BattleTech 20: Die Stunde der Helden
Kontrollcode ein und löste die Sprungdüsen des Greif aus. Die gepanzerte Kampfmaschine stieg in einer Bewegung, die halb Sprung, halb Flug war, vom Boden hoch. Er hoffte, daß der verstärkte Hubschrauberlandeplatz stabil genug war, das Gewicht eines Mechs zu tragen. Wenn nicht…
Der Greif setzte in dem Moment auf, als der Senkrechtstarter abhob. Das Dach unter den riesigen Metallfüßen der Maschine hielt, und Clay atmete erleichtert auf. Dann setzte er sich in Bewegung.
Eine Sekunde hing der Schwenkflügler in der Luft, während der Pilot die Triebwerke neu ausrichtete. Dann schoß er davon, wobei er sich steil auf einen Flügel legte, um den ausgestreckten Armen des BattleMechs auszuweichen.
In der Kanzel seines Greif konnte Clay nur machtlos zusehen, wie das Flugzeug nach Osten verschwand, der aufgehenden Sonne entgegen.
25
Dunkeld, Glengarry
Mark Skye, Vereinigtes Commonwealth
4. April 3056
Hier im BattleMech-Wartungshangar der Castle-Hill-Anlage war es zu keinen größeren Kampfhandlungen gekommen. Kadett Davis Clay war gerade vom Paradeplatz in die Halle gekommen, und der Kontrast zwischen der Verwüstung draußen und den geordneten Reihen unter den Wartungsgerüsten stehender Mechs war erschreckend. Es schien fast, als sei das ganze Gefecht im Morgengrauen nur ein Alptraum gewesen. Fast.
»Ah, Kadett Clay.« Ein AsTech 3. Klasse, den er kurz zuvor noch in Gefechtsmontur und mit geschwärztem Gesicht gesehen hatte, kam mit einem Compblock in der Hand und gehetzter Miene über den spiegelblanken Boden auf ihn zu. Er hatte offensichtlich Zeit gefunden, sich umzuziehen. Der Overall und die Ölflecken auf seinem Gesicht und der Kleidung paßten weit besser zu ihm als eine Gefechtsmontur. »Wir sind gerade mit der Diagnose ihres Greif fertig geworden. Er scheint gefechtsklar. Wenn Sie mir folgen möchten, zeige ich Ihnen, was wir gefunden haben.«
Clay gab keine Antwort, folgte dem Tech aber brav zu dem wartenden BattleMech. In seinem Wartungskokon war der Greif von Gerüsten umgeben, die es den WartungsTechs gestatteten, jeden Teil der riesigen Maschine zu erreichen. Eine Handvoll Techs in den roten Overalls der Munitionsabteilung arbeiteten noch an einer offenen Wartungsluke in der oberen Torsohälfte. Wahrscheinlich überprüften sie noch einmal die Raketensprengköpfe in der Munitionskammer.
»An der Stelle, wo die KSR aufschlug, haben Sie etwas Torsopanzerung verloren«, erklärte der AsTechS und deutete auf den geschwärzten Krater an der linken Brustpartie. »Bis wir das auswechseln können, sollten Sie daran denken, daß Sie da einen Schwachpunkt haben, okay?«
Clay nickte. Seine Gedanken kehrten zu dem sinnlosen Widerstand des einzelnen Gardisten mit dem Raketenwerfer zurück. Alles, woran er denken konnte, war das Gefühl, gelähmt zu sein, das ihn gepackt und daran gehindert hatte, den Mann einfach zu töten…
Genau wie er nicht auf den Senkrechtstarter hatte feuern können, bevor der entkam.
»Ich würde Ihnen auch raten, die Sprungdüsen eine Weile sparsamer einzusetzen«, fuhr der AsTech fort. Er zeigte auf das linke Fußgelenk des Greif. »Wir haben Streßschäden im Gelenk entdeckt. Wahrscheinlich sind Sie bei dem Sprung auf das Dach etwas zu schwer aufgekommen. Das ist Arbeit für eine komplette Wartungscrew, und der Mech wird dabei für etwa eine Woche außer Gefecht sein. Kommandanthauptmann McCall hat allerdings angeordnet, Mechs bis auf weiteres nur noch wegen schwerer Schäden aus dem Verkehr zu ziehen, also werden Sie damit leben müssen, bis er seine Meinung ändert.«
Clay nickte fahrig. Er nahm kaum wahr, was der Mann sagte. Wenn er gewußt hätte, daß sich keine Geiseln an Bord des Flugzeuges befanden, hätte er es ausschalten können, solange es noch auf dem Landefeld stand. Statt dessen hatte er wieder einmal gezögert, und Gouverneur DeVries war entkommen. Alles, was der Mann jetzt noch anrichtete, war Davis Clays Schuld. So einfach war das.
Kein Wunder, daß er immer wieder übergangen worden war, wenn es darum ging, eine Lücke im Regiment zu schließen. Wenn es um reale Entscheidungen über Leben und Tod ging, schien er immer die falsche Wahl zu treffen.
Er redete mit dem Teamchef, wie es von ihm erwartet wurde, aber im Innern wußte Clay, daß alles sinnlos war. Selbst wenn einige der Kadetten für den Kampf gegen die Invasoren von Skye ausgewählt wurden, seine Chancen, je wieder einen Mech zu führen, waren minimal, das war ihm klar.
Und irgendwo im
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