BattleTech 19: Stahlgladiatoren
den Rat plötzlich beruhigt hatte.
»Herr Vorsitzender. Ich muß mich für meinen dramatischen Auftritt entschuldigen. Ich wurde aufgehalten.«
Rose hoffte, daß seine Leute etwas damit zu tun hatten.
»Hauptmann…«
»Bitte, Herr Vorsitzender. Ich bin nur noch Zivilist.« Rose’ Gedanken überschlugen sich. Ein jüngst pensionierter MechKrieger in den besten Jahren. Er wirkte nicht behindert, aber welche andere Erklärung konnte es bei jemand, dem alle mit solchem Respekt begegneten, für einen vorzeitigen Ruhestand geben?
»Nun gut, Herr Morgain. Wenn Sie darauf bestehen. Wir haben Sie gebeten, vor dem Rat zu erscheinen, um uns von den Clans zu berichten. Wir sind alle über Ihre Leistungen gegen die Stahlvipern und Jadefalken im Bilde.«
Morgain kam die Stufen hoch und stellte sich neben Rose. Er nickte ihm höflich zu und wandte sich dann zum Rat. Rose folgte seinem Beispiel.
»Wir haben darüber diskutiert, ob es vernünftig wäre, den Kontrakt mit dem Mann zu ratifizieren, den Sie hier sehen: Kapitän Jeremiah Rose, Kommandeur der Söldnereinheit Black Thorns.«
Morgain reichte Rose die Hand und schenkte ihm ein freundliches Lächeln. Rose erwiderte den festen Händedruck, konnte sich aber seinerseits kein Lächeln abringen.
»Wir hatten gehofft, Ihre Meinung vor dem Eintreffen von Kapitän Rose hören zu können, aber nachdem Sie nun beide hier sind…« Cooke breitete die Arme aus und zuckte die Achseln.
»Herr Vorsitzender, wenn der Kapitän nicht hier stünde, würde ich dasselbe sagen. Wir müssen mit allem, was wir zur Verfügung haben, gegen die Clans kämpfen. Ich weiß, ich war lange fern von Borghese, und ich hatte Angst, die Menschen hier würden mich und das Werk vergessen, daß mein Vater und ich hier begonnen haben. Sie können sich meine freudige Überraschung vorstellen, als ich bei meiner Rückkehr feststellte, daß dem nicht so ist. Als mein Vater in diesem Rat saß, hat er Selbstvertrauen und Voraussicht immer hochgehalten. Herr Crenshaw, Sie waren ebenfalls im Rat, als viele seiner Ideen ratifiziert wurden. Borghese muß bereit sein, sich gegen Feinde zu verteidigen, die unsere kostbaren und lebenswichtigen Rohstoffe stehlen wollen.«
Einige Ratsmitglieder nickten zustimmend. Wer war dieser Kerl? Und was war sein Vater gewesen, außer Ratsmitglied?
»Sie würden also gegen sie kämpfen?« Die Frage kam von der jungen Frau, aber sie schien die Antwort schon zu kennen.
»Fräulein de Vilbis, auch wenn ich nicht mehr beim Militär bin, würde ich, wenn ich sonst keine Möglichkeit hätte, noch mit bloßen Händen gegen sie kämpfen.« Morgain machte eine Pause, und Rose glaubte, die Andeutung eines Lächelns zu sehen. »Aber natürlich würde ich es erst einmal mit dem Marodeur versuchen.«
Die Ratsmitglieder lachten, und Rose wußte, daß die Entscheidung gefallen war.
»Ich bin nach Borghese zurückgekehrt, um mich nach all dem, was ich von seiten der Clan-Invasoren erlitten habe, hier zu erholen, aber ich könnte und würde nicht untätig zusehen, wie sie die schönste Welt der Inneren Sphäre vernichten.«
Rose starrte den Herrscherrat an, aber aus dem Augenwinkel beobachtete er Salander Morgain. Die Rede war glatt vorgetragen worden und sehr gut angekommen. Rose hoffte, nur einen begnadeten Redner vor sich zu haben. Der Mann hatte etwas an sich, das ihm nicht gefiel, aber er konnte nicht genau sagen, was. Neid? Rose hatte immer geglaubt, über einer derartigen Regung zu stehen.
»Herr Vorsitzender, ich bitte um eine Abstimmung. Ratifizieren wir den von Kapitän Rose eingegangenen Kontrakt, wie er von Herrn Wilkins vorgelegt wurde?«
Rose beobachtete Fräulein de Vilbis. Sie war durch Morgains leidenschaftlichen Vortrag völlig überzeugt worden.
»Es wurde eine Abstimmung beantragt. Alle, die für die Annahme des Kontrakts mit Kapitän Rose votieren, bitte ich um ein lautes und vernehmliches Ja.«
Gedämpfte Zustimmung klang durch den Saal.
»Gegenstimmen?«
Stille.
»Der Antrag ist angenommen.« Cooke grinste, und der Rest des Herrscherrats schien sich zu entspannen. »Willkommen auf Borghese, Kapitän Rose. Lassen Sie mich Ihnen Ihr Quartier zeigen.«
22
Houston, Borghese
14. Dezember 3054
Den nächsten Tag verbrachte Rose damit, seine Leute und ihr bescheidenes Gepäck in ihr neues Quartier zu bringen. Und neu bedeutete in diesem Fall: noch unbewohnt. Die Ziegelsteinbauten der kleinen Garnison waren stabil, aber nicht gerade anziehend. Zusätzlich zur
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