BattleTech 18: Das Antlitz des Krieges
Koje lag ein Mann und las. Auf einer anderen spielte eine Frau Solitär. Beide blickten beiläufig auf, sahen Masters, und sprangen von den Kojen. Sie nahmen Haltung an und salutierten.
»Stehen Sie bequem. Sir Masters. Freut mich, Sie kennenzulernen.«
»Gemeiner Beigrade«, stellte sich der Mann vor.
»Oberleutenient Valentine.« Die Frau.
Sie waren in den Zwanzigern, sauber gewaschen und enthusiastisch. Wahre Gläubige.
»Wo ist… Spinard?«
»Hier, Sir«, tönte eine Stimme aus dem Schatten.
Aus einer dunklen Ecke der Hütte tauchte ein Mann auf. Er war stämmig und bewegte sich, als wolle er einen Schlag abblocken. Seinem Aussehen nach war er entweder gerade erst aufgewacht, oder aber er hatte eine Woche nicht geschlafen.
»Sind Sie in Ordnung, Soldat?«
»Sir, ja, Sir.« Seine Stimme klang müde, aber es lag keinerlei Besorgnis darin.
Wahrscheinlich war Spinard tatsächlich der Meinung, in Ordnung zu sein. Masters warf Beigrade und Valentine einen Blick zu, aber sie zuckten nur die Achseln.
»Gut. Wir rücken in weniger als einer Stunde zu einer Verfolgungsjagd aus. Um Zehn Uhr fünf und vierzig will ich alle in den Mechs sehen.«
»Ja, Sir«, bestätigten die drei MechKrieger.
»Beigrade. Ich möchte mit Ihnen reden.«
Masters verließ die Hütte, und Beigrade folgte ihm ein kurzes Stück ins Freie. »Ist Spinard in Ordnung?«
»In welcher Hinsicht meinen Sie das, Sir?«
»In welcher Hinsicht ich das meine? Was habe ich denn für eine Auswahl?«
»Unterleutenient Spinard ist einer der effektivsten Kämpfer dieses Postens. Seine Abschußzahlen liegen häufig über…«
»Sein Zustand. Sein geistiger Zustand. Wie steht es damit?«
»Er ist ein guter Soldat.«
»Wie ließe sich sein Geisteszustand beschreiben?«
»Auf der Grenze zur Schizophrenie würde ich sagen, Sir. Aber ich kenne mich nicht wirklich mit…«
»Betrachten Sie das als Problem?«
»Für ihn? Oder für seine Leistungen als Soldat?«
Masters rieb sich über die Stirn. »Wir vertreten offensichtlich verschiedene Denkschulen. Ist es möglich, daß ein Mensch ein Wrack ist, aber ein kompetenter Soldat?«
»Er ist kein Wrack, Sir.«
»Ich benutze ein extremes Beispiel, Soldat«, erwiderte Masters ärgerlich.
»Ich möchte noch einmal anmerken, daß Leutenient Spinard eine erstklassige Abschußbilanz hat. Ich denke nicht, daß seine Leistungen als Soldat beeinträchtigt sind.«
»Sie bewerten seine Leistungen als Soldat also ausschließlich an der Zahl seiner Abschüsse?«
Beigrade neigte in offensichtlicher Neugierde den Kopf. »Welchen anderen objektiven Standard könnte man anwenden, Sir?«
»Vergessen Sie’s. Machen Sie sich fertig. Wir wollen sehen, wie das hier läuft.«
Beigrade ging zurück. Masters blieb eine Weile allein zurück. Bevor er sich bei Thomas über die Absurdität dieses Krieges beschweren konnte, mußte er alles mit eigenen Augen sehen.
Er wanderte über den Mechhof. Valentine wartete neben ihrem Totschläger. Beigrade kletterte die Leiter zum Cockpit seines Dunkelfalke hinauf, und Spinards Tomahawk vibrierte bereits.
Masters erreichte seinen Feuerfalke und legte die Hand auf die Sprossen der Leiter. Sie waren glatt, vom jahrelangen Gebrauch abgeschliffen. Langsam kletterte er an der Seite des Stahlgiganten empor und stieg durch die Luke ins Cockpit. Er legte Kühlweste und Neurohelm an, dann sprach er den geheimen Code, der ihm gestattete, die Maschine zu steuern. Als die Kontrollen zum Leben erwachten, zerschnitten bunte Lichter – rot, grün und blau – die Dunkelheit und tanzten über seine Hände.
»Gut dann. Packen wir es an.«
Über Funk kam Chicks Stimme. »Schweber Trupp Eins bereit, Sir.«
Sergeant Donald meldete Trupp Zwei bereit, und Peterson meldete sich für die Fünf.
»Gut. Ausrücken.«
Masters drückte den Knopf für die Kurzstreckenanzeige. Blaue Punkte für die Schweber bewegten sich vom Mittelpunkt des Schirmes nach Norden. Er blickte hinaus und sah nur die Baumwipfel um die Basis im Mondlicht. Als er wieder zurück auf den Monitor sah, hatten die Schweber sich bereits aufgeteilt. Nach vierhundert Metern schaltete er die Anzeige auf Weitstrecke um.
»Masters’ Lanze von Feuerfalke Eins. Wir rücken an den Fuß des Hügels vor und warten auf Kontakt.«
Er betätigte leicht das linke Pedal, und der Mech drehte sich zum Hang. Dann ließ er den Feuerfalke langsam hinabmarschieren, einen wuchtigen Schritt nach dem ändern. Die Infanteristen, die das Tor der Basis bewachten, wirkten im trüben Licht der
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