BattleTech 18: Das Antlitz des Krieges
planen, aber das ist natürlich nichts als ein Gerücht…«
»Rede, Mann!«
»Sie wollen Prinzipal Hsiang absetzen und die Regierung übernehmen.«
Beide Posten verstummten. Dann stieß einer von ihnen aus: »Was?«
»Das ist Unsinn«, meinte der andere.
»Ganz bestimmt«, bestätigte Masters.
»Blakes Wort würde so etwas nie zulassen.«
»Nicht solange Präzentor Blane das Sagen hat«, stimmte Masters zu.
Die Wachen sahen ihn mißtrauisch an. »Wie meinst du das?« fragte einer von ihnen.
»Präzentor Blane ist ein Freund der Gibsonier«, antwortete Masters fröhlich. »Er hat uns immer gut behandelt. Solange er die Einwanderer anführt, kann nichts schiefgehen. Präzentor Blane ist das Fundament des Friedens auf unserer Welt.« Langes Schweigen antwortete ihm. »Was ist denn, gute Herren. Habe ich etwas Falsches gesagt?«
»Weißt du es denn nicht?«
»Was?«
»Präzentor Blane steht unter Arrest. Sein Stellvertreter, Starling, hat seinen Platz eingenommen.«
Masters keuchte laut auf.
»Was ist los?« Der Posten wartete nicht auf eine Antwort, sondern gab Masters sofort einen Tritt.
»Ich weiß nichts. Es ist nichts.«
Der zweite Posten trat ihn auch. »Rede!«
»Ich habe gehört, daß so etwas geschehen sollte. Wir haben Gerüchte über diese Verhaftung gehört. Sie ist das Zeichen für den Putsch. Das ist der erste Schritt. Aber Sir, das ist…«
»Halt den Mund. Ist es das, was Jungfer Kris dem Prinzipal erzählt?«
»Ich nehme es an. Ich weiß nicht.«
Die Posten riefen andere Wachen herüber. Erst waren es sechs, dann acht, schließlich zwölf. Sie diskutierten die Angelegenheit untereinander und ignorierten Masters. Sie fügten immer neue Indizien zusammen, Einzelheiten, von denen Masters keine Ahnung haben konnte, und in ihrer Phantasie wuchs die Verschwörung von einer theoretischen Möglichkeit zu einer höchst realen Bedrohung, gegen die sie sich verteidigen mußten.
Sie debattierten über zwanzig Minuten, verstummten aber abrupt, als Jungfer Kris wieder auftauchte. Erst nachdem sie und Masters fort waren, steckten sie wieder die Köpfe zusammen.
»Wie war es?«
»Der ekelhafte Lurch hat mich überall begrapscht.«
»Sind Sie okay?«
»Ja.«
»Also, wie ist es gelaufen?«
»Er zittert vor Angst. Er ist überzeugt, daß er Blane wieder zu Amt und Würden verhelfen muß, sonst würde er spätestens in vierundzwanzig Stunden an die Wand gestellt werden.« Sie grinste Masters an. »Das könnte tatsächlich funktionieren.«
21
Omen
Gibson
Prinzipalität Gibson
Liga Freier Welten
27. Februar 3055
Masters und Jungfer Kris hatten keine Schwierigkeiten, die nächste Station ihrer Route zu erreichen – Burg Dystar. Die Hubschrauberpiloten und Wachtposten kannten Jungfer Kris, und sie stellte Masters als einen neuen Diener aus dem Gebiet außerhalb des Alten Walls vor. Er hielt den Kopf unter dem Hut gebeugt und gab sich verlegen und eingeschüchtert. Die Wachen akzeptierten die Geschichte und ließen die beiden passieren.
Im Innern der Burg wurde es allerdings schwieriger für sie. Die Posten um die Kammer der Gräfin waren nicht bereit, ein Auge zuzudrücken. Jungfer Kris brachte Masters, so weit sie konnte, dann erklärte sie ihm den Weg zur Gräfin. Sie hatten sich dagegen entschieden, Jungfer Kris mit der Gräfin zu konfrontieren, um ihre Tarnung nicht auffliegen zu lassen. Statt dessen würde sie sich mit einem anderen GFL-Agenten im Palast in Verbindung setzen und dafür sorgen, daß alle GFL-Sympathisanten in Omen begannen, Gerüchte über einen bevorstehenden Machtkampf auszustreuen. Ihre Aufgabe war es, die Stadt nicht mit Waffen, sondern mit Lügen anzugreifen.
Masters schlich sich mit Jungfer Kris’ Sternsacht durch die Korridore und überwältigte ein paar Wachtposten. Er überraschte, fesselte und knebelte sie. Ein Mann, zwei, drei. Alles ging glatt. Es war so einfach. Er war entspannt, wie seit Jahren nicht mehr.
Er fand die Tür genauso vor, wie Jungfer Kris sie beschrieben hatte: riesig, aus dunklem Holz, reich mit Schnitzereien verziert, mit einem Goldring als Griff. Er blickte sich noch einmal schnell nach beiden Seiten um, dann packte er den Ring und zog die Tür auf.
Aus dem Innern der Kammer hörte er Stöhnen, dann die Stimme der Gräfin: »Was ist denn? Ich hatte Anweisung gegeben, mich nicht zu stören!«
Er tastete über die Wand und fand den Lichtschalter. Als die Beleuchtung anging, sah er die Gräfin und drei Männer auf dem Bett, alle drei
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