BattleTech 19: Stahlgladiatoren
dafür, daß sein Gegenüber verzweifelt war. Nach einer schnellen Geldübergabe hing Brachall am Telefon und rief Desmond Warwick an, Besitzer des Warwickstalls. Vierundzwanzig Stunden später stand Rose in der Einfahrt von Warwicks Herrenhaus. Es war ein riesiges Gelände mit ausgedehnten, überaus gepflegten Gartenanlagen rund um eine imposante dreistöckige Villa.
Das Seitentor öffnete sich mit einem Summton, und Rose ging zum Haus hinauf. Die Strecke kostete ihn mehr als zehn Minuten, aber es überraschte ihn nicht, daß ihm niemand entgegenkam. Er fühlte sich wie ein Bettler, der sich der Tafel des Königs näherte. Ohne Zweifel war genau diese Wirkung beabsichtigt.
Da er nur einen einzigen Tag Zeit gehabt hatte, Erkundigungen über seinen möglichen Arbeitgeber einzuziehen, war eine gründliche Überprüfung unmöglich gewesen. Was Rose über Desmond Warwick hatte in Erfahrung bringen können, wies ihn als wohlhabendes Mitglied der Gesellschaft aus, das, wie viele andere auch, bereits mit einem ansehnlichen Vermögen auf der Spielwelt eingetroffen war. Der ursprünglich von Quincy im Vereinigten Commonwealth stammende Warwick hatte sich schnell als Mann ohne Loyalitäten erwiesen, außer vielleicht Geld und Macht gegenüber. Sein Stall hatte bescheiden angefangen und war nur in zweitrangigen Stadien angetreten, bis seine Krieger sich gegen verschiedene Gegner bewiesen hatten. Erst im vorigen Jahr war er Teilnehmer bei den Championatskämpfen geworden, aber noch hatte sein Team keinen einzigen Sieg gegen einen großen Stall erzielt. Trotzdem schien Warwick, soweit Rose es beurteilen konnte, ein fähiger Manager mit ein paar guten Talenten in seinem Stall, und, was weit wichtiger war, er besaß eigene BattleMechs. Als Rose an die schwere Eingangstür klopfte, ging er die Fakten ein letztesmal im Kopf durch. Beim zweiten Klopfen wurde die Tür geöffnet.
»Sie wünschen?« Ein riesiger Türsteher begrüßte Rose. Die graue Mähne des weit über zwei Meter großen alten Mannes floß wallend über die elegante Uniform. Es war eine der seltenen Gelegenheiten in seinem Leben, bei denen Rose gezwungen war, zu einem Gegenüber aufzuschauen. Er haßte das Gefühl. Ein weiterer Punkt für Warwick.
»Jeremiah Rose. Ich habe eine Einladung zum Diner.« Der Riese trat beiseite und winkte Rose ins Haus. Die Eingangshalle schien aus einem Traum entstanden. Fußboden und Treppe aus Marmor wurden von Teakholzwänden eingerahmt, an denen Gemälde in vergoldeten Rahmen hingen. Torbögen zu beiden Seiten der Treppe führten in andere Teile des Hauses und ließen noch größere Reichtümer erahnen. Wohin Rose auch blickte, das ganze Haus drückte Eleganz und Reichtum aus. Nach dem Fußweg zum Haus, der Begrüßung durch den riesenhaften Türsteher und die Pracht des Foyers wäre mancher andere Besucher schon eingeschüchtert gewesen, bevor er Warwick überhaupt zu Gesicht bekam. Rose hingegen reagierte genau entgegengesetzt. Die Wut, die sich während des Marsches die Anfahrt hinauf in ihm aufgebaut hatte, bekam bei der Begrüßung an der Tür einen weiteren Schub; und nun, im Innern des Hauses, wurde sie zur Weißglut. Wie konnte dieser Kerl, der Rose nicht einmal kannte, es wagen, ihm ein Gefühl der Minderwertigkeit vermitteln zu wollen? Rose weigerte sich, das zuzulassen.
Oder vielleicht funktionierte es auch nur zu gut. Entrechtet, in einer offensichtlichen Pechsträhne und frustriert war Rose mit seiner Geduld am Ende. Er wollte, er brauchte einen Mech, aber er war nicht so verzweifelt, daß er bereit gewesen wäre, einen Mann zu ertragen, der sich dermaßen wichtig vorkam. In der eleganten Empfangshalle fühlte er sich wie ein Tier im Käfig. Obwohl er gerade erst eingetreten war, hatte er das Gefühl, es hier keinen Augenblick länger aushalten zu können. Er hatte sich schon wieder zur Tür umgedreht, als er vom oberen Ende der Treppe ein Geräusch vernahm.
»Mister Rose, wie schön, daß Sie meiner Einladung zum Diner Folge leisten konnten.«
Rose wandte sich um und blickte zu seinem Gastgeber hinauf. Er hatte ihn völlig richtig eingeschätzt. Warwick war ein winziger Bursche in einem eleganten Seidenanzug. Die graue Seide des offensichtlich maßgeschneiderten Kleidungsstücks reflektierte die Lichter des Foyers und ließ Warwick beinahe leuchten. Sein kurzes schwarzes Haar war perfekt frisiert, und seine zu perfekten Zähne strahlten Rose in einem zu perfekten Lächeln an. Warwick blieb auf der dritten Stufe
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