BattleTech 21: Kalkuliertes Risiko
gemacht. Weil Galen wußte, daß er Katrina niemals für sich würde gewinnen können, konnte er ihr völlig locker begegnen, und die angestrengten und nervösen Bemühungen anderer, ihr zu imponieren, amüsierten ihn häufig enorm. Er hatte schnell eine Art sechsten Sinn dafür entwickelt, wann es nötig wurde, sie aus einer peinlichen Situation zu retten, und die Frustration der gescheiterten Galane machte das Spiel höchst unterhaltsam.
Seine lockere Gelassenheit hatte Katrina veranlaßt, sich ihm zu öffnen. Er war weniger ihr Vertrauter als ein Freund geworden. Sie hatten viele Stunden damit zugebracht, sich über Victor zu unterhalten. Dann waren ihre Gespräche auf Katrina gekommen, und schließlich auf Galen. Obwohl er in der Regel recht zurückhaltend war, was sein Privatleben anging, offenbarte er ihr in diesen Gesprächen Einzelheiten, von denen er nie geglaubt hätte, er würde sie jemals jemand anderem als seiner Ehefrau oder – Curaitis trat vor sein inneres Auge – einem professionellen Chemoverhörspezialisten verraten.
Etwa zum selben Zeitpunkt, als er Katrina seine Geheimnisse anvertraute, erkannte er, wie vernarrt er in sie war. Er versuchte sich sofort wieder zu lösen, aber er schaffte es nicht. Da ihre Stellung und Situation sie körperlich trennte, erreichten sie eine Art intellektueller Intimität, die er nie zuvor mit einer Frau gekannt hatte. Es war entschieden anders als seine Beziehung zu Victor, und lockend genug, daß er dieses Erlebnis immer weiter auskosten wollte.
Der Lift blieb stehen und die Türen glitten auf. Die beiden DavionAgenten, zwei wahre Muskelberge stiegen aus und bauten sich zu beiden Seiten der Türen auf. Als nächstes traten die beiden kleineren draconischen Leibwächter in den Saal hinaus und übernahmen die Vorhut für das Gästequartett. Katrina und Omi folgten, während Galen und DeLon den Abschluß bildeten.
Wie immer ist dein Timing fehlerlos, Katrina!
Der bisherige Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand am Rand der Treppe hinab in den Saal. Er verbarg seine verärgerte Miene schnell,
aber Galen hatte sie noch mitbekommen. Er grinste den Mann an, um ihm wissen zu lassen, daß er ertappt worden war. Ein haßerfüllter Blick zuckte durch die obsidianschwarzen Augen, aber Galen ließ sich mit keiner Miene anmerken, daß er es bemerkt hatte oder irgendwie daran interessiert war.
Katrina ging geradewegs auf den Mann zu und umarmte ihn. »Was für eine Freude, dich zu sehen, Cousin! Meine Glückwünsche zum Kauf deines Stalles.«
Ryan Steiner setzte ein höfliches Lächeln auf, aber er wirkte eher schmerzlich berührt. »Ich kann dich doch hoffentlich überreden, einen Teil der Kämpfe aus meiner Loge zu verfolgen?«
»Das Vergnügen werde ich mir nicht nehmen lassen.«
Ryan kehrte den beiden Männern auf der Stufe unter ihm den Rücken zu und stellte Katrina einen kleinen, drahtigen Asiaten vor. »Herzogin Katrina Steiner, dies ist unser Gastgeber, Mandrinn Tormano Liao.«
Auch Tormanos Gesicht leuchtete auf, als Katrina ihm ein Lächeln schenkte. In dieser Hinsicht unterschied er sich nicht von anderen Menschen. »Ihre Einladung war äußerst großzügig, Mandrinn.«
»Und Ihr Erscheinen macht den Empfang zu einer Feier, die in den gesellschaftlichen Annalen dieses Planeten unvergessen bleiben wird.« Er verneigte sich und küßte ihre ausgestreckte Hand.
Ryan fuhr mit der Vorstellung fort. »Herrn DeLon kennen Sie natürlich schon. Er hat die Ehre, Ihre Hoheit, Omi Kurita, zu begleiten.«
Omi verbeugte sich respektvoll vor Tormano. »Möge der Segen der Zeitalter auf Euch und Eurem Hause ruhen.«
»Eure Anwesenheit, Omi-san, ist Beweis, daß Euer Wunsch bereits in Erfüllung gegangen ist.« Tormano erwiderte ihre Verbeugung mit gleicher Tiefe und Dauer. Als er sich wieder aufrichtete, lächelte er und sah Ryan erwartungsvoll an.
Ryan erwiderte den Blick mit ausdruckslosem Gesicht. Er wartete gerade lange genug, um der Szene einen absurden Touch zu verleihen, dann setzte er eine überraschte Miene auf. »Oh, ich dachte, Sie beide wären einander bereits begegnet, Mandrinn.«
Galen trat einen Schritt vor und reichte dem Leiter der Bewegung Freies Capella die Hand. »Kommandant Galen Cox. Es ist mir eine Ehre, hier sein zu dürfen.«
»Es ist mir eine Ehre, Sie hier begrüßen zu dürfen.«
»In der Tat.« Ryan lachte und legte eine schwere Hand auf Galens Schulter. »Welche Party wäre vollständig ohne Victor Davions Schoßhund?«
15
Zürich
Mark Sarna,
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