BattleTech 21: Kalkuliertes Risiko
Galen Cox getötet hatte, war kaum zu übersehen. Und durch sein Zielfernrohr würde für Ryans Kopf dasselbe gelten.
Der Attentäter holte den Ballistikreport aus dem Koffer und legte ihn auf den Tisch. Dann hob er das Magazin heraus und schloß den Koffer. Er holte die Kugeln nacheinander aus dem Magazin und stellte sie auf dem Tisch auf. Die erste hatte einen breiten schwarzen Streifen, die zweite einen ebenso breiten grünen. Es folgte eine Patrone mit Streifen in Gold und Rosa, eine braun-schwarz gestreifte, und eine silber, dunkelrot und hellrot gestreifte Kugel. Das letzte Geschoß trug blau-weiße Streifen.
Der Attentäter war versucht zu lächeln. Die Kugeln gaben ihm alle Informationen, die er brauchte. Aber für die Agenten spielte er weiter. Er hob den Ballistikreport auf. »Die Kugeln, die ich für diesen Auftrag angefordert habe, sind im hinteren Teil kahnförmig gerundet, sabotgeladen und panzerbrechend. Das Ziel wird sich in einem Büroraum aufhalten, hinter einem Fenster, das Ihren Informationen zufolge aus kugelsicherem Glas besteht. Viele Menschen glauben, Glas könne eine Kugel aufhalten, aber das stimmt nicht.« Er nahm die schwarze Patrone in die Hand. »Eine Kugel dieser Masse entwickelt, aus einem Gewehr abgefeuert, genug Bewegungsenergie, um das Glas zu durchschlagen und anschließend unser Ziel zu erledigen.«
Der Attentäter deutete auf die Grafik auf der ersten Seite des Berichts. »Sehen Sie, die schwarzen Kugeln haben eine mittlere ballistische Abweichung von plus eins komma zwo vier Zentimetern auf zweihundertfünfzig Meter Distanz. Viel flacher geht es nicht, aber auf fünfhundert Meter läßt die Treffsicherheit nach. Das ist nicht gut.« Er ging den Report Seite für Seite durch und beeindruckte die beiden mit Fakten und Zahlen, die sie ganz offensichtlich nicht verstanden. Für ihn ging es nur darum, zu überprüfen, ob die Tabellen in derselben Reihenfolge abgeheftet worden waren, wie die Kugeln im Magazin gesteckt hatten.
»Da der Büchsenmacher von jeder Konfiguration vier Stück angefertigt hat, habe ich von allen Kugeln vier zur Verfügung.« Der Attentäter sah hoch und lächelte. »Ich denke, ich sollte die silber-dunkelhellrot gestreifte nehmen. Meinen Sie nicht auch?«
Er hielt sie hoch, und einer der Agenten wollte sie ihm abnehmen, aber der Attentäter zog die Hand zurück. »Nein, nein, mein Lieber, Sie tragen keine Handschuhe. Ich bezweifle, daß der Prinz es gerne sähe, wenn sich auf der Kugel, die Ryan Steiner getötet hat, die Fingerabdrücke eines Agenten des Geheimdienstsekretariats finden. Eine ganz böse Geschichte.«
Der Agent wurde rot, und seine Kollegin lachte. Der Attentäter gestattete sich ebenfalls ein Grinsen. Das war das erstemal, daß er seine Opfer zusehen ließ, wie er sich auf ihren Tod vorbereitete. »Ja, ich nehme die dreifarbige.«
Ein dritter Agent kam herein. »Packen Sie Ihr Zeug zusammen. Wir haben das Zimmer, das Sie wollten.«
Der Attentäter sah erwartungsvoll hoch. »Ist es soweit?«
»Ja«, bestätigte der Neuankömmling mit einem Nicken. »Heute nacht stirbt Herzog Ryan Steiner.«
31
Solaris City, Solaris VII
Mark Tamarind, Vereinigtes Commonwealth
24. April 3056
Kai nickte, als Keith Smith die Visiphonverbindung mit Kristina unterbrach. »Tut mir leid, daß ich von dir verlangen muß, eine Verabredung abzusagen, Keith, aber das hier ist sehr wichtig.« Er sah hinüber zu Larry Acuff und Fuh Teng. »Im Augenblick seid ihr die einzigen Menschen, denen ich vertrauen kann, und ich brauche eure Hilfe. Wenn ich erklärt habe, worum es geht, müssen wir uns unterhalten, und wir werden dazuholen, wen immer wir brauchen, solange wir die Sache geheimhalten können.«
Alle drei Männer sahen ihn gespannt an. »Peter Davion hat Solaris in Begleitung von Chorsakows Kosaken verlassen. Die Einheit war berüchtigt für ihren Haß auf Romano, und für Sun-Tzu hat sie kaum mehr übrig. Sie ist aus dem System gesprungen, aber ich weiß nicht, wohin. Soweit ich es verstanden habe, wird es etwa zehn Tage dauern, bis der Bericht über ihre Mission auf Solaris eintrifft.«
Larry runzelte die Stirn. »Zehn Tage sind eine lange Zeit. Ein Sprungschiff kann in der Zeit eine gehörige Entfernung zurücklegen, und mit einem guten Piratenpunkt könnten die Truppen eine Zielwelt beinahe sofort nach Ankunft erreichen.«
Keith drehte Kais Computerkonsole und legte sich die Tastatur auf den Schoß. »Dadurch, daß ich die Sprungschiffe für diese verdammten
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