BattleTech 21: Kalkuliertes Risiko
»Ich will dir helfen, wirklich, aber ich weiß nicht…«
»Nancy, Nancy, nimm dich zusammen.« Kai hielt sie mit ausgestreckten Armen von sich. »Das ist nicht dein Fehler. Tormano ist ein böser, heimtückischer alter Mann. Ich hätte mich schon viel früher um ihn kümmern müssen. Das ist mein Fehler. Und ich brauche deine Hilfe.«
»Was immer du willst.«
»Halt Augen und Ohren offen. Wenn er irgend etwas über Deirdre sagt, gib mir Bescheid. Bitte.«
»Das werde ich. Versprochen.«
Kai drückte ihr einen Kuß auf die Stirn. »Danke.«
»Was wirst du jetzt tun?«
»Was immer ich kann, Nancy, und außerdem beten.«
»Buon giorno, Sergej.« Der Attentäter begrüßte den Vermittler im Hinterzimmer der Red Hart Grillbar. »Come sta?«
»Molto bene. Ich habe, was du wolltest.« Chou legte einen Aktenkoffer auf den Tisch und plazierte ein kleines, in braunes Packpapier gewickeltes und mit Bindfaden verschnürtes Päckchen obenauf. »Die übrigen Berichte sind im Koffer. Du wirst mit den Ergebnissen zufrieden sein. Alles wurde nach deinen Angaben ausgeführt.«
»Wie immer macht deine Arbeit mir die meine um vieles leichter.
Xiexie.«
»Bu xie.« Chou verbeugte sich vor dem Attentäter und zog sich rückwärts aus dem Zimmer zurück. Der Attentäter unternahm keinen Versuch, etwas von den Sachen anzufassen, die der Vermittler geliefert hatte. Aus ihrer kurzen Unterhaltung wußte er, daß Chou alle in den Computerdateien versteckten Informationen gefunden hatte. Damit trat sein Fluchtplan augenblicklich in Kraft. Je eher die Sicherheitsagenten ihn auf sein Ziel ansetzten, desto eher würde er frei sein.
Mandrinn Tormano Liaos Landgut
Solaris Mark Tamarind
Vereinigtes Commonwealth
Deirdre gefiel der selbstgefällige Ausdruck auf dem Gesicht des Sicherheitschefs ganz und gar nicht. Seine Miene ließ sie das Schlimmste ahnen. »Ich habe gefragt, wann wir Solaris verlassen, Kapitän. Der Mandrinn hat seine Auszeichnung überreicht, und gestern haben Sie mir mitgeteilt, daß die Magnetresonanzscan-Anlage gekauft und fertig zum Abtransport ist. Wann fliegen wir zurück nach Zürich?«
Der Mann gab sich keine Mühe, die Lüge in seiner Antwort zu verschleiern. »Sie müssen die Vorsicht des Mandrinn verzeihen, Doktor, aber es gehen Gerüchte um, ein Terrorkommando der Zhanzheng de Guang befinde sich auf Solaris. Man nimmt an, daß es die Mörder auf den Mandrinn abgesehen haben und das Landgut beobachten.« Er klopfte auf das Pistolenholster an seinem Gürtel. »Aus diesem Grund sind meine Männer bewaffnet worden und angewiesen, ohne Warnung zu schießen. Die Gefahr dürfte in ein, zwei Wochen vorüber sein, aber bis dahin können wir das Risiko, Sie von hier abreisen zu lassen, nicht eingehen. Man könnte Sie entführen.«
Deirdre schüttelte den Kopf. »Ich weiß Ihre Vorsicht zu schätzen, Kapitän. Gibt es keinen Weg, uns früher hier wegzuholen?«
»Ich fürchte nicht. Der Mandrinn hat den Haushalt angewiesen, Ihnen den Aufenthalt auf dem Gut so angenehm wie möglich zu machen. Wir stehen zu Ihren Diensten.«
»Aber Sie werden uns nicht auf ein Landungsschiff bringen und nach Zürich abfliegen lassen?«
»Nein.«
»Na gut.« Mal sehen, inwieweit ich hier gefangen bin. »Bitte rufen Sie den örtlichen ComStar-Präzentor, damit ich meiner Familie eine Nachricht zukommen lassen kann. Ich möchte nicht, daß man sich unnötig Sorgen um mich macht.«
Der Kapitän lächelte. »Das ist bereits erledigt, Dr. Lear. Der Mandrinn wollte Ihnen keine Unkosten aufbürden.«
»Ich verstehe. Nun, dann würde ich gerne das Visiphon benutzen, um Kai Allard-Liao anzurufen.«
Der Mann blinzelte überrascht, dann schüttelte er den Kopf. »Ich fürchte, es ist kein Kontakt nach draußen möglich. Die Verbindungen könnten abgehört werden, und Mr. Allard-Liao wird der Komplizenschaft mit dieser Terrororganisation verdächtigt.«
Das ist völlig unmöglich. Kai und Sun-Tzu würden ebensowenig zusammenarbeiten…
Die Puzzlestücke in Deirdre Lears Gedanken formten sich allmählich zu einem Ganzen. »Ich verstehe.«
»Wenn es sonst irgend etwas gibt, das ich für Sie tun kann, ich stehe zu Ihrer Verfügung.« In den Worten lag leiser Spott, als er sich umdrehte und die Suite verließ.
Deirdre setzte sich auf den Rand der Couch.
David und ich sind Geiseln. Wir sind Gefangene. Tormano benutzt uns gegen Kai. Sie fühlte ein reuiges Stechen, als totgeglaubte Gefühle in ihr aufwallten. Ich wußte, daß Kais Charakter der Tod unserer
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