BattleTech 19: Stahlgladiatoren
derzeit nur von zwei Regimentern beschützte Industriewelt hatte sich im vergangenen Februar als lockendes Ziel für die Stahlvipern erwiesen. Nur das rechtzeitige Eintreffen von Wolfs Dragonern hatte den Angriff abgewehrt. Sollte Crimond jemals genommen werden, wäre Borghese in ernster Gefahr.
Wegen des derzeitigen technologischen Standes der Inneren Sphäre reisten Sprungschiffe grundsätzlich von einem bewohnten System ins nächste. Sollte der Sprungantrieb in einem unbesiedelten Sonnensystem versagen, war die Besatzung so gut wie tot, und kein Raumfahrer war bereit, dieses Risiko auf sich zu nehmen. Eine starke Grenzverteidigung war sinnvoll bei Kriegen zwischen den Nachfolgerstaaten, aber Rose wurde plötzlich klar, daß es den Clannern wahrscheinlich gleichgültig war, wie oft sie springen mußten, solange sie ihr Endziel erreichten. Borghese lag nur zwei Sprünge von Stahlviper- und Jadefalken-Systemen entfernt. Wenn die Invasoren bereit waren, ihre Sprungschiffe in unbewohnten Systemen aufzuladen, konnten sie in weniger als dreißig Tagen nach Verlassen ihrer Heimatbasis auf Borghese stehen. Plötzlich spürte Rose einen Kloß im Hals.
»Meine Sorge ist, daß die Clans an den VerCom-Linien vorbeispringen und dann Borghese und andere Welten hinter der Front angreifen. Und wenn ich sage die Clans, meine ich vor allem die Jadefalken.«
Rose’ Respekt vor Cooke wuchs. Der Politiker teilte Rose’ unausgesprochene Furcht, im Gegensatz zum Vereinigten Commonwealth.
»Mit Borghese als Basis könnten sie die Frontlinie seitwärts aufrollen. Auf diese Weise wären die Welten links und rechts entlang der Waffenstillstandslinie Freiwild, ohne daß der Vertrag gebrochen würde. Deshalb habe ich Wilkins losgeschickt, eine Söldnereinheit anzuheuern, selbst wenn er nur eine kleine finden würde. Wenn die Clans je erfahren, wie schwach unsere Verteidigung ist, wird Borghese auf ihrer Liste möglicher Angriffsziele ganz nach oben rutschen.«
Wäre er in der Rolle des Clan-ilKhans gewesen, hätte Rose dieselben Überlegungen angestellt. »Und da komme ich ins Spiel.«
»Genau. Falls die Clans eine Einheit herschicken, um Borghese auszukundschaften, müssen Sie sie stoppen.«
Rose setzte sich auf und wollte etwas erwidern, aber Cooke hob die Hand. »Bevor Sie antworten, habe ich noch etwas zu sagen. Ich weiß, die Clans haben noch nie eine Welt vorher ausgekundschaftete Sie rücken en masse an und hämmern jeden Widerstand nieder. Falls es dazu kommt, erwarte ich nicht, daß Sie und Ihre Leute sinnlos ihr Leben opfern.«
Das war beruhigend. Rose hatte auch nichts dergleichen geplant, aber es war schön zu wissen, daß derjenige, der die Rechnungen bezahlte, es genauso sah.
»Aber die Clans stehen jetzt vor einer neuen Situation. Möglicherweise müssen sie ihre Taktik an die veränderte Lage anpassen, und das beinhaltet mögliche begrenzte Überfälle.«
Rose dachte über die Möglichkeit neuer Clantaktiken nach. Auf Tukayyid hatten sie ihre Anpassungsfähigkeit bewiesen, aber dort waren sie zum erstenmal aufgehalten worden. Die beiden Niederlagen der Clans gegen die Draconier und das Vereinigte Commonwealth im Jahre 3050 auf Wolcott und Twycross zählte Rose nicht. Die Dracs hatten die Invasoren zwar zurückgeschlagen, aber mit einer Finte. Rose hatte nichts gegen diese Taktik, wenn sie notwendig war, aber seiner Ansicht nach hatten die ComGuards bewiesen, daß sie als einzige militärische Streitmacht den Clans in einer offenen militärischen Konfrontation Paroli bieten konnten.
Der Vertrag von Tukayyid verbot den Clans, über eine durch diese Welt gedachte Linie vorzurücken, aber er sagte nichts über Angriffe oder gar planetare Invasionen oberhalb der Waffenstillstandslinie aus. Und diese Angriffe kamen mit wachsender Häufigkeit. Cookes Einwand klang gar nicht so dumm, und Rose nickte zustimmend. Aber trotzdem hatte er noch Probleme.
»Selbst wenn es sich nur um einen Überfall handelt, können wir ohne Hilfe der Miliz keinen echten Widerstand leisten.«
»Ich weiß. Wir brauchen Training, und das schnell. Als die VerComs hier waren, brauchten wir uns nicht um die Verteidigung zu kümmern. Das erledigten sie schon für uns. Und vorher hatten wir keinen Grund zur Sorge. Jetzt haben wir einen Grund und niemanden, der uns beschützt.«
Rose erinnerte sich, wie schwierig es gewesen war, erwachsen zu werden. Jetzt stand die gesamte Bevölkerung dieses Planeten vor diesem Problem.
»Die Hauptaufgabe ist also
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