergewissern, daß ihr Körper tatsächlich existierte und nicht nur ein perverser Alptraum war.
Er trat unmittelbar neben sie. Der Gestank des Todes schlug über ihm zusammen. Die gelbe Fettschicht war freigelegt und abgeschält. Eine tiefes, dunkles Loch teilte ihre Rippen. Er hob die Hand…
»Ich an Ihrer Stelle würde das lassen.«
Masters erstarrte. Seine Faszination angesichts des Leichnams – ein Orakel, ein Omen seiner Sterblichkeit – war durch die Stimme in seinem Rücken gebrochen. Er drehte sich um, die Hand noch immer nach der Leiche ausgestreckt. Sechs Meter entfernt standen ein Sergeant und drei Gemeine in grünen Panzerwesten. Die roten Chimärenaufnäher an den Uniformen identifizierte sie als von der Gräfin angeworbene Gibson-Truppen. Der Sergeant war ein stämmiger Kerl mit müden Augen. Seine Miene war ernst.
»Sir Masters? Sergeant Jacobs. Bitte treten Sie zurück. Die Leiche könnte vermint sein.« Er sprach mit der Direktheit eines Lehrers zu seinem Schüler.
Masters’ Hand zitterte. Er war unsicher. Er hatte das Gefühl, in einen gefährlichen Abgrund zu stürzen. »Vermint?«
»Die Leiche, Sir. Mit einer Bombe. Bitte. Treten Sie zurück.«
Masters sah hoch. Er konnte weder am Leichnam noch an der Gürtelschnalle, die auf dem Ast lag, Sprengstoff finden. Nichts. »Es ist nichts zu sehen.«
»Innen drin, Sir Masters. Manchmal stecken sie eine Bombe in die Leiche. Wir wollen sie bergen – und rumms!« Seine Hände flogen auseinander und deuteten eine Explosion an.
»Na gut.« Benommen trat Masters zurück, auf demselben Weg, den er gekommen war.
Nach sechs Metern erreichte er den Sergeanten. Sie schüttelten die Hände. Der feste, muskulöse Griff seines Gegenübers war wohltuend beruhigend.
Zwei Soldaten, ein Mann und eine Frau, gingen zu den Leichen hinüber. Ihre Augen waren kalt, angespannt und starr, als

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