BattleTech 20: Die Stunde der Helden
sein, in einem abgedunkelten Mech in einem Hangar zu sitzen und nur zu warten, statt losrennen und selbst handeln zu können.
Alex fragte sich, ob es nicht besser gewesen wäre, die ScoutLanze einer der anderen Kompanien zuzuteilen und statt dessen eine weitere Hilfseinheit in Dunkeld zu behalten. Damit hätte er natürlich McCalls Rat in den Wind geschlagen, aber würde in der bevorstehenden Schlacht Feuerkraft nicht wichtiger sein als die Geschwindigkeit und Beweglichkeit der leichten ScoutMechs?
»Hammer Eins«, meldete sich einen Augenblick später eine andere Stimme. Carlyle wußte, daß sie Oberleutnant Andrej Denniken gehörte, dem Kommandeur der KampfLanze, aber das wußte er nur auf Grund des Codenamens. Dennikens Aufgaben hatten ihn bis jetzt weitgehend außer Sicht gehalten, und Alex kannte ihn vor allem wegen seines Rufs. Er wurde als der ›verrückte russische Bastler ‹ bezeichnet, und fingierte als Verbindungsmann der Gefährten zu OD Kings Techs, wenn er nicht gerade seine Lanze in die Schlacht führte. Der von der technischen Seite der modernen Kriegführung besessene Denniken war angeblich ein erstklassiger Tech und absolut brillanter Bordschütze, aber es gab Stimmen, denen zufolge er mit Maschinen besser zurechtkam als mit Menschen. Alex war sich nicht sicher, was er von diesem exzentrischen Offizier zu erwarten hatte.
Andererseits galt das für eine Menge Leute, nicht zuletzt für ihn selbst. Zumindest hatte sich Andrej Denniken seinen Platz bei den Gefährten verdient.
»Wir sind bereit, Herr Kommandanthauptmann«, fuhr Denniken fort. »Aber ich bin ganz und gar nicht begeistert über den Kaltstartbefehl.«
»So wirrds aberr gemacht, Laddie«, knurrte McCall. »Es geht nae anderrs.«
»Sturm Eins bereit«, meldete Hauptmann Radcliffe einen Moment später. Er befehligte den Panzerzug persönlich, obwohl der Rest seiner Kompanie Dunkeld verlassen hatte, um an den beiden Ablenkungsmanövern teilzunehmen. Ethan Radcliffe hatte aus seiner Ablehnung für den gesamten Hinterhalt kein Hehl gemacht. Gleichzeitig hatte er aber auch darauf bestanden, daß er seine Leute nicht für ein derartiges Selbstmordkommando abstellen würde, ohne sie persönlich anzuführen. »Und Lucci hat mir gerade angezeigt, daß ihre Leute ebenfalls in Stellung sind.«
Oberleutnant Darlene Lucci kommandierte den Ersten Zug von Ross’ Panzerinfanteriekompanie, sechs harte Kommandosoldaten, die in den Mechabwehrtechniken ausgebildet waren, die Grayson Carlyle und Feldwebel Ramage vor mehr als drei Jahrzehnten auf Trellwan eingeführt hatten. Damals hatte alles angefangen.
»Alle Einheiten melden Bereitschaft, Oberrst«, erklärte McCall formell. Solange sie sich über Kabelleitung verständigten, teilten sie sich einen Kanal, und der Waffenmeister achtete streng darauf, Alex’ neuen Rang zu benutzen. Hielt McCall damit eine höfliche Scharade aufrecht oder betrachtete er den Sohn seines alten Kommandeurs wirklich als Anführer? Alex konnte es nicht sagen.
Er sah auf die Zeitanzeige. Noch neun Minuten… »Alle Lanzen, Position und Bereitschaft halten«, befahl er. »GeisterLanze, Status.«
Diesen Befehl hätte er schon eher geben müssen, während die anderen Einheiten sich meldeten, aber er hatte es vergessen. Ein schöner Kommandeur!
»Geist Drei bereit und in Wartestellung.« Das war Davis Clay. Er klang gleichzeitig angespannt und aufgeregt, und Alex fragte sich, ob sich sein Zimmergenosse auf die Gelegenheit freute, mit den Gefährten in ein echtes Gefecht zu ziehen. SeniorTech Kings Bericht über die Befreiungsaktion auf dem Castle Hill hatte nur Lob über Clays Leistungen enthalten, von der Organisation bis zur Ausführung. Alex war froh, daß sein Freund endlich die Anerkennung fand, die er verdient hatte. Clays Greif war der leichteste Mech in der BefehlsLanze. Hoffentlich stellte sich das für seinen Freund nicht als zu großer Nachteil heraus. Was Clay jetzt, wo er endlich die Chance bekam, auf die er gewartet hatte, am wenigsten brauchte, waren unerwartete Schwierigkeiten.
»Geist Vier in Bereitschaft«, meldete Caitlin DeVries. Der monotone Tonfall ihrer Stimme trieb Alex Falten in die Stirn. Seit dem Kampf um Castle Hill war sie in sich gekehrt und schwermütig, und er wußte nicht, warum. Lag es daran, daß sie gezwungen gewesen war, sich gegen ihren Vater zu stellen? Oder hatte sie von Alex’ Zweifeln an ihr während der Kämpfe erfahren? Auf jeden Fall hatte Caitlin auch ohne diese emotionale
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